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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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es nicht anders geht! Benimm dich nicht wie ein Kleinkind!«, donnerte Andrew sie an.
    Lins Schmollen war filmreif. Er verbiss sich mit Mühe das Grinsen.
    »Kleine Hexe. Hör sofort auf damit, das wirkt bei mir nicht, das weißt du doch.«
    Sie blinzelte ihn kokett an und er brach in lautes Lachen aus. Toni hatte die ganze Szene aufmerksam verfolgt und musste sich sichtlich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben.
    Wenn das mal gut geht.
    Die Küchentür flog auf und Darius erinnerte uns in vorwurfsvollem Ton: »Das Essen!«
    Das war die Gelegenheit, sich hier kurz auszuklinken.
    »Natürlich Darius. Darf ich Ihnen helfen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drängelte ich mich an seinen 100 kg Muskeln vorbei in die Küche und atmete erst mal durch. Er war mir gefolgt und sah mich fragend an. Lächelnd wich ich seinem Blick aus und beugte mich über einen der großen Töpfe auf dem Herd.
    »Das riecht mal wieder köstlich. Und ich habe einen Mordshunger. Was haben Sie da nur wieder gezaubert?«
    Dieser Mann brachte es fertig, stolz auszusehen, ohne eine Miene zu verziehen. Wortlos reichte er mir ein Löffelchen und damit die Erlaubnis, zu naschen.
    Wow.
    Das kam einem Ritterschlag gleich. Normalerweise duldete er keine Topfgucker oder Vorkoster. Mit dem gebührenden Ernst tauchte ich den Löffel in die Soße und probierte. Sie war fantastisch.
    »Darius! Sie übertreffen sich jedes mal aufs Neue. Ist da Honig drin? Das ist ein Gedicht.«
    Genießerisch leckte ich auch noch den letzten Tropfen ab und entlockte ihm doch endlich ein minimales Lippenverziehen, das als Lächeln interpretiert werden konnte.
    »Nein. Kein Honig.«
    Nach ein paar Sekunden wurde mir klar, mehr Info bekam ich nicht. Ok, was hatte ich erwartet, EIN Ritterschlag reichte schließlich. Lin streckte den Kopf zur Tür rein und sagte: »Vik ist endlich da. Wir können.«
    Er scheuchte sie mit einer Geste, die keinen Widerspruch duldete, wieder aus der Küche, drückte mir den Brotkorb in die Hand und schob auch mich durch die Tür zurück ins Wohnzimmer.

    Die Männer hatten sich schon um den Tisch verteilt, alle vier sahen mir entgegen. Jeder auf seine Weise, die unterschiedlicher nicht hätte sein können. Toni strahlte mich erleichtert an, seine Nervosität schien verflogen. Sein Arm lag locker auf Lins Stuhllehne und er plauderte mit Raphael. Dieser zwinkerte mir verschwörerisch zu, ohne sein Gespräch mit seinem Landsmann zu unterbrechen und klopfte einladend auf den Stuhl zwischen sich und Viktor. Ihm gegenüber saß Andrew. Die Augen des Schotten leuchteten bei meinem Anblick auf. Ein Lächeln erhellte seine Züge und mein Herz auf eine Weise, wie nur er es konnte. Der Einzige, der keine Miene verzog, mich nur mit einem unergründlichen Blick fixierte, war Vik.
    Der Kloß in meinem Hals war sofort wieder da. Auch Andrew hatte es bemerkt und hob die Augenbrauen. Bevor er aber etwas sagen konnte, das die Situation vielleicht noch verschärft hätte, setzte ich mich so unbefangen wie möglich zu Viktor und bot ihm meine Lippen zum Kuss. Einen Sekundenbruchteil befürchtete ich, er würde mich abblitzen lassen. Andrew hatte sich kerzengerade im Stuhl aufgerichtet. Doch Viktor erwiderte meinen Kuss zu meiner Erleichterung, wenn auch nicht ganz so liebevoll wie sonst. Da stand mir sicher noch ein unangenehmes Gespräch bevor, aber ich konnte es ihm kaum verübeln, wahrscheinlich hätte ich ähnlich reagiert.
    Darius und das neue Mädchen konnten nun endlich servieren. Vik und Darius hatten sie gemeinsam ausgesucht. Nach dem Desaster mit Johanna, Pierres Spionin, hatte Vik sie mehr als gründlich überprüft und erst nach einigen Wochen Probezeit sein endgültiges Ok gegeben. Trotzdem blieb Darius bei der Neuen deutlich auf Distanz. Er knabberte immer noch sehr an seiner Fehleinschätzung bei Johanna.

    Das Essen verlief trotz aller Befürchtungen harmonisch und friedlich. Als wir schließlich alle pappsatt in die weichen Sofakissen sanken, kam das Thema Pierre wieder auf. Er hatte begonnen, neue Anhänger um sich zu scharen und war damit sehr erfolgreich - nicht weiter verwunderlich. Seine hypnotische Ausstrahlung machte es ihm leicht, neue »Opfer« zu finden. Lin und ich wechselten verstohlen einen kurzen Blick. Wir hatten damals beide geschwiegen, was die Einzelheiten unserer Entführung anging. Lin hatte mich darum angebettelt, sie hatte sich zu sehr geschämt. Auch alle meine Beteuerungen, dass es nicht in ihrer Macht gelegen hatte, ihm zu
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