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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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meinem Kämmerchen und drückte sachte eine Tür nach der anderen ins Schloss. Und es funktionierte. Das sah ich an einem weiteren diesmal überraschten Blick Raphaels. Zufrieden entspannte ich mich wieder. Vik wäre stolz auf mich.
    Wie auf Bestellung öffnete sich die Tür und er polterte lachend mit Andrew zusammen herein. Wenn nicht gerade wieder jemand entführt worden war, waren unsere Jungs so rücksichtsvoll, sich draußen zu materialisieren, um uns nicht jedes Mal zu erschrecken. Automatisch drehte ich mich zu Toni um. Er holte tief Luft, zögerte kurz und nahm dann den Arm von Lins Schulter. Er war also nicht auf Streit und eine sofortige Konfrontation aus. Gut.

    Raphael war schon aufgestanden und ging den Männern entgegen. Lin erhob sich unschlüssig und sah mich hilfesuchend an.
    »Alles ok«, flüsterte ich und spürte im gleichen Moment Viktors Hände auf meiner Taille.
    »Was ist denn hier los? Werde ich nicht anständig begrüßt?«
    Lachend drehte ich mich in seinem Griff zu ihm um, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn zärtlich.
    »Schon besser«, brummte er, »das hat ein müder Krieger nach einer anstrengenden Schlacht wohl auch verdient.«
    Ich wollte schon erleichtert aufatmen, weil Andrews kleine Schwindelei wohl ohne Folgen blieb, als er mir ins Ohr flüsterte: »Wir reden später.«
    Ohoh!
    Er nickte Toni zu, küsste Lin auf die Wange und sah dann an sich herunter.
    »Engel, ich muss unbedingt duschen. Wartet ihr mit dem Essen auf mich?«
    Mit einem mulmigen Gefühl sah ich ihm nach, wie er die Treppen hinauf rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Andrew kam auf mich zu, ein verlegenes Grinsen auf den Lippen.
    Unglaublich!
    Auch wenn ich es noch so sehr vorhatte, es ging einfach nicht - ich konnte ihm nicht böse sein.
    Nachdem wir uns begrüßt hatten, stand er sichtlich verlegen Lin gegenüber, die wiederum nervös an ihren Zopf herumnestelte. Schließlich räusperte sich Andrew und stotterte: »Hallo ... äh ... Kleines. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir? Alles ok?«
    Sie errötete und nickte heftig.
    »Ja. Alles bestens. Und dir?«
    »Auch gut. Was machst du so? Erzähl!«
    Unwillkürlich sah sie sich nach Toni um, der immer noch mehr als auf der Hut wirkte. In die darauf folgende peinliche Stille ertönte Raphaels Stimme: »Ist das nicht wunderbar. Ich liebe es, meine ganze Familie um mich herum zu versammeln.«
    Er legte seine Arme um die beiden und strahlte erst mich, dann Toni an und bezog uns dadurch alle mit ein. Wie schon viele Male zuvor schickte ich ein Danke zum Himmel für diesen feinfühligen, diplomatischen Mann. Für den Moment hatte er die Lage entschärft, trotzdem lag immer noch eine greifbare Spannung in der Luft.
    Die nächste Rettung öffnete in Gestalt von Darius die Küchentür und verkündete brummelig, dass das Essen fertig sei und wir uns doch bitte endlich »zu Tisch« begeben sollten.
    »Wir warten noch auf Viktor«, sagte ich.
    Ein knappes Nicken mit gewohnt unbewegter Miene war die Antwort. Allerdings kannte ich ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass auch er innerlich feixte. Viktors notorische Unpünktlichkeit zum Essen war mittlerweile ein Running Gag zwischen uns beiden. Er verschwand wieder in seinem Reich und ich wandte mich an Andrew.
    »Habt ihr irgendwas erreicht? Gibt es was Neues über Pierre?«
    Er schüttelte seufzend den Kopf.
    »Nein, das war leider mal wieder eine falsche Spur. Dieser Kerl ist wie ein verfluchtes Gespenst. Er löst sich einfach in Luft auf.«
    Zwischen seinen Augen hatte sich eine steile Falte gebildet. Es gab außer Vik niemanden, der Pierre noch mehr hasste als Andrew. Er fühlte sich mitschuldig an Sashas Tod und es war ihm nicht auszureden, dass er Pierre in dieser Nacht hätte aufhalten müssen. Völlig unsinnig, denn der war nicht aufzuhalten. Pierre wurde von einem so gewaltigen Hass angetrieben, dass er ihm unvorstellbare Kräfte verlieh. Aber Schuldgefühle sind nun mal keinen rationalen Argumenten zugänglich und alle Gespräche und Diskussionen darüber sinnlos.
    »Wir haben aber zumindest erfahren, dass er in der Stadt ist, das steht fest. Wir müssen also noch ein bisschen vorsichtiger sein.«
    Er bedachte Lin und mich mit einem sorgenvollen Blick.
    Sie verdrehte theatralisch die Augen.
    »NOCH vorsichtiger geht ja wohl kaum. Langsam komm ich mir vor wie in einem verdammten Gefängnis. Wir machen doch sowieso keinen Schritt mehr alleine.«
    »Hölle noch mal! Du weißt genau, dass
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