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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04
Autoren: R Mead
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erreicht, aber ich begriff jetzt, wie viele Leute mich liebten und zu mir hielten. Wer konnte schon sagen, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn ich um Hilfe gebeten hätte? Vielleicht wäre es einfacher gewesen.
    „Ich habe viele Fragen“, sagte sie warnend.
    Ihre Stimme hatte wieder einen härteren Tonfall angenommen, und ich musste lächeln. Jetzt war sie wieder die Janine Hathaway, die ich kannte. Und ich liebte sie dafür. Ihr Blick glitt über mein Gesicht und dann zu meinem Hals, und ich sah, wie sie sich versteifte. Panik breitete sich in mir aus, und ich fragte mich, ob Oksana es versäumt hatte, eine der Bisswunden zu heilen. Der Gedanke, dass meine Mutter sehen konnte, wie tief ich in Sibirien gesunken war, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Stattdessen streckte sie die Hand aus und berührte den leuchtend bunten Kaschmirschal, sie wirkte erstaunt und geschockt zugleich. „Das … das ist Ibrahims Schal … er ist ein Familienerbstück …“
    „Nein, der gehört diesem Mafiatypen namens Abe …“
    Ich brach ab, kaum dass mir der Name über die Lippen gekommen war. Abe. Ibrahim. Beide Namen laut zu hören machte mir klar, wie ähnlich sie einander waren. Abe … Abe war auf Englisch die Kurzform von Abraham. Abraham, Ibrahim. Nur ein geringfügiger Unterschied bei den Vokalen. Abraham war in den USA ein durchaus verbreiteter Name, aber den Namen Ibrahim hatte ich nur ein einziges Mal gehört. Und zwar voller Verachtung aus dem Munde Königin Tatianas, als sie auf jemanden anspielte, mit dem meine Mutter mal eine Affäre gehabt hatte …
    „Mom“, sagte ich ungläubig, „du kennst Abe?“
    Ihre Hand ruhte noch immer auf dem Schal, und aus ihren Augen sprachen tiefe Gefühle – allerdings nicht die Art von Gefühlen, die sie für mich empfand. „Ja, Rose. Ich kenne ihn.“
    „Bitte, erzähl mir jetzt nicht …“ Oh Mann. Warum konnte ich nicht wie Robert Doru das außereheliche Kind eines Royals sein? Oder meinetwegen die Tochter des Postboten? „Bitte, erzähl mir nicht, dass Abe mein Vater ist …“
    Sie brauchte es mir gar nicht zu erzählen. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, und ihr verträumter Blick verlor sich in einer Erinnerung an eine andere Zeit und einen anderen Ort – eine Zeit und einen Ort, die zweifellos mit meiner Empfängnis zusammenhingen. Puh.
    „O Gott“, sagte ich. „Ich bin Zmeys Tochter. Zmey junior. Oder gar Zmeyette.“
    Damit errang ich ihre Aufmerksamkeit. Sie blickte zu mir auf. „Wovon um alles in der Welt redest du da?“
    „Nichts“, antwortete ich. Ich war zu verblüfft und versuchte verzweifelt, diese neue Information in meine Welt zu integrieren. Ich beschwor ein Bild von diesem verschlagenen bärtigen Gesicht herauf und suchte nach einer gewissen Familienähnlichkeit. Alle sagten immer, meine Gesichtszüge glichen denen meiner Mom, als sie jünger gewesen war … aber mein dunkler Teint, die dunklen Haare und Augen … ja, das hatte ich von Abe. Ich wusste schon vorher, dass mein Vater Türke war. Doch das erklärte mir erst jetzt Abes rätselhaften Akzent, der irgendwie fremd geklungen hatte. Ibrahim musste demnach die türkische Version von Abraham sein.
    „Wie?“, fragte ich. „Wie um alles in der Welt bist du mit so jemandem zusammengekommen?“
    Sie wirkte gekränkt. „Ibrahim ist ein wunderbarer Mann. Du kennst ihn eben nicht so, wie ich ihn kenne.“
    „Offensichtlich.“ Ich zögerte. „Mom … du musst es doch wissen. Womit verdient Abe seinen Lebensunterhalt?“
    „Er ist Geschäftsmann. Und er erweist vielen Leuten Gefälligkeiten, was auch der Grund ist, warum er so viel Einfluss hat.“
    „Aber was für eine Art von Geschäft betreibt er denn? Ich habe gehört, es ist illegal. Er wird doch nicht … o Gott. Bitte sag mir, dass er keine Bluthuren verkauft oder so etwas Ähnliches.“
    „Was?“ Sie wirkte schockiert. „Nein. Natürlich nicht.“
    „Aber er macht illegale Geschäfte.“
    „Wer kann das schon sagen? Er ist immerhin noch nie bei irgendetwas Illegalem erwischt worden.“
    „Ich dachte eigentlich, das sollte ein Witz sein.“ Ich hätte nie von ihr gedacht, dass sie einen Kriminellen verteidigte, aber ich wusste besser als die meisten, dass die Liebe einen zu den verrücktesten Dingen treiben kann.
    „Wenn er es dir erzählen will, so wird er das selbst tun. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen, Rose. Außerdem hast du doch mit Sicherheit selbst eine Menge Geheimnisse. Ihr zwei seid euch wirklich
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