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Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Autoren: Sylvia M. Dölger
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Ich nahm das Foto
aus dem silberfarbenen Rahmen und riss langsam die rechte
Hälfte ab. Dann zerfetzte ich sein Gesicht. Jetzt lächelte nur ich
mir noch entgegen. Der Boden war voller winziger
Papierstückchen. Doch das half alles nichts.
    Unser erstes Treffen war erst ein Jahr her. Damals war ich
auf der Flucht vor meiner Mutter gewesen. Den ersten Blick in
seine blauen Augen werde ich wohl nie vergessen …
    Ich trat etwas zu kräftig gegen die Kiste mit den
Erinnerungen, bis sie unter dem Bett Platz fand.
     

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    4
    Zweimal.
Nur
zweimal! Thilo lächelte.
    „Will Spielplatz, Papi!“
    „Ja, Niklas, gleich. Wir müssen erst noch einmal zurück
zum Auto laufen. Dann darfst du spielen.“
    Auch wenn sein Sohn dies nicht verstand,
musste
Thilo
den Weg zu seinem Ford Fiesta zurückgehen und erneut
kontrollieren, ob er ihn abgeschlossen hatte. Er konnte nicht
anders. Der Wagen war nicht mehr der Jüngste, aber nach wie
vor zuverlässig. Vielleicht sollte er sich doch endlich ein
modernes Auto mit Zentralverriegelung kaufen, um aus der
Entfernung ein Knöpfchen drücken zu können und ein
Blink-Licht als Antwort zu erhalten. Nein! Er musste endlich
lernen, seiner Zuverlässigkeit zu vertrauen!, dachte er nicht zum
ersten Mal. Er fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare,
prüfte deren Halt und spürte die milde Luft des Sommerabends
auf seiner Haut.
    Thilo schob den Buggy seines Sohnes wieder den Weg
vom Parkplatz über den Steg zum Eingang der Insel Mainau
entlang. Niklas hätte auch laufen können, genoss es aber
offensichtlich sehr, von seinem Papa gefahren zu werden. Der
Kleine war zweieinhalb Jahre alt und liebte es, im Sand zu
buddeln, mit dem Bagger zu spielen, im Streichelzoo die Ziegen
zu füttern, auf den Ponys zu reiten und die großen bunten Falter
im Schmetterlingshaus zu beobachten. Aus diesem Grund
besaßen sie eine Familienjahreskarte und kamen regelmäßig
hierher.
    Während Thilo einen Bereich des Sandkastens auf dem
großen Spielplatz für Zwei- bis Vierjährige untersuchte, saß
Nick in seinem Buggy und strampelte mit den Beinen. Mit
Schaufel und Sieb bewaffnet, untersuchte sein Vater den Sand
gründlich bis in eine Tiefe von circa zehn Zentimetern.
    „Hallo! Was machen Sie denn da? Was soll das? Hallo,
hören Sie mich? Dies ist ein Kinderspielplatz!“, schrie eine raue
Stimme hinter ihm. Thilo drehte sich um und sah einen alten
Mann, der aufgebracht mit seinem Stock in der Luft
herumschlug.
    „Haben Sie ein Problem? Wissen Sie eigentlich, wie viel
Dreck in diesem Sand steckt?“
    „Dreck? Kein Wunder, wenn Erwachsene wie Sie hier im
Sandkasten sitzen!“
    „Jetzt beruhigen Sie sich doch! Ich sorge hier für
Sicherheit. Haben Sie noch nichts von der neuen
Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen gehört? Sie vergraben
Glasscherben in Sandkästen. Und sie hinterlassen ihre
Zigarettenstummel! Hier! Schauen Sie! Im Sand!“, erklärte er
aufgebracht und zeigte dem Rentner fünf Kippenreste.
Schließlich ging der Mann laut schimpfend weiter.
    Was bildete sich dieser Opa eigentlich ein? Wenn Thilo
diese verwahrlosten Jugendlichen erwischen würde, würde er
ihnen gehörig die Meinung sagen und sie zur Polizeiwache
bringen. Er hatte noch ganz andere Fantasien, die er natürlich
nicht umsetzen würde, sollte er einen dieser Typen tatsächlich
erwischen.
    Erst als Thilo überzeugt war, nichts übersehen zu haben,
ließ er Niklas im Sandkasten spielen. Noch vor einem halben
Jahr wären ihm solche Aktionen peinlich gewesen. Damals wäre
er niemals zur Insel Mainau gegangen, da hier viel zu viele
Spaziergänger und Eltern mit ihren Kindern unterwegs waren.
Heute fühlte er sich lockerer. Das hatte er seinen neuen Freunden
zu verdanken.
    „Papi, guck, Purzelbaum!“ Niklas strahlte seinen Vater an
und zeigte ihm noch weitere Kunststückchen.
    „Schön machst du das, aber pass auf, dass du dir nicht
wehtust.“ Er setzte sich auf eine Bank und lehnte sich entspannt
zurück. Nach der harten Arbeit im Krankenhaus schmerzte sein
Kreuz. Nicht ohne Stolz beobachtete er seinen Sohn beim
Spielen. Niklas wurde ihm immer ähnlicher. Der Kleine konnte
sich gut mit sich selbst beschäftigen. Schließlich setzte Thilo
sich an den Rand des Sandkastens und half ihm beim Sieben.
Plötzlich fiel sein Blick auf die Armbanduhr. Schon Viertel nach
sieben! Seine Mutter würde sie bald zurückerwarten.
    „Nicki, die Oma wartet schon mit dem Abendessen.
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