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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04
Autoren: R Mead
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ich mit ihr darüber reden und ihr die Frustration über mein durchgeplantes Leben erklären sollen. Irgendwie schien es mir unfair, dass Lissa lieben und leben konnte, wie sie wollte, während ich mein eigenes Glück immer würde opfern müssen, um ihren Schutz zu gewährleisten. Sie war jedoch meine beste Freundin, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu kränken. Lissa war besonders verletzbar, denn die Benutzung von Geist hatte die unangenehme Nebenwirkung, Leute in den Wahnsinn zu treiben. Also hatten sich meine Gefühle so lange in mir aufgestaut, bis sie schließlich explodierten, und ich die Akademie – und Lissa – für immer hinter mir ließ.
    Einer der Geister, die ich gesehen hatte – Mason, ein Freund, der von Strigoi getötet worden war –, berichtete mir, dass Dimitri in seine Heimat Sibirien zurückgekehrt war. Masons Seele hatte kurz darauf Frieden gefunden und diese Welt verlassen, ohne mir noch irgendwelche Hinweise darauf zu geben, wo genau sich Dimitri in Sibirien aufhalten könnte. Also hatte ich einfach blindlings dorthin reisen müssen und einer Welt von Menschen und einer Sprache, die ich nicht kannte, getrotzt, um das Versprechen einzuhalten, das ich mir selbst gegeben hatte.
    Nachdem ich einige Wochen allein unterwegs gewesen war, hatte ich es endlich bis nach Sankt Petersburg geschafft. Ich suchte noch immer, quälte mich noch immer – war jedoch fest entschlossen, ihn zu finden, obwohl mir gleichzeitig davor graute. Denn wenn ich diesen irrwitzigen Plan tatsächlich in die Tat umsetzte, wenn es mir wirklich gelang, den Mann zu töten, den ich liebte, würde das bedeuten, dass Dimitri die Welt wirklich und wahrhaftig verlassen hätte. Und ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich in einer solchen Welt weiterleben konnte.
    Nichts von alldem kommt mir real vor. Wer weiß? Vielleicht ist es das auch nicht. Vielleicht geschieht das Ganze in Wirklichkeit jemand anderem. Vielleicht habe ich mir alles auch bloß eingebildet. Vielleicht werde ich bald aufwachen und feststellen, dass mit Lissa und Dimitri alles wieder in Ordnung ist. Wir werden alle zusammen sein, und er wird mich anlächeln und im Arm halten und mir sagen, dass alles gut sein wird. Vielleicht war es wirklich nur ein Traum.
    Aber das glaube ich nicht.

 
    1
    Ich wurde verfolgt.
    Schon irgendwie lustig, wenn man bedachte, dass ich während der letzten Wochen ständig andere verfolgt hatte. Aber wenigstens war es kein Strigoi. Das hätte ich bereits gewusst. Da ich schattengeküsst war, besaß ich neuerdings die Fähigkeit, die Untoten zu spüren – bedauerlicherweise durch Anfälle von Übelkeit. Trotzdem wusste ich das Frühwarnsystem meines Körpers zu schätzen und war erleichtert, dass mein Verfolger heute Nacht zumindest kein irre schneller, irre bösartiger Vampir war. Gegen solche hatte ich in letzter Zeit schon oft genug gekämpft, und jetzt wünschte ich mir zu Abwechslung mal einen freien Abend.
    Ich musste also davon ausgehen, dass mein Verfolger wie ich ein Dhampir war, wahrscheinlich einer aus dem Klub. Allerdings verhielt sich diese Person wesentlich unvorsichtiger, als ich es von einem Dhampir erwartet hätte. Ich konnte seine Schritte auf dem Pflaster der dunklen Seitenstraßen deutlich hören, und einmal bekam ich sogar flüchtig eine schattenhafte Gestalt zu Gesicht. Trotzdem, wenn man meine übereilten Taten heute Nacht bedachte, handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen Dhampir.
    Das Ganze hatte schon früher am Abend in der Nachtigall angefangen. Das war jedoch nicht der richtige Name des Klubs, sondern eine Übersetzung. Der eigentliche Name war etwas Russisches, doch den konnte ich beim besten Willen nicht aussprechen. Zu Hause in Amerika war die Nachtigall unter den reichen Moroi, die ins Ausland reisten, wohlbekannt, und jetzt verstand ich auch, warum. Ganz gleich, wie spät es war, die Leute kleideten sich dort immer, als befänden sie sich auf einem fürstlichen Ball. Und, nun ja, mit den elfenbeinfarbenen Wänden voller goldener Schnörkeleien und Zierleisten erinnerte das ganze Lokal irgendwie an das alte zaristische Russland. Es ähnelte in gewisser Weise dem Winterpalast, einer königlichen Residenz aus der Zeit, als Russland noch von Zaren regiert worden war. Gleich nach meiner Ankunft in Sankt Petersburg hatte ich den Palast besichtigt.
    In der Nachtigall glitzerten kunstvolle, mit echten Kerzen ausgestattete Kronleuchter und beleuchteten die goldene Einrichtung, sodass
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