Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Autoren: Sylvia M. Dölger
Vom Netzwerk:
----
    1
    Stufe für Stufe stieg ich die Gangway zum Flieger hoch.
Meine Nervosität nahm mit jedem Schritt zu. Dunkle Wolken
schoben sich langsam vor den rot glühenden Himmel. Wind
wirbelte durch meine kurzen Locken. Mir war etwas flau im
Magen. Ich warf einen letzten Blick auf das drohende Gewitter
und betrat zum ersten Mal in meinem Leben ein Flugzeug. Eine
Stewardess begrüßte uns freundlich:
    „Bonjour madame! Bonjour monsieur!“
    Jan lief hinter mir und grüßte zurück. Seine Hand lag auf
meiner Schulter. Wir kämpften uns, unsere Plätze suchend,
durch den engen Gang. Ständig mussten wir stehen bleiben, da
irgendjemand sein Handgepäck unbedingt jetzt verstauen
musste. Als ich stolperte, fing Jan mich auf.
    „Wo sitzen wir denn, Schatz?“
    „Siebenunddreißig B und C“, las er mit dem
schwäbischen Dialekt, den ich so liebte, von der Bordkarte ab.
Immer tiefer zog es uns in dieses nicht enden wollende
Metallmonster. Die Luft wurde stickiger. Zweiunddreißig,
vierunddreißig, sechsunddreißig. Endlich! Reihe
siebenunddreißig. Schnell ließ ich mich neben einen fremden
Mann in den Sitz fallen. Mit geschlossenen Augen atmete ich
durch. Mein Nachbar roch nach Schweiß. Auch das noch! So tief
wie möglich verkroch ich mich.
    Eine Stewardess ging an uns vorbei und schloss die
Gepäckfächer. Klick, klack. Klick, klack. Sie kontrollierte die
Anschnallgurte und die Sitzpositionen. Die Knöpfe ihrer Bluse
spannten über der Brust. Freundlich sprach sie Jan auf
französisch an. Daraufhin schloss er den Gurt. Vielleicht nicht so
geschickt, nach Frankreich zu fliegen, ohne französisch sprechen
zu können. Aber jetzt war es eh zu spät. Das Flugzeug begann zu
rollen. Es dröhnte. Eine der Flugbegleiterinnen stand im Gang
und erklärte das Verhalten für einen Notfall. Sie demonstrierte
mit gelangweilten Gesten Spucktüten, Sauerstoffmasken und
Schwimmwesten.
    Feste zog ich den Gurt nach und beobachtete, wie die
Crew ihre Plätze einnahm. Das Flugzeug beschleunigte, wurde
schneller und schneller und schneller. Wir wurden in den Sitz
gepresst.
    Nach dem Start wurde es besser. Ich entspannte mich
etwas. Die Landung war ziemlich unruhig, aber schließlich hatte
ich meinen ersten Flug gut überstanden.
     
    Nachdem wir die Kontrollen hinter uns gelassen und
unser Gepäck vom Transportband genommen hatten, stiegen wir
in die Metro. Jans blaue Augen leuchteten, er lächelte mich an.
Sein zerzaustes blondes Haar fiel ihm in die Stirn, als er sich
herüberbeugte und mir einen Kuss gab.
    Den Rest der Strecke legten wir zu Fuß zurück. Überall
kamen Gesichter auf mich zu. Lichter flimmerten. Menschen
liefen an uns vorbei. Kurze Röcke, lange Beine. Haut blitzte von
riesigen Werbetafeln. Straßen und Schaufenster funkelten im
Dunkeln. Die Hektik der Großstadt erfasste uns und drohte, mich
zu verschlingen.
    Wir kamen am Eiffelturm vorbei. Er wirkte riesig und
irgendwie bizarr. Plötzlich fing es an zu blitzen. Es waren nicht
die Japaner mit ihren Kameras sondern der Turm, der von oben
bis unten bläulich blinkte. Wie ein moderner Weihnachtsbaum
im August! Witzig. Nach zehn Minuten war das Schauspiel
schon wieder vorbei. Der Eiffelturm wurde in einem sanften und
gleichmäßigen Licht angestrahlt. Jan blieb stehen, zog mich zu
sich heran, küsste meine Wange und wanderte langsam an ihr
entlang.
    „Schön, dass du mitgekommen bist“, flüsterte er mir ins
Ohr, während er daran knabberte. Wie freute ich mich auf einen
romantischen Abend bei Kerzenschein. Ich plante jedes Detail.
Vorfreude ist doch angeblich die größte Freude. Zuerst würden
wir in einem stilvollen Hotel essen und danach diesen
wundervollen Kuss unter der Dusche fortsetzen. Ich sah schon
das Wasser von Jans erhitztem Körper abperlen, wie wir uns auf
das französische Bett stürzten, endlich Zeit füreinander hätten
und grinste ihn an.
    Als wir unser kleines Hotel endlich gefunden hatten,
checkten wir ein und trugen die Taschen in die fünfte Etage. Es
gab keinen Aufzug. Völlig außer Atem kamen wir oben an.
    „Ich brauche eine Dusche.” Jan zog schon seine Hose aus.
    „Ich komme mit”, rief ich und folgte ihm ins Bad. In der
Dusche krabbelte eine Ameisenfamilie auf der schwarz
verfärbten Fußmatte.
    „Hier ist es viel zu eng, Lena.” Jan zuckte mit den
Schultern und schloss die Tür. Also legte ich mich aufs Bett und
wartete auf ihn. Wenige Minuten später hörte ich den Rasierer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher