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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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nicht locker, wieder und wieder attackierte er mich unvorbereitet, um mich zu testen. Er wollte mich unbedingt so weit bringen, dass ich selbst Pierre standhalten konnte und dessen mentale Kräfte waren unglaublich stark, das hatte ich schon am eigenen Leib erfahren.
    »Engel, du weißt, wie wichtig das ist. Anna! Sieh mich an!«

    Er hatte sich fertig angezogen. In den schwarzen Jeans, der Lederjacke und den schweren Stiefeln wirkte er noch größer und muskulöser. Düster und gefährlich - könnte man denken, wenn man ihn nicht kannte. Statt eines Kammes fuhr er sich mit der Hand durch die kurzen, dunklen Haare. Wie schon so oft blitzte in meinem Kopf dieses Erstaunen auf. Als ob mein Verstand immer noch nicht bereit war zu glauben, dass dieser wahrgewordene Traum von einem Mann hier vor mir stand.
    Er grinste mich an.
    »Ok, heute hast du frei. Komm her und küss mich gefälligst, bevor ich in die Schlacht ziehe.«
    Unsere Lippen hingen minutenlang wie festgeklebt aneinander, wollten nicht vom anderen lassen. Schließlich musste ich ihn schweren Herzens und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ziehen lassen.
    Ich ging rüber zu Lin und klopfte vorsichtig an. Zuerst tat sich gar nichts, dann hörte ich Gekicher und Geraschel und nach einer ganzen Weile öffnete sich die Tür einen Spalt. Lin streckte ihren verwuschelten Kopf heraus.
    »Oh. Anna! Ich ... äh ... wir ...«
    Grinsend winkte ich ab.
    »Nicht schlimm, es hat noch ein wenig Zeit.«
    Sie nickte und wollte schon die Tür schließen.
    »Lin. Viel Vergnügen.«
    Ihr Zwinkern war Antwort genug.

    Schon acht Uhr. Die langen Sommerabende waren vorbei und es war mittlerweile stockdunkel. Ich wusste, dass Viktor es nicht mochte, wenn ich nach Anbruch der Dunkelheit allein unterwegs war, solange Pierre noch da draußen herumlief. Aber ich wollte unbedingt raus, irgendwie fiel mir heute die Decke auf den Kopf. Vielleicht konnte ich Darius überreden, mich zu begleiten.
    Zurück im Zimmer machte ich mich erst mal »stadtfein«.
    So hatte meine Schwester das als Kind immer genannt, wenn sie mir fasziniert zusah, wie ich mich sorgfältig schminkte und frisierte, um mit meinen zwei Freundinnen loszuziehen.
    Natürlich zog es uns in die Stadt, wir waren Teenager und wir waren hungrig. Hungrig auf alles, was uns aus dem unendlich langweiligen, voraussehbaren Landleben herausriss. Wir träumten von schönen, dunklen Prinzen, die unser ödes Leben durch einen einzigen Blick ihrer wildglühenden Augen in ein schillerndes Abenteuer verwandelten. Hätten wir damals auch nur geahnt!
    Mit einem Seufzen schüttelte ich die Erinnerung ab und machte mich auf die Suche nach Darius. Zuerst blinzelte ich vorsichtig in die Küche, seinem absoluten Lieblingsplatz. Er war ein begnadeter Hobbykoch und in jeder freien Minute am Brutzeln, Ausprobieren und Testen, er und wurde dort nur sehr ungern in einer kreativen Phase gestört. Aber Fehlanzeige. Auch in den restlichen Räumen war keine Spur von ihm. Ich wollte gerade resigniert aufgeben und stand unschlüssig wieder im Wohnzimmer, als er von draußen hereinkam.
    »Darius. Da sind Sie ja! Ich hab Sie überall gesucht.«
    Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ich wollte ein paar Besorgungen machen, aber alleine «
    »dürfen Sie nicht, ich weiß.«, führte er meinen Satz zu Ende und brummelte weiter: »Hm, das wird schwierig, ich habe selbst noch einige Aufgaben zu erledigen.«
    Da mischte sich eine Männerstimme hinter mir ein: »Wenn du magst, kann ich dich begleiten. Vorausgesetzt Viktor hat nichts dagegen.«
    Ich wandte mich um. Antonio stand auf der untersten Treppenstufe, lässig ans Geländer gelehnt.
    »Wo ist denn Lin?«, fragte ich.
    Er deutete mit dem Daumen nach oben und grinste vielsagend. Darius schnaubte leise, er war kein großer Fan von Antonio. Innerlich musste ich über die Hahnenkämpfe hier im Haus wirklich lachen. Sie waren so süß, wenn sie versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Das hätte ich allerdings NIEMALS laut ausgesprochen.
    »Na dann. Gerne Toni.«
    »Es wäre mir das allergrößte Vergnügen, Bellissima.«
    Was für ein Charmeur. Italiene eben.
    Ich schrieb Viktor noch schnell eine SMS über mein Vorhaben. Die Antwort kam prompt: ›Viel Spaß mein Engel. Sag ihm, er ist mausetot, wenn dir auch nur ein einziges Haar fehlt. Und sag ihm, ich hab sie gezählt.‹
    Grinsend gab ich es an meinen neuen Beschützer weiter - sein Lachen war einen Hauch zu laut. Er hatte gehörigen Respekt vor Viktor,
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