Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 062 - Der Perlentaucher

Rolf Torring 062 - Der Perlentaucher

Titel: Rolf Torring 062 - Der Perlentaucher
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
 

     
      1. Kapitel.  
      Am Golf von Mannar.  
      „Schön riecht es hier wirklich nicht," meinte Rolf, „aber das hilft nun einmal nichts. Es ist nur gut, daß wir das großartige Mittel gegen die Moskitos haben, sonst würden wir wohl unbedingt die Malaria davontragen."  
      „Ja, in der Perlen-Saison ist es hier furchtbar," nickte James Fox, der Detektiv-Inspektor aus Colombo, „aber die Regierung ist doch, nachdem sie alles mögliche versucht hat, wieder auf die alte Einrichtung zurückgekommen und läßt die gefischten Perlenaustern in dem großen Magazin dort hinten verfaulen. Der Boden aus glattem Stein fällt sanft ab, und durch die kleinen Rinnen, die in ihn gemeißelt sind, fließt dauernd Wasser. Wenn die Austern gestorben sind und ihre Schalen sich geöffnet haben, wird das Fleisch herausgewaschen, die festen Körper aber, die Perlen, an bestimmte Punkte zusammengespült. Also ganz interessant, aber Sie haben recht, es riecht wirklich nicht sehr schön."  
      „Massers still sein," flüsterte Pongo plötzlich.  
      Sofort erstarrten wir in Lautlosigkeit. Wenn Pongo uns warnte, hatte er auch einen zwingenden Grund dazu, und wir mußten uns jetzt sehr in acht nehmen, im Augenblick nicht so sehr vor den rätselhaften Verbrechern, denen wir nachspürten, sondern — vor der englischen Polizei.  
      Wir waren nämlich als Eingeborene verkleidet in die mächtige Zeltstadt, die sich alljährlich zur Perlensaison bei Marichchukkadi am Golf von Mannar auf dem Strand erhebt, gekommen, hatten unser Zelt auf einen der gebräuchlichen Zebukarren geladen und es am Rande der Stadt, die aus tausenden von Zelten bestand, aufgeschlagen.  
      Dem Kommandanten des Regierungsdampfers, der mit seinen Soldaten die Perlenfischerei überwachte, konnten wir uns nicht nähern, denn wir mußten völlig unbeachtet bleiben, wenn wir irgendeinen Erfolg erzielen wollten.  
      Nun konnte es aber sein, daß einer der Soldaten, der vielleicht gerade die Patrouille durch die Zeltstadt hatte, auf unser neues Zelt aufmerksam geworden war. Dann hing unser Unternehmen tatsächlich nur davon ab, ob er vernünftig genug war, unseren Ausweisen und Erzählungen zu glauben und — daß er auch völlig verschwiegen war.  
      Ich hatte erst schwere Bedenken gehabt, unseren neuen Begleiter, den Geparden Maha, mitzunehmen. Aber Inspektor Fox erklärte, daß gerade dieser Jagdleopard unsere Masken vorzüglich schützen würde, wir könnten die Rollen von Gauklern spielen, die auch in großer Anzahl zur Belustigung der schwer arbeitenden Perlentaucher die Stadt bevölkerten.  
      Wir hatten es so eingerichtet, daß wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit angekommen waren. So hatten wir wenig Beachtung von unseren Nachbarn gefunden, denn jeder hatte mit der Bereitung seines Abendessens zu tun.  
      Jetzt allerdings, da die Dunkelheit schon zwei Stunden herrschte, war reges Leben und Treiben zwischen den Zelten. Wie große Glühkäfer funkelten die Lämpchen vor und in den Zelten, Rufen, Lachen, Kreischen erscholl überall.  
      Wir hatten, nachdem wir gegessen, noch warten wollen, bis die allgemeine Lustbarkeit ihren Höhepunkt erreicht hätte, und wollten gerade aufbrechen, als Pongos Warnruf uns daran erinnerte, daß wir in sehr gefährlicher, geheimnisvoller Mission hier waren.  
      Daß unsere Masken irgendwie durchschaut worden seien, schien unmöglich, denn auch Inspektor Fox beherrschte, ebenso wie wir, das Hindu vollkommen, und wir hatten uns beim Aufschlagen des Zeltes nur in dieser Sprache, die neben dem Tamil auf Ceylon gebräuchlich ist, unterhalten.  
      Diese Gedanken schossen mir blitzschnell durch den Kopf, während wir reglos dasaßen und lauschten. Doch kein Geräusch war zu hören, und ich nahm schon an, daß Pongo sich diesmal getäuscht hätte — was allerdings sehr sonderbar gewesen wäre.  
      Da durchschnitt ein leises eigenartiges Geräusch die Stille, die nur vom Knistern des schwachen Feuers unterbrochen wurde. Es war wirklich ein "Durchschneiden", nämlich unserer Zeltwand. Gerade dieses Geräusch ist ja so charakteristisch, daß es nicht zu verkennen ist.  
      Allerdings war es nur ein ganz kurzer Schnitt, und ich vermutete, daß sich nur ein Neugieriger ein kleines Loch zum Durchspähen geschnitten hätte. Meine Gefährten schienen das gleiche anzunehmen, denn sie blieben ruhig sitzen und starrten mit gut gespielter orientalischer Ruhe ins Feuer. Nur Maha, der Gepard, hob den klugen Kopf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher