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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Autoren: Georg Sander
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über das Areal wusste. Vor ihr musste sich eine relativ ebene Fläche befinden. Hier hatte bis vor Kurzem ein Wäldchen gestanden, das dem neuen Industriegebiet hatte weichen müssen. Mit schwerem Gerät war die Vegetation entfernt und das Gelände planiert worden. Sie hastete weiter, angetrieben von nackter Todesangst und dem Adrenalin, das durch ihren Körper strömte.
    Unvermittelt trat Tina mit dem rechten Fuß auf einen dicken Ast und verlor das Gleichgewicht. Sie knallte schwer auf den Boden und stieß mit dem rechten Knie gegen etwas Hartes. Ein brutaler, stechender Schmerz fuhr durch ihr Bein. Fast hätte sie laut aufgeschrieen, doch sie biss die Zähne zusammen und rappelte sich mühsam wieder auf. Sie musste weiter, musste ein Versteck finden, um sich vor dem Mann mit dem Knüppel zu verbergen. Er konnte hier genauso wenig sehen wie sie, sprach sie sich selbst Mut zu. Sie ignorierte die pulsierenden Schmerzen und humpelte in ein Gestrüpp am Rand der Freifläche.
    Doch der Fremde hatte sie bereits erreicht. Der erste Hieb streifte sie an der Schulter und schleuderte sie erneut zu Boden. Sie warf sich herum und riss die Arme nach oben, doch sie konnte den nächsten, mit voller Wucht ausgeführten Schlag nicht abwenden. Der Knüppel traf sie seitlich am Kopf. Tina konnte hören, wie ihr Kiefer zerbarst. Zahnsplitter und Blut drangen in ihren Mund. Eine Welle aus glühendem Schmerz durchflutete ihren Körper und breitete sich bis in die letzte Faser ihres Bewusstseins aus.
     
    - - -
     
Gegenwart
    Velten kam nur bis zu dem Streifenwagen, der mit laufendem Motor und blinkendem Blaulicht quer auf der Straße stand. Als er sich dem Fahrzeug näherte, glitt dessen Seitenscheibe herunter. Velten öffnete sein Fenster ebenfalls und sofort regnete es in seinen Golf.
    „Die Zufahrt zum Industriepark Pfaffenwiese ist wegen eines Erdrutsches gesperrt“, rief ihm ein junger Beamter vom Beifahrersitz des Polizeiautos aus zu, während sein älterer Kollege stoisch durch die Windschutzscheibe in das Sauwetter starrte. „Am besten fahren Sie zurück zur Landstraße und nehmen die nächste Abfahrt.“
    „Ich bin Max Velten vom Waldenthaler Morgenkurier und wegen des Erdrutsches hier, beziehungsweise wegen dem, was darin gefunden wurde.“
    „Presse, hm? Na, dann fahren Sie mal ein Stück weiter. Dort drüben vor der Absperrung können Sie am Straßenrand parken.“
    Er bedankte sich und ließ das Fenster wieder hochsurren. Er steuerte um den Streifenwagen herum und folgte der Straße. Hinter der nächsten Biegung sah er bereits ein Dutzend Autos säuberlich aufgereiht halb auf dem breiten Bürgersteig stehen. Wenige Meter weiter konnte er die Erdmassen erkennen, die von einem steilen Hang herab auf die Fahrbahn gestürzt waren. Er konnte nicht abschätzen, wie viele Tonnen heruntergekommen waren, doch die Verwüstung war weit größer, als er vermutet hatte. Er stellte den Golf hinter einem orangefarbenen Kombi der Stadtverwaltung ab. Als der Motor erstarb, stellten auch die Wischer ihre Arbeit ein. Der prasselnde Regen, der sofort in Bächen über die Scheibe lief, nahm ihm augenblicklich die Sicht. Er fluchte leise in sich hinein, als ihm einfiel, dass sein Schirm im Kofferraum lag. Er sprang aus dem Wagen, hastete zum Heck und riss die Klappe auf. Er griff sich den Schirm, auf dem unübersehbar das Logo des Morgenkurier prangte. Als er sich endlich öffnete, war Velten bereits völlig durchnässt. Verdammtes Mistwetter, dachte er. Es war kurz vor Weihnachten, und wie in fast jedem Jahr war an weiße Festtage offenbar wieder einmal nicht zu denken.
    Mürrisch stapfte er an der Reihe parkender Fahrzeuge entlang, bis er die kleine Zuschauergruppe erreichte, die sich vor einem Absperrband drängte. Ein Polizist behielt die Gaffer im Auge. Unter den Neugierigen entdeckte Velten eine zierliche junge Frau in einer blauen Regenjacke, auf der das gleiche Logo prangte wie auf seinem Schirm.
    „Morgen. Schöne Sauerei.“
    Seine junge Kollegin Katja Marcks drehte sich zu ihm um , und ihre grünen Augen musterten ihn amüsiert: „Hallo Velten. Nass geworden?“
    „Dir bleibt wie immer nichts verborgen. Weißt du schon, was hier passiert ist? Ich wurde während der Fahrt ins Büro von der Redaktion informiert, dass es einen Erdrutsch gab und jemand verschüttet wurde.“
    „Das stimmt nur zum Teil“, antwortete Katja. „Ich habe vor zehn Minuten von einem Mitarbeiter des Tiefbauamtes erfahren, dass die Stützmauer, die den
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