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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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Sechzehntes Kapitel: Herbst der Hoffnung
     
    Die Festung Monnovrek lag wie ein grimmiger Schatten zwischen den zerklüfteten Bergen des Kridtkar-Gebirges. Aus den schmalen Fenstern und den wenigen Schießscharten drangen pulsierende Lichter überquellender magischer Ströme, die in wildem Tanz durch alle Etagen des Bollwerkes strömten. Selbst am Fuß des Turms und sogar oberhalb der Zinnen war ein magisches Leuchten zu erkennen, das erfassen ließ, mit welcher Macht die finstere Magie in dieser Nacht durch die Befestigung strömte.
    Der elfte Tag des Mondes war dabei zu sterben und der zwölfte ward in eben diesem Augenblick geboren. Mond und Sterne leuchteten von einem schwarzen Himmel hinab, der weitestgehend von dicken, grauen Regenwolken bedeckt wurde. Die Schatten der vom Licht der Sterne beschienenen Wolken malten sich auf dem schwarzen Turm ab und zogen über ihn hinweg wie stille Zeugen eines anbrechenden Unheils.
    Das Gebirge selbst schien die Luft anzuhalten ob der Szenen, die sich im Inneren des Turms, genauer gesagt im Thronsaal des höchsten Finstermagiers Bønfjatgars abspielten.
     
    N’thaldur hatte seinen Oberbefehlshaber Makrantor zu sich rufen lassen. Als der Schattenzwerg in rasender Hast den Thronsaal seines Herrn betreten hatte, war er sogleich von zwei mächtigen Dämonen gefangen genommen worden. Sie hatten den Priester vor N’thaldur geführt und im Auftrag ihres Herrn dafür gesorgt, dass der Zwergenpriester nicht fliehen konnte. Nachdem sie ihn vor N’thaldurs Füße gestoßen hatten, waren sie zu den Toren des Saals geeilt, um dort Stellung zu beziehen.
    Nun lag Makrantor mit der Nase auf dem Boden vor dem Finstermagier. Zitternd versuchte er in aller Eile zu erklären, weshalb seine Pläne nicht gelungen waren und Revelya versagt hatte – allein um sich zu rechtfertigen, war er von den Dämonen vor den Finstermagier geführt worden.
    Der Priester trug wie immer seine schwere Rüstung und den verzierten Helm. Seine zum Zopf gebundenen Haare kamen darunter hervor. Seine Waffen hatte er vor der Tür zurücklassen müssen.
    Der Schattenzwerg hatte bereits am frühen Nachmittag erfahren, dass Rhavîn und Auriel aus der Gefangenschaft der Vampiress geflohen und samt ihrer tierischen Gefährten wieder auf dem Weg waren, den Auftrag des Dunkelelfenfürsten zu erfüllen.
    Er hatte sich jedoch nicht getraut, seinem Herrn von dieser Misere zu berichten, und statt einer Beichte wertvolle Stunden verstreichen lassen, in der N’thaldurs Widersacher Meile um Meile ihrem Ziel näherkommen konnten. Nun jedoch drohte ihm durch seine vorangegangene Feigheit der Tod, das wusste Makrantor. Nicht nur, dass sein absolut sicherer Plan fehlgeschlagen war – er hatte seinen Herrn auch noch belogen und ihn in dem Glauben gelassen, weiterhin siegreich zu sein.
    „Herr, verzeiht mir!“, jammerte der Zwergenpriester wieder und wieder. Tränen der Todesangst perlten über sein sonst so grimmiges Gesicht. War er sich seines Mutes vor wenigen Stunden noch sicher gewesen, war sein Herz nun erfüllt von ehrlicher Reue und tiefer Furcht. „Ich wollte nicht, dass dies geschieht. Ich wollte Euch Folge leisten und tun, was Ihr von mir verlangtet. Doch bin ich nicht würdig und viel zu töricht und zu dumm, um Euren Aufgaben gewachsen zu sein.“ Makrantor wand sich wie ein unterwürfiger Hund vor N’thaldur am Boden, doch der Finstermagier war völlig unbeeindruckt.
    Ohne eine Gemütsregung zu zeigen, saß N’thaldur auf seinem Thron. Das lange, seidige Haar hing ihm offen über die Schultern und seine fein geschwungenen Augen musterten nicht ohne Langeweile, wie sich der Schattenzwerg um Kopf und Kragen redete.
    „Wie ich immer sage, Herr“, fuhr Makrantor indes fort, „brauchen hohe und mächtige Herren auch mächtige Gegner. Solche habt Ihr Euch in Rhavîn und dem Mädchen ausgesucht. Und ich bin weder würdig noch klug oder geschickt genug, um mich ihnen in den Weg zu stellen. Ich hätte Euren Auftrag niemals annehmen dürfen, ob meiner Dummheit und Unfähigkeit. Verzeiht mir, Herr.“
    „So?“ N’thaldur zog mit gespielt rätselndem Blick die rechte Augenbraue nach oben und entblößte in einem gehässigen Lächeln die Zähne. Dann erhob er sich von seinem Thron und hieß auch Makrantor mittels einer ungeduldigen Handbewegung aufzustehen.
    „Ich wollte Euch nicht verraten, Herr, ich wollte Euch lediglich schonen“, versicherte der Priester mit bebenden Lippen. Seine Knie zitterten, er bebte am ganzen
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