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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04
Autoren: R Mead
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wir uns das nächste Mal sehen – was schon sehr bald sein wird.
    In Liebe, D.
    „Oh“, sagte ich und ließ die Karte beinah fallen. „Das ist gar nicht gut.“
    Für einen Moment drehte sich die Welt um mich herum. Ich schloss die Augen und holte tief Luft. Zum hundertsten Mal ging ich die Ereignisse jener Nacht durch, in der ich Dimitri entkommen war. Bisher hatte ich mich allerdings stets auf seinen Gesichtsausdruck in dem Augenblick konzentriert, in dem ich zugestoßen hatte, auf den Anblick seines Körpers, wie er in das schwarze Wasser stürzte. Nun beschwor ich alle Einzelheiten unseres Kampfes herauf. Ich erinnerte mich, dass er mir im letzten Augenblick ausgewichen war, als ich auf sein Herz gezielt hatte. Einen Moment lang hatte ich gedacht, ich hätte den Pflock nicht hart genug in seine Brust gerammt – bis ich sah, wie seine Züge erschlafften und er abstürzte.
    Offenbar hatte ich den Pflock tatsächlich nicht hart genug geführt. Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen, aber es ging alles so schnell. Er war gestürzt … und was dann? Hatte der Pflock so locker gesessen, dass er von allein herausfiel? Hatte er ihn herausziehen können? War der Pflock herausgerutscht, als er auf dem Wasser aufschlug?
    „All die schönen Übungsdummys haben nichts gebracht“, murmelte ich und dachte daran, wie Dimitri mir wieder und wieder eingebläut hatte, einen Pflock so in die Brust zu rammen, dass er an den Rippen vorbei ins Herz traf.
    „Rose“, rief Lissa. Anscheinend hatte sie meinen Namen nicht zum ersten Mal gerufen. „Was ist hier los?“
    Die wichtigste Pfählung meines Lebens … und ich hatte sie vermasselt. Was würde jetzt geschehen? Sieht so aus, als müssten wir diese Lektion noch einmal durchgehen, wenn wir uns das nächste Mal sehen – was schon sehr bald sein wird.
    Ich wusste nicht, was ich empfinden sollte. Verzweiflung, dass ich Dimitris Seele nicht erlöst und mein Versprechen nicht erfüllt hatte? Erleichterung, dass ich den Mann, den ich liebte, nicht getötet hatte? Und immer, immer wieder diese Frage: Hätte er gesagt, dass er mich liebt, wenn uns noch ein paar Sekunden mehr geblieben wären?
    Ich hatte auf all die Fragen keine Antworten. Und so aufgewühlt ich auch war, musste ich doch meine Gefühle bändigen und analysieren, was ich wusste.
    Zweieinhalb Monate. Ich hatte meiner Mom zweieinhalb Monate versprochen. Keine Aktion bis dahin.
    In der Zwischenzeit war Dimitri immer noch dort draußen, immer noch ein Strigoi. Solange er frei herumlief, würde es für mich keinen Frieden geben. Konnte ich keinen Schlussstrich ziehen. Als ich die Karte noch einmal betrachtete, wurde mir klar, dass ich selbst dann keinen Frieden finden würde, wenn ich versuchte, Dimitri zu ignorieren. Ich verstand die Nachricht auf der Karte nur zu gut.
    Diesmal kam Dimitri zu mir. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich meine Chance, in einen Strigoi verwandelt zu werden, vertan hatte. Er kam, um mich zu töten. Was hatte er noch gesagt, als ich aus der Villa geflohen war? Es sei unmöglich, dass wir beide in dieser Welt leben könnten?
    Und doch, vielleicht konnten wir …
    Als ich ihr nicht sofort antwortete, wuchs Lissas Sorge noch. „Deine Miene macht mir ein wenig Angst. Was geht in dir vor?“
    „Glaubst du an Märchen?“, fragte ich und schaute ihr in die Augen. Noch während ich die Worte aussprach, konnte ich mir Marks missbilligenden Blick vorstellen.
    „Was … was für eine Sorte Märchen?“
    „Die Sorte, für die man sein Leben nicht vergeuden sollte.“
    „Ich verstehe dich nicht“, sagte sie. „Jetzt kapiere ich gar nichts mehr. Sag mir, was los ist. Was kann ich tun?“
    Zweieinhalb Monate. Ich musste zweieinhalb Monate hierbleiben – es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Aber ich hatte es meiner Mom versprochen, und ich weigerte mich, wieder einmal vorschnell zu handeln – vor allem jetzt, da der Einsatz so hoch war. Versprechen. Ich ertrank förmlich in Versprechen. Sogar Lissa hatte ich etwas versprochen.
    „War es dir ernst mit dem, was du gesagt hast? Dass du mich bei meiner nächsten verrückten Mission begleiten willst? Ganz gleich, was geschieht?“
    „Ja.“ Weder Unsicherheit noch Zögern sprachen aus diesem Wort, kein Zaudern zuckte in ihren ruhigen grünen Augen. Natürlich fragte ich mich, ob sie später noch genauso empfinden würde, wenn sie erfuhr, was genau wir vorhatten.
    Was konnte man einem Verurteilten schon anbieten, das eine echte Veränderung für
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