Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
eiskalt. Ich werte das als Punkt für mich und lächele ihn schüchtern an.
    »Ich dachte, ich probiere mal einen neuen Look. Deinen«, füge ich atemlos hinzu.
    »Wie ist denn mein Look? Geschmacklos?«, fragt er.
    »Nein, nein«, beeile ich mich zu versichern, »ich meine nur … du weißt doch genau, was ich meine.«
    »Nicht wirklich«, sagt er kühl und wendet sich in Richtung Küche, »wenn du zu Jackie wolltest, die hat gerade Besuch, wie du ja weißt.«
    »Nein, ich wollte zu dir.« Ich folge ihm in die Küche.
    »Hab ich befürchtet.« Mann, ist der gemein. »Und was willst du von mir?«
    »Ich wollte, na ja …« Hilflos zucke ich mit den Schultern. Dummerweise war ich so mit meiner Umstyle-Aktion beschäftigt, dass ich völlig vergessen habe, mir eine kleine Ansprache zurechtzulegen. Und jetzt weiß ich überhaupt nicht, was ich sagen soll. Bernd schaut mich an.
    »Stress mit dem Verlobten?«, fragt er ironisch.
    »Es ist aus mit Jan. Ich habe ihn verlassen«, sprudelt es aus mir heraus.
    »Aha.« Er tut gleichgültig, aber einen Hauch von Interesse kann ich in seinen Augen blitzen sehen.
    »Du hattest völlig Recht. Er ist ein Arschloch.«
    »Gratuliere zu der frühen Erkenntnis.« Seine Stimme trieft vor Ironie. »Na ja, besser spät als nie.« Damit wendet er sich von mir ab und beginnt, Wasser in die Kaffeemaschine
zu füllen. Ich stehe da und sehe auf seinen Rücken. Er steht nicht weit von mir entfernt, ich müsste nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. Der Drang, ihn anzufassen, wird beinahe übermächtig. Wieso macht er es mir so schwer? Ich mache einen Schritt auf ihn zu und flüstere dicht an seinem Ohr:
    »Zu spät?« Er wendet den Kopf in meine Richtung und sieht mir in die Augen. Ganz ruhig schaue ich zurück. Bitte, sag nein.
    »Ich fürchte, ja«, sagt er leise.
    »Aber warum?«, frage ich kaum hörbar.
    »Du verkleidest dich als Vogelscheuche und tanzt hier an«, sagt er plötzlich heftig, »glaubst du wirklich, das ist es, was ich von dir will? Meinst du allen Ernstes, dass es mich interessiert, was du anhast? Oder ob du Schminke im Gesicht hast oder nicht?«
    »Nein, natürlich nicht«, verteidige ich mich. »So habe ich das doch nicht gemeint. Ich wollte einfach ein Zeichen setzen. Du hast dich doch auch von mir umstylen lassen.«
    »Weil ich wusste, dass dir dieser Scheiß wichtig ist.« Prompt fange ich an zu heulen.
    »Ich wollte dir doch nur beweisen, dass ich dich liebe und dass ich mich ändern kann.«
    »Ich will nicht, dass du dich für mich änderst, verdammt«, schreit er mich an.
    »Das meinte ich doch auch gar nicht«, schreie ich zurück.
    »Was dann?« Mir fällt einfach nichts mehr ein, was ich sagen kann, deshalb schlinge ich ihm meine Arme um den Hals und küsse ihn auf den Mund.
    »Hey, was soll denn …«, wehrt er ab, aber ich lasse mich nicht abschütteln. Ich küsse ihn immer wieder und dann kommen die Worte wie von selbst:

    »Es tut mir Leid. Ich weiß, ich habe dich verletzt, aber ich liebe dich. Ich will dich haben, ich muss dich haben.« In diesem Moment geht die Küchentür auf und Paul schiebt seinen Kopf herein. Reichlich verwirrt schaut er uns an:
    »Äh, Verzeihung, ich wollte nicht stören«, stammelt er verlegen, »es ist nur: Jackie hat Wehen.«
    »Was?« Mit einem Satz fahren wir auseinander. »Wir fahren sofort ins Krankenhaus«, beschließt Bernd, während ich zu meiner Schwester eile. Sie sitzt auf dem Bett und hat eine Hand auf ihren Babybauch gelegt.
    »Wow, das tat ganz schön weh«, sagt sie erstaunt. Ich fürchte, es wird noch ganz schön viel mehr wehtun, aber ich überlasse es lieber anderen, ihr diese Neuigkeit zu übermitteln. Der Hebamme zum Beispiel, oder dem Arzt.
    »Können wir dein Auto nehmen, Helen«, ruft Bernd, und ich bin enttäuscht, dass er nicht Lenchen zu mir sagt. Musste die erste Wehe denn wirklich ausgerechnet jetzt kommen? Konnte sie nicht noch zwei winzige Minütchen auf sich warten lassen? Ich helfe Jackie hoch und gemeinsam betreten wir den Flur:
    »Leider nicht«, sage ich bedauernd in Bernds Richtung, »ich bin mit dem Fahrrad hier.«
    »Ehrlich?« Erstaunt sieht er mich an.
    »Ja, ehrlich«, sage ich gereizt. Bernd grinst und Jackie sieht mich plötzlich ganz komisch von der Seite an:
    »Helen, wie siehst du denn aus? Aus welcher Mottenkiste hast du denn die Sachen gezogen?« Einen Moment lang bin ich beleidigt, doch dann fange ich Bernds Blick auf.
    »Freche Göre«, sage ich deshalb nur und grinse.
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher