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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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1. Kapitel
    Eine drückende Hitze lag seit Tagen über der Stadt. Wie eine Glocke hatte sie sich über Basel festgesetzt. Sehnsüchtig warteten die Menschen auf ein erlösendes Gewitter. Kommissär Francesco Ferrari sass am Kleinbasler Rheinufer und atmete tief durch. Sogar beim Nichtstun schwitzt man. Der Regen würde wenigstens etwas Abkühlung bringen. Erwartungsvoll sah er zum Himmel hoch. Einzelne Wolken waren in der letzten halben Stunde vom Elsass her aufgezogen und verdichteten sich zunehmend zu einer schwarzen Front. Eigenartig. Monatelang warten wir auf den Sommer, kaum ist er da, jammern wir über die Hitze. Aber es war auch schwierig, sich den Temperaturschwankungen anzupassen. Zuerst knapp zwölf Grad, stieg das Thermometer über Nacht auf satte dreissig an. Frühling und Herbst verkümmerten zusehends zur Farce. Ferrari zupfte das Hemd aus der Hose und fächelte sich Luft zu. Auf dem Rhein fuhr die Christoph Merian vorbei. Die Passagiere winkten Ferrari zu. Er erwiderte ihren Gruss. Wie kann man nur bei dieser Hitze in der prallen Sonne auf dem Deck des Dampfers stehen? Im Sommer ist aber auch wirklich nichts los, setzte er seine Gedanken fort. Nicht einmal ein klitzekleiner Mord. Die Stadt wirkt wie ausgestorben, die Mörder machen irgendwo im Ausland Ferien und lassen einen frustrierten Kommissär und eine mürrische Nadine Kupfer zurück. Seine Assistentin wollte partout keine Ferien machen. Eigentlich hatte sie doch mit Noldi, dem IT-Spezialisten des Kriminalkommissariats, nach Rhodos fliegen wollen. Und dann plötzlich doch nicht. Frauen! Noldi war allein gefahren, aber nicht nach Rhodos, sondern in die Berge. Irgendwie schien die Beziehung kurz vor dem Aus zu stehen. Wundert mich nicht, dachte Ferrari. Noldi ist manchmal wie eine Klette, lässt Nadine kaum Raum, die einer Raubkatze ähnlich Auslauf braucht. Ein ungleiches Paar, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Bis sie ihn irgendwann auffrisst, um beim Vergleich mit dem Raubtier zu bleiben.
    Ferrari warf einen kleinen Ast in den Rhein, der gemächlich und irgendwie fröhlich flussabwärts schaukelte. Ein langer Weg bis ins Meer. Ein sehr langer mit vielen Hindernissen. Doch kam es nicht gerade darauf an – auf den Weg? War nicht er das Ziel und der Sinn zugleich? Jetzt bin ich bereits so weit, dass ich hier am Rhein philosophiere. Wen wunderts, wider Willen zur Untätigkeit verbannt, nur weil es allen potenziellen Mördern zu heiss ist, ihrem Handwerk nachzugehen. Ich habe wohl einen an der Waffel, tadelte sich Ferrari. Geradezu pervers! Ich lechze nach einem Mord, um mir die Langeweile zu vertreiben. Dabei sollte ich froh sein, dass in Basel nicht viel passiert. Monika, Ferraris Freundin, sagte ab und zu scherzhaft, er sei am falschen Ort geboren worden. New York oder eine der deutschen Grossstädte wären das richtige Umfeld für ihn. Kriminelle jeder Art und täglich mindestens einen Mord. Francesco Ferrari, der FBI-Agent oder Kriminalbeamte des Miami-Dade Police Departments! Das wäre wohl auch nicht das Wahre.
    Nahes Donnergrollen deutete an, dass das Gewitter sich bald über der Stadt entladen würde. Wind kam auf, erste Regentropfen fielen. Endlich. In die Menschen am Rheinufer kam Bewegung. Eilig packten sie ihre Sachen zusammen. Auch Ferrari erhob sich und stapfte keuchend das Rheinbord hoch. An der Böschung blieb er für einen kurzen Augenblick stehen, schaute auf die Grossbasler Seite. Das Münster lag nun bedrohlich unter einer schwarzen Wolke. Zum Glück können wir das Wetter nicht auch noch beeinflussen. Wir würden es bestimmt tun. Die einzelnen Tropfen gingen in anhaltenden Regen über. Der Kommissär suchte Schutz unter der Wettsteinbrücke. Doch bevor er die Brücke erreicht hatte, goss es wie aus Kübeln. Ferrari fluchte. Platschnass und leicht fröstelnd stellte er sich unter den Brückenkopf. Der Wind wurde immer stärker.
    Irgendein Handy klingelte. Der Kommissär sah sich missmutig um. Nicht einmal hier hatte man von der modernen Telekommunikation seine Ruhe. Einige Jugendliche, die ebenfalls vor dem Regen geflüchtet waren, zückten wie auf Kommando ihre Handys. Der Klingelton wurde lauter.
    «He, Alter! Das ist deins», polterte einer der Jungs mit einem Basketball unter dem Arm los.
    «Was meinst du?»
    «Bist du schwer von Begriff? Dein Handy läutet.»
    Ferrari griff in die Hosentasche. Tatsächlich, es war sein Mobiltelefon.
    «Ferrari!»
    «Na endlich! Wozu hast du überhaupt ein Handy, wenn du nie
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