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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus
Autoren: Voosen Jana
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mit.«
    »Wohin?«, fragt er, lässt sich aber widerstandslos mitziehen. Hinein in die gynäkologische Abteilung, den Flur hinunter und in das leere Zimmer. Es ist ein in sonnigem Gelb gestrichener Raum mit jeweils einem Bett an den Längsseiten. Ich schiebe Bernd hinein und sehe noch mal auf den Flur hinaus. So wie es aussieht, hat uns niemand hineingehen sehen. Ich schließe die Tür und sehe mich suchend um. »Darf ich fragen, was du da machst«, erkundigt sich Bernd, als ich einen der drei Stühle, die um den
Tisch am Fenster herumstehen, ergreife und in Richtung Tür schleppe.
    »Nein, darfst du nicht«, sage ich und platziere die Stuhllehne genau unter dem Türgriff. Dann drehe ich mich zu Bernd herum und gehe langsam auf ihn zu, bis ich genau vor ihm stehe. Das Herz klopft mir bis zum Hals, aber ich nehme all meinen Mut zusammen und sage:
    »Ich warte seit fünfzehn Jahren auf dich. Ich halte es keine einzige Sekunde mehr aus.« Damit nestele ich an der Schnürung meiner hässlichen Strickjacke herum und lasse sie mir von den Schultern gleiten. Dann ziehe ich mir das Rippenshirt über den Kopf. Bernd schaut mich an. Ich trete mit meiner linken Fußspitzen hinten auf meinen rechten Schuh und schlüpfe hinaus. Dasselbe wiederhole ich mit dem anderen. Während ich die Knopfleiste meiner Flanellhose öffne, sehe ich Bernd unverwandt in die Augen. Es macht mich schrecklich nervös, dass er nichts sagt, aber einen Rückzieher kann ich jetzt auch nicht mehr machen. Ich lasse die Hose herunterfallen und steige hinaus. Noch immer sagt Bernd keinen Ton. Nur mit einem winzigen rosa Slip bekleidet stehe ich vor ihm. Ich gehe noch den letzten Schritt auf ihn zu, meine Brüste berühren den Stoff seines weißen T-Shirts.
    »Bitte küss mich«, sage ich leise und er zieht mich in seine Arme. Als seine Lippen meine berühren, klopft mein Herz wie verrückt. Plötzlich komme ich mir vor, als seien wir wieder fünfzehn und sechzehn Jahre alt, wie damals auf der Skifreizeit. Zögernd lasse ich meine Hände unter Bernds T-Shirt gleiten und ziehe es ihm über den Kopf. Dann dränge ich mich an seinen behaarten Oberkörper und spüre seinen Herzschlag an meiner Brust. Bernds Hände gleiten durch meine Haare zu meinem Hals und dann den Körper hinunter. Er löst seinen Mund von meinem
und beginnt, meinen Hals zu küssen. Wenige Sekunden später liege ich auf dem schmalen Krankenhausbett. Bernd kniet zwischen meinen Beinen, küsst meine Brüste und meinen Bauch, während er mir gekonnt das Höschen auszieht.
    »Hübsch«, höre ich ihn murmeln. Irritiert schaue ich ihn an und sehe, dass er mir ziemlich ungeniert zwischen die Beine schaut.
    »Bernd«, sage ich verlegen und versuche, mich seinen Blicken zu entziehen.
    »Lass mich dich doch ansehen«, sagt er sanft und streichelt zärtlich meinen Bauch.
    »Aha, es gefällt dir also doch ganz gut so, was?«, kann ich mir nicht verkneifen zu triumphieren.
    »Lenchen, versprich mir, dass du dich nie wieder dieser schmerzhaften Prozedur unterziehst, nur weil du denkst, es ist schick.«
    »Aber …«
    »Versprich es mir.«
    »Na gut, versprochen«, sage ich widerwillig.
    »Wenn ich sage ›hübsch‹, dann rede ich nämlich nicht von vorhandenen oder nicht vorhandenen Haaren«, grinst er und beginnt mich dort zu küssen, dass es mir den Atem nimmt. Und dann schlafen wir miteinander. Es ist unbeschreiblich. Es fühlt sich an, als wären wir füreinander gemacht. Bernd sieht mir zärtlich in die Augen, während er mich liebt, und genau so fühle ich mich in diesem Moment. Geliebt. Angenommen. Angekommen.
     
    »Ich lass dich nie mehr los«, flüstere ich ihm ins Ohr, als ich mich nachher an ihn schmiege. Dann lasse ich ihn allerdings doch los, als nämlich der Stuhl an der Tür ein Eigenleben entwickelt und anfängt, hin und her zu ruckeln.

    »Was ist denn da los?«, erklingt eine ungehaltene weibliche Stimme von draußen, und ich stoße einen erschrockenen Schrei aus.
    »Einen Moment bitte«, ruft Bernd und eilt, nackt wie er ist, in Richtung Tür. Durch den schmalen Türspalt spricht er mit der aufgebrachten Krankenschwester.
    »Was fällt Ihnen denn ein«, schimpft sie los, »was machen Sie da drin. Dies ist die gynäkologische Abteilung, Sie haben hier nichts verloren.« In Windeseile steige ich in meine Klamotten und kann kaum ein Kichern unterdrücken, als ich Bernds aberwitziger Ausrede lausche:
    »Verzeihen Sie, meine Frau will sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, Sie
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