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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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Mir ist gerade eingefallen, dass ich einen 50 Jahre alten Macallan im Keller habe. Ich habe ihn extra für so eine besondere Gelegenheit aufgehoben. Es wäre mir eine Ehre, ihn mit einem Kenner wie dir zu trinken. Was meinst du?«
    In Zeitlupe wandte Andrew den Kopf, seine Augen folgten erst mit einer kurzen Verzögerung, bis er Stefano schließlich voll ansah und schief zu grinsen begann.
    »Für einen solchen Whiskey würde ich meinen linken Arm hergeben. Den sollten wir auf jeden Fall probieren.«
    Toni sackte ein Stück in sich zusammen. Das Fragezeichen in seinen Augen sagte mir, dass ihm Lin nichts über Andrew erzählt hatte. Was für eine peinliche Situation. Meinen dankbaren Blick quittierte Stefano mit einem Zwinkern. Ich wandte mich wieder an Toni.
    »Geh nur. Andrew wird mich später nach Hause bringen, wir haben noch so einiges zu bereden. Und vielen lieben Dank für deine Begleitung.«
    Er nickte nur knapp, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Schwärze der Nacht.
    Shit! Das hätte nicht sein müssen.

    Andrew tippte mir sachte auf die Schulter.
    »Kommst du mit rein? Es wird langsam kühl hier draußen.«
    Immer noch in Gedanken folgte ich ihm ins Innere der Bar. Obwohl ich schon oft hier war, begeisterte mich die geschmackvolle und einladende Einrichtung immer wieder aufs Neue. Stefano hatte wirklich ein Händchen dafür. Gegenüber der verspiegelten und üppig mit Flaschen bestückten Theke gab es einen Lounge-Bereich mit tiefen, weichen Sesseln, aus denen man niemals wieder aufstehen wollte.
    Dort hatte er schon Gläser und Snacks vorbereitet und kam nun mit einer angestaubten Flasche wieder aus dem Keller. Stolz präsentierte er uns seinen gut gehüteten Schatz. Er schenkte jedem einfingerbreit von der leicht nach Karamell duftenden, bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein. Die schweren Gläser klirrten leise beim Anstoßen und ich nahm vorsichtig einen winzigen Schluck. Normalerweise waren so hochprozentige Getränke nicht mein Ding, aber das hier war wirklich etwas ganz Besonderes. Der Whisky rann sanft und weich meine Kehle herunter und breitete sich wohlig warm in meinem Bauch aus.
    Andrew hatte nach dem ersten Schluck voller Genuss den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Jetzt öffnete er sie wieder und nickte anerkennend. Stefano strahlte. Die beiden Männer begannen über Herkunft und Qualität von schottischem Whiskey zu fachsimpeln, ich als Unwissende verstand nur Bahnhof. Deshalb lehnte ich mich bequem zurück und nippte an meinem Glas. Langsam breitete sich die Wärme auch in meinem Kopf aus und machte mich angenehm träge. Trotzdem spürte ich, dass Andrews Blick immer wieder sekundenlang auf mir ruhte. Fragend. Forschend.
    Schließlich entschuldigte sich Stefano und machte sich hinter der Theke zu schaffen. Außer uns waren keine weiteren Gäste da, also fand ich mich plötzlich mit Andrew alleine. Er ließ seinen Blick langsam an mir hinauf wandern, bis sich unsere Augen wieder fanden. Seine Stimme wurde einen Ton dunkler, als er sagte: »Du siehst wirklich umwerfend aus, Mylady. Es scheint dir richtig gut zu gehen?«
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Es fühlte sich falsch an, ihm von Viktor und unserem Zusammenleben vorzuschwärmen. In seinem Lächeln lag ein Hauch Wehmut.
    »Schon gut. Du musst nichts sagen. Ich freu mich für euch - vor allem für Dich. Du hast es verdient, glücklich zu sein.«
    Er hob die Hand und strich mir mit einer behutsamen und doch so intimen Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schluckte, suchte immer noch erfolglos nach Worten. Schnell senkte ich den Blick und atmete tief durch.
    Himmel, wie naiv ich war, zu glauben, das würde sich von selbst erledigen.
    Das Schweigen dehnte sich endlose Sekunden, bis Andrew sich räusperte und das Thema wechselte.
    »Dieser Toni und Lin. Was ist zwischen den beiden?«
    Ich suchte meine Worte mit Bedacht aus.
    »Sie mögen sich. Und Antonio ist ein wirklich lieber, anständiger Kerl.«
    Er verdrehte theatralisch die Augen.
    »Gut, dass du nicht nett gesagt hast. Aber lieb ist schon schlimm genug.«
    Ich starrte ihn kurz an und prustete dann los. Er stimmte in mein Lachen ein, seine Augen blitzten auf. Gerade als ich ihn spielerisch auf den Oberarm boxte und er immer noch lachend protestierte, klingelte sein Handy. Er sah aufs Display, wurde wieder ernst und bedeutete mir still zu sein.
    »Ja? ... Ok ... Ich komme. Ich muss nur eine Kleinigkeit erledigen.«
    Nachdem er
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