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Nur du weckst diese Sehnsucht

Nur du weckst diese Sehnsucht

Titel: Nur du weckst diese Sehnsucht
Autoren: Aimee Carson
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1. KAPITEL
    Memphis James stand im dreiundzwanzigsten Stock eines Hochhauses im Zentrum von Miami und blickte hinab auf das Kamerateam unten auf der Straße. Entlang der Absperrung reihten sich Zuschauer wie neugierige Ameisen. Der Sturz musste beim ersten Versuch sitzen – eine Wiederholung war unmöglich. Zusammen mit dem Stuntkoordinator hatte Memphis jedes Detail doppelt und dreifach geprüft: die Gurte, die Seilwinde, die Windverhältnisse. Wie gewöhnlich verschwendete er keinen Gedanken an die Gefahr. Selbst beim wahnwitzigsten Stunt war die Wahrscheinlichkeit zu sterben äußerst gering – wenn man nichts dem Zufall überließ und Materialversagen und Fehlberechnungen ausschließen konnte. Weshalb Memphis nie etwas dem Zufall überließ.
    Memphis’ Verhalten mochte in den Augen von Außenstehenden Züge einer Zwangsneurose tragen, aber in seinem Beruf, in dem man sich ständig über die Schwerkraft mokierte, war penibelste Gründlichkeit unerlässlich. Unaufmerksamkeit führte zu Fehlern, die ihn töten oder zumindest zum Krüppel machen konnten.
    Oder schlimmer: Jemand anders bezahlte für die Unachtsamkeit.
    Für einen Augenblick kehrte die Erinnerung zurück, wie immer vor einem Sturz. Seine Brust wurde plötzlich eng, sein Magen krampfte sich zusammen, sein Herz hämmerte gegen die Rippen.
    Memphis zwang sich zur Ruhe, schob die Erinnerung beiseite. Dann richtete er den Blick nach unten, wo mehr als sechzig Meter Luft zwischen ihm und dem nackten Asphalt lagen. Nichts würde seinen Fall stoppen außer der Kamera. Zynisch verzog er den Mund. Wenn etwas schiefging und er mit knapp hundertdreißig Stundenkilometern auf die Straße klatschte, würden seine letzten Sekunden wenigstens für die Nachwelt festgehalten. Die Idee gefiel ihm irgendwie. Wenn er schon den Abgang machte, dann mit Stil und derart, dass alle Welt darüber sprach.
    Der Stuntkoordinator riss ihn aus seinen Gedanken. „Alles fertig. Windgeschwindigkeit acht km/h.“
    Einen letzten Blick warf Memphis noch nach unten, dann sagte er: „Besser wird’s nicht.“
    „Bereit?“
    Nun die Ruhe selbst, mit normalem Puls, nahm Memphis Aufstellung vor dem präparierten Fenster aus Sicherheitsglas. „Ich bin immer bereit.“ Er grinste. „Aber die Schwerkraft ist eine verfluchte Zicke.“
    „Jedenfalls eine, die keine Fehler verzeiht.“ Auch der andere Mann grinste.
    Mit steigendem Adrenalinpegel verbreiterte sich Memphis’ Grinsen noch. „Dann lassen wir sie besser nicht warten.“
    Kate Anderson klammerte sich mit einer Hand an die Absperrung, während sie mit der anderen die Augen gegen die Sonne abschirmte. Ihr Blick war nach oben gerichtet, wo dreiundzwanzig Stockwerke über ihr die Vorbereitungen für den Stunt abgeschlossen wurden. Die salzige Atlantikbrise mischte sich mit dem Geruch von heißem Asphalt. Um sie herum drängten sich Schaulustige und machten den warmen Tag in Miami noch wärmer.
    Oder waren ihre Nerven einfach überhitzt?
    Bisher hatte sie Memphis James’ Rückkehr in die Stadt ignoriert, weil sie genau wusste, dass es besser für sie war. Doch der Artikel über Dalton und seine neue Verlobte in der Skandalpresse von heute hatte ihr acht mitleidsvolle Blicke, drei gut gemeinte tröstende Umarmungen und einen ungefragten Beistandssermon einer verbitterten Geschiedenen eingebracht – und das alles, während sie lediglich im Café um die Ecke in der Schlange gestanden hatte. Als frisch geschiedene Exfrau eines höchst populären Lokalpolitikers hatte Kate kaum eine Chance, dem Rampenlicht zu entkommen. Und in absehbarer Zeit würde sich das auch schwerlich ändern, denn es lag eine lange Reihe öffentlicher Veranstaltungen vor ihr, an denen sie wohl oder übel teilnehmen musste. Zum ersten Mal, seit sie im Alter von sechzehn Jahren mit Dalton zusammengekommen war, würde sie einen solchen Auftritt allein wagen.
    Die mitleidigen Blicke völlig fremder Menschen waren allein schon schlimm genug, doch die öffentliche Aufmerksamkeit würde zweifelsohne noch zunehmen. Nicht auszudenken, was die Regenbogenpresse schreiben würde, wenn sie ohne Partner bei ihrem Highschool-Klassentreffen auftauchte.
    Abserviert! Ex-Ballkönigin von ihrem König verstoßen
    In Ungnade gefallene Kate Anderson erscheint solo beim Klassentreffen
    Sie atmete tief durch, lockerte bewusst die angespannten Muskeln und bestärkte sich selbst noch einmal in dem Entschluss, Memphis um Hilfe zu bitten. Selbst wenn sie den draufgängerischen Stuntman
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