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Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Autoren: Sylvia M. Dölger
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nächsten Morgen wurde ich vom Klappern des
Geschirrs geweckt. Tina und Jamie deckten den Frühstückstisch.
Langsam wurde ich wach. Es war erst sieben Uhr. Irgendwer
zerrte an meinem rechten Arm. Lasst mich doch alle in Ruhe!
Ich drehte mich auf die andere Seite.
    „Lena, aufstehen. Du wolltest noch mit mir spielen.
Leeena, komm!“
    „Jetzt gibt es erst mal Frühstück, Josy. Und danach geht
es in den Kindergarten. Du kannst ein anderes Mal mit Lena
spielen“, hörte ich Tina aus der Küche rufen. Ihr Freund war
nirgends zu sehen. Mir brummte der Kopf, war wohl doch ein
Schluck zu viel gewesen.
    Beim Frühstück war ich still, musste erst noch wach
werden, einen Kaffee oder auch zwei oder drei trinken. „Lena,
ich habe mir etwas überlegt. Der Klaus hat einen netten Freund.
Den Peter. Wir könnten uns mal zu viert treffen. Vielleicht zu
einem Essen. Das wird dich schon auf andere Gedanken
bringen“, schlug Tina vor.
    „Ne, du, lass mal. Ich komm schon allein klar“, wehrte ich
unwirsch ab und trank meine nächste Tasse schwarzen Kaffee.
    „Wie du willst. Ich meine es doch nur gut mit dir.“
    Jetzt war sie auch noch beleidigt. Na super. Hatte sie
einen Kater oder ich? Wurde sie gerade erst verlassen oder ich?
„Ist ja eine nette Idee von dir, Tina. Aber ich brauche mal meine
Ruhe. Von Männern habe ich die Nase voll.“
    „Bis Jan sich wieder meldet.“
    „Können wir das Thema wechseln?“
    „Okay. Dann komm wenigstens am Samstag mit auf die
Ü30-Party in der Blechnerei. Da waren wir schon lange nicht
mehr.“
    Es wurde immer besser, ich war zwar zweiunddreißig,
aber auf solche Veranstaltungen konnte ich verzichten. Lauter
Männer, die mindestens auf die Vierzig wenn nicht auf die
Fünfzig zugingen und meinten, noch mal den Bär steppen lassen
zu müssen.
    „Ich steh da nicht so drauf“, flüsterte ich mit halb
geschlossenen Augen. Warum ließ sie mich nicht in Ruhe?
    „Also abgemacht. Ich hole dich um acht Uhr ab. Die
Kinder warten schon im Auto, ich muss los!“ Schon war das
Energiebündel verschwunden.
    Von Tina nahm ich sofort die Bahn nach Singen. Ich
wollte bloß nicht in die leere Wohnung zurück. Die
Fließbandarbeit war heute besonders anstrengend. Konnte die
Augen kaum offenhalten. Der Krach in der Fabrik machte es
auch nicht besser. Ich arbeitete bei Maggi in der
Qualitätskontrolle, überprüfte die Verpackungen in Stichproben.
Mit der freien Hand massierte ich meine Schläfen.
    Pass auf, dass du nicht wieder was umstößt,
Bohnenstange! Bist auch zu nichts fähig. Du endest mal wie dein
...
    Ich arbeitete hart an diesem Tag, vielleicht um mich
abzuregen, wahrscheinlich um auf andere Gedanken zu kommen,
sicher aber, um Geld zu verdienen.
    Endlich hatte ich eine kurze Pause! Kaffee wartete schon
auf mich. Mein Kollege Paul kam mit wedelndem Zopf auf mich
zu. Ich schaute in eine andere Richtung, aber er steuerte direkt in
meine Richtung. Typisch Paul.
    „Hallo Lena“, sagte er freundlich. Zu freundlich. Nicht
schon wieder.
    „Hallo Paul. Was gibt´s? Willst du die Schicht
tauschen?“, versuchte ich ihm den Wind aus den Segeln zu
nehmen.
    „Nö, diesmal nicht. Ich wollte heute Abend ins Kino
gehen. Ein toller Action-Film läuft an. Kommste mit?“
    „Hab heute schon etwas vor.“
    „Der Bernd und seine Mandy gehen auch mit.“
    „Kann nicht.“
    „Komm, Lena, du musst mal raus. Macht bestimmt Spaß.
Danach gehen wir ein Bierchen trinken. Oder zwei.“ Er ließ
nicht locker und kam einen weiteren Schritt auf mich zu. „Wird
bestimmt nett.“ Er grinste.
    „Vielleicht ein anderes Mal. Ich muss jetzt arbeiten“,
sagte ich und ging ihm aus dem Weg.
     
    Tatsächlich plante ich etwas für diesen Abend. Ich räumte
die Wohnung aus und ordnete mein Leben. Sortierte es neu,
packte Erinnerungen in Schubladen bzw. Kartons, die ich nie
wieder öffnen würde. Das süße Bärchen, ein Geschenk von Jan
zu meinem Geburtstag, flog im hohen Bogen in die Kiste zu den
anderen Erinnerungsstücken. Die CDs, die wir gemeinsam
angehört hatten, landeten daneben. Unsere Wohnung war noch
nicht einmal fertig eingeräumt. Die Kartons stapelten sich noch
in den Ecken. Im Keller standen weitere und warteten darauf, in
die Schränke geräumt zu werden. Schließlich war das Wenige,
das Jan gehörte, verschwunden. Nur im Keller standen noch
seine Kisten.
    Das kleine Bild von uns beiden vor dem Konstanzer
Münster grinste mich vom Nachttisch aus an!
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