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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Autoren: Georg Sander
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Hang dort links sichern soll, anscheinend vom tagelangen Dauerregen unterspült worden ist. Letzte Nacht gab sie nach und stürzte zusammen mit etlichen Tonnen Dreck auf die Straße. Die Leute vom THW, die schnell zur Stelle waren, haben in dem Geröll Knochen und einen menschlichen Schädel entdeckt. Die Fundstelle liegt dort hinten auf der anderen Seite des Erdrutsches und ist von hier aus leider nicht zu sehen.“
    Velten besah sich den Schlamassel. Vor gut zwanzig Jahren hatte man die Zufahrt zum Industriegebiet Pfaffenwiese in eine steil ansteigende Hügelflanke gebaut. Entlang der nördlichen Seite der Straße war über eine längere Strecke eine gut drei Meter hohe Stützmauer errichtet worden, um den Hang an Ort und Stelle zu halten. Dieser Wall war auf einer Länge von etwa fünfzehn Metern eingebrochen. Eine Lawine aus Erde, Steinen und Bäumen hatte sich durch diese Lücke auf die Straße ergossen. Die hangseitige Fahrbahn war völlig unpassierbar und die Gegenspur konnte bestenfalls mit geländegängigen Fahrzeugen bewältigt werden.
    „Wenn ich geahnt hätte, dass hier nur ein paar Knochen herumliegen, hätte ich mir den Weg sparen könnten“, meinte Velten enttäuscht. „Das Skelett wird von einer Weltkriegsleiche oder einem Selbstmörder stammen, der sich vor Jahren im Wald umgebracht hat. Wie auch immer, mehr als einen Einspalter gibt die Sache sicher nicht her.“
    Katja zog die Kapuze ihres Anoraks tiefer ins Gesicht. „Dasselbe habe ich mir auch schon gedacht. Schade, in der nachrichtenarmen Vorweihnachtszeit hätten wir eine frische Leiche gut brauchen können.“
    Velten wollte eben zu seinem Golf zurückgehen, als er die Wagenkolonne bemerkte, die an den parkenden Autos vorbei auf die Absperrung zuhielt. An der Spitze fuhr ein Transporter der Polizei, dem drei weitere Fahrzeuge folgten. Den silbergrauen Kombi am Ende des kleinen Konvois erkannte er sofort: „Sieh an, meine Ex-Frau ist im Anmarsch. Vielleicht sollten wir doch noch ein wenig abwarten. Das K11 rückt eigentlich nur an, wenn sich ein Kapitalverbrechen ereignet hat.“
    Die Polizeifahrzeuge kamen vor dem Flatterband zum Stehen. Der Polizist, der dort postiert war, ging zum ersten Wagen und besprach etwas mit dem Fahrer. Velten und Katja gingen zum Kombi, an dessen Steuer Kriminalhauptkommissarin Susanne Staller saß, neben ihr blinzelte ein jüngerer Kollege, den Velten noch nie gesehen hatte, in den Regen. Das Fenster auf der Beifahrerseite glitt herab, und sie beugte sich etwas nach unten, um die beiden Journalisten besser sehen zu können: „Ich frage mich, wie ihr immer so schnell Lunte riecht, wenn irgendwo etwas passiert ist.“
    „Das bleibt unser kleines Geheimnis“, antwortete er.
    „Das dachte ich mir schon. Kennst du Kriminalkommissar Dominic Stengel?“
    „Ich hatte noch nicht das Vergnügen“. Velten nickte ihm zu und fand ihn auf Anhieb unsympathisch. Stengel erinnerte ihn an einen Mitschüler aus seiner Zeit am Gymnasium. Der Streber, der ihn bei Klassenarbeiten nie abschreiben ließ, hatte damals ein Einser-Abi gebaut. Velten nicht. „Weißt du schon, was hier passiert ist?
    Susanne machte eine Kopfbewegung in Richtung Erdrutsch: „In dem Geröll da vorne steckt eine skelettierte Leiche. Die Leute vom THW haben uns angerufen. Bei dem oder der Toten sollen Gegenstände gefunden worden sein, die darauf hindeuten, dass die Person nicht länger als zehn oder zwanzig Jahren in der Erde lag. Außerdem soll der Schädel auffällige Verletzungen aufweisen. Gut möglich, dass wir es mit einem Verbrechen zu tun haben. Aber das behältst du bitte noch für dich. Wir geben eine Pressemitteilung heraus, sobald wir mehr wissen.“
    „Die Mauer wurde vor ziemlich genau zwanzig Jahren gebaut“, sagte Velten. „Das spricht doch ebenfalls dafür, dass die Leiche schon genauso lange hier liegt.“
    „Wir sind ja hier, um das herauszufinden“, erwiderte Stengel säuerlich, bevor sie antworten konnte. „Wenn Sie jetzt bitte vom Wagen zurücktreten würden. Sie bemerken vielleicht, dass es ins Auto regnet.“
    Susanne verdrehte die Augen. Velten ahnte, dass sie ihren schnöseligen Kollegen ebenfalls nicht mochte. „Wir müssen weiter. Ich rufe dich an.“
    Er sah dem Kombi nach, der zusammen mit den anderen Polizeifahrzeugen im Schritttempo zum Erdrutsch fuhr. Katja stand mit hochgezogenen Schultern neben ihm. Ihre Lippen hatten sich zu einem Strich verengt. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie keine Sekunde länger
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