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Schuldige Gelueste

Schuldige Gelueste

Titel: Schuldige Gelueste
Autoren: Marlene Meyer
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Kapitel 1 – Erwachende
Begierde
    Ann sah Jason zum ersten Mal, als er ein Schaf zwischen seinen Beinen
hatte. Das Schaf hieß Molly, und es schien absolut entspannt zu sein, während
Jason die Scheren fachgerecht über den Körper bewegte, um das wollige Vlies in
einem Stück abzunehmen. Ann war jedoch alles andere als entspannt, als sie
Jason sah. Da waren diese deutliche Steigerung in ihrem Herzschlag und ein
Flattern in der Brust, welches sie seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.
     Jason war groß, mit einer breiten Brust und sonnengebräunt. Er
war auch unglaublich attraktiv, so sehr, dass ihr fast der Krug mit Limonade
aus der Hand fiel, den sie zusammen mit dem Mittagessen mitgebracht hatte, um
sie unter den Bäumen zu servieren. Und er war jung. Du bist mindestens zehn
Jahre älter als er.
    Molly gehörte Ann und war eines von mehreren hundert reinrassigen
Jacobschafen, die sie als Bestandteil ihrer Schafsranch besaß und die einmal im
Jahr geschoren werden mussten. Ann hatte keine Erfahrung mit dem Scheren und
überließ es Ben Crenshaw und seiner kleinen Crew. Aber zu Anns Ranch schickte
er nur Jason. Der Job war für einen Mann in gut zwei Tagen zu erledigen.
     Ben fuhr zu den einzelnen Höfen als eine Art ambulanter
Schafscherer während der Schersaison. Er hatte ihr letztes Jahr gesagt, dass er
nach einer weiteren Saison in Rente gehen und sein Geschäft an seinen Neffen
Jason übergeben werden würde. Ann war nicht draußen gewesen, als sich Jason am
Vormittag eingefunden hatte; sie war ihm eigentlich nie vorgestellt worden. Sie
hatte mit Ben über ein paar banale Dinge geredet, an die sie sich jetzt nicht
mehr erinnern konnte. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das
Händeschütteln mit ihm überstehe.
    Sie sah, wie Jason gekonnt Molly wieder auf die Beine stellte,
sich das Schaf kurz schüttelte und dann zu seinen Herdengenossen auf der Weide
zurücktrottete. Als Jason aufstand, sah er sie direkt an. Sie blickte in ein
Paar faszinierender, grüner Augen unter einem von der Sonne gebleichten
Haarschopf. Er schenkte ihr ein Lächeln, das einen Wärmestoß durch Anns Körper
sendete. So unvorbereitet getroffen, musste sie kräftig schlucken und winkte
ihm nur kurz zu.
    Dann streckte er sich, die Muskeln auf Rücken und Schultern
zeichneten sich deutlich ab. Das war zu viel für Ann; innerlich brach sie fast
zusammen. Sie floh zur Scheune, zurück in die Sicherheit unterhalb der großen,
starken Eiche, um möglichst schnell Jason aus ihrem Kopf zu bekommen.
    Jeder machte eine Pause für das Mittagessen. Ben war im Gespräch
mit Paul Monroe, der von einer nahe gelegenen Ranch gekommen war, um zu helfen.
Das Scheren war eine schöne Zeit. Jeder machte die Runde von Hof zu Hof: die Schafscherer,
die Nachbarn und selbst verschiedene Verwandte aus der Stadt, die einen
Vorgeschmack auf das Landleben haben wollten, tauchten auf. Jeder brachte etwas
zu essen mit, deswegen war das Mittagessen eine große Sache. Ann setzte die
Limonade mit zitternden Händen ab und beschäftigte sich mit Papiertellern und
Tassen, obwohl es hier nicht wirklich etwas Wichtiges zu tun gab.
    „Entschuldigen Sie bitte…“, sie wandte sich um, als sie den Klang
der Stimme eines Mannes vernahm. „Kann ich mich hier irgendwo vor dem
Mittagessen kurz waschen?“ Jason stand nur wenige Meter entfernt, nur grüne
Augen und lange Beine. Er hatte sein T-Shirt über die Schulter gelegt, seine
Jeans endete knapp über den Hüften, was seine sonnengebräunte, glatte Haut über
den muskulösen Armen und der sehr maskulinen Brust richtig zur Geltung brachte.
    „Oh, sicher.“ Ann schüttelte sich kurz, als sie sich dabei
ertappte, dass sie ihn anstarrte. „Hier lang. Sie können das Badezimmer im Haus
benutzen.“ Was in der Welt ist mit mir? Sie hatte doch schon Männer
gesehen, hübsche Männer, sich mit einigen getroffen und einen sogar geheiratet.
Aber Jason war offensichtlich etwas ganz anderes. Er löste eine Kaskade von
Empfindungen in ihrem Körper aus, die sie schon lange nicht mehr so intensiv
gefühlt hatte.
    „Ich kann mich auch draußen am Wasserhahn waschen, wenn Sie mir den
Weg zeigen. Ich will nicht durch das ganze Haus trampeln.“ Jason trat einen
Schritt näher. Ann verlor sich in diesen Augen.
    „Das ist okay. Sie sind nicht schmutziger als die anderen.“ Sie
schaffte es, ihm ihre Hand hinzuhalten. „Mein Name ist Ann Franklin.
Entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe.“
    Jason schüttelte
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