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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Autoren: Georg Sander
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im Regen stehen wollte. Und auch er hatte genug.
    „Hier erfahren wir nichts mehr“, sagte er. „Ich schlage vor, wir fahren gleich ins Pressehaus zurück. Mit etwas Glück sind wir pünktlich zur Redaktionskonferenz dort.“
     
    - - -
     
    Es war bereits Mittag, als Velten und Katja nach der täglichen Besprechung im fensterlosen Konferenzraum des Pressehauses, der unter den Kollegen nur der Bunker genannt wurde, in ihr Büro zurückkehrten.
    „Es hat mich überrascht, dass du mir diese Erdrutschleiche zugeteilt hast“, wunderte sie sich. „Einer unserer Volontäre wäre damit sicher auch zurechtgekommen.“
    „Wenn man bedenkt, dass du vor ein paar Wochen selbst noch Volontärin warst, ist das eine bemerkenswerte Aussage“, stellte Velten fest. Seine junge Kollegin war erst vor Kurzem in die Redaktion des Kurier aufgenommen worden. Die Sechsundzwanzigjährige hatte sich die Festanstellung durch ihre herausragende Leistung bei der Aufklärung von zwei aufsehenerregenden Kriminalfällen (s. „Velten & Marcks – Eine Frage der Zeit“ und „Velten & Marcks – Die Tote im Klee“) allerdings auch redlich verdient. Im Übrigen hatte Velten ihre Übernahme zur Bedingung dafür gemacht, die Leitung der Lokalredaktion des Morgenkurier von Dieter Kreutzer zu übernehmen. Kreutzer hatte den Waldenthaler Ableger der traditionsreichen Zeitung lange Zeit zusätzlich zu seiner Hauptaufgabe als Chef der Gesamtredaktion geführt. Aus Zeitgründen war ihm das nicht mehr möglich.
    „Ich wollte nicht überheblich sein“, ruderte Katja zurück , „aber wir haben ja nicht viel mehr als ein paar Knochen. Die Polizei wird sicher eine Pressemitteilung mit Fotos der Gegenstände, die man bei der Leiche gefunden hat, herausgeben, falls sie die Person nicht sowieso direkt identifizieren kann. Das war’s dann auch schon. Falls es sich wirklich um ein Mordopfer handelt, wird das Verbrechen sicher nicht mehr aufzuklären sein. Eine große Story wird daraus also nicht.“
    „Man kann nie wissen. Vielleicht irren wir uns , und es steckt doch mehr dahinter. Wundern würde es mich nicht. Über diesem sogenannten Industriepark liegt so etwas wie ein Fluch. Er wurde gerade gebaut, als ich damals beim Kurier anfing. Das ganze Projekt war höchst umstritten, wurde aber von den beiden großen Parteien im Stadtrat gegen alle Widerstände durchgedrückt.“
    „Welche Bedenken gab es denn?“
    Velten schloss die Augen und versuchte, sich an die Debatten, die seinerzeit um die Pfaffenwiese geführt worden waren, zu erinnern. Das Areal lag weit entfernt von den wichtigsten Verkehrsachsen. Kritiker hatten immer wieder bemängelt, dass der Standort für ein Industriegebiet denkbar ungünstig sei. Sie sollten recht behalten. In den folgenden zwanzig Jahren konnte nur etwa die Hälfte der Flächen vermarktet werden, und zwar zu Preisen, die weit unter den ursprünglich veranschlagten Erlösen lagen. Auch die Qualität der Betriebe, die sich dort niederließen, entsprach nicht den Erwartungen. Statt der angepeilten Unternehmen aus technologieorientierten Zukunftsbranchen hatten sich vor allem Firmen der Old Economy angesiedelt, denen ihr Standort in anderen Teilen der Stadt zu eng geworden war. Statt eines Zuzugs neuer Arbeitgeber hatte also vor allem eine Verlagerung der bestehenden stattgefunden. Diese Entwicklungen hatten einige Experten schon während der Planung der Pfaffenwiese vorhergesagt. Im Mittelpunkt der Kritik standen damals jedoch vor allem die unvermeidlichen Eingriffe in die Umwelt. Für das Bauprojekt musste ein Naturschutzgebiet geopfert werden, in dem seltene Tier- und Pflanzenarten lebten.
    „Das ist ja alles sehr interessant“, meinte Katja lapidar, „aber was hat das mit der Leiche zu tun?“
    „Vielleicht gar nichts“, gab er zu. Doch dann tippte er sich an die Nase: „Aber ich habe einen Riecher für gute Storys, und irgendetwas sagt mir, dass die Sache noch spannend werden könnte. Aber bis es so weit ist, beackern wir gemeinsam die Club-Affäre des Oberbürgermeisters. Natürlich gehen wir nachher auch gemeinsam zur Pressekonferenz im Rathaus.“
    Katja blies eine Strähne ihres braunen Haars aus der Stirn und wandte sich ihrem Computer zu: „Wenn du mich fragst, ist diese Erdrutschleiche morgen schon vergessen.“
    Sie konnte nicht ahnen, wie sehr sie sich irren sollte.
     
    - - -
     
    Frank Meister beendete das Telefonat und steckte sein Handy wieder in die Jackentasche: „Ich muss Sie bitten, sich noch
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