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Utopolis

Utopolis

Titel: Utopolis
Autoren: Werner Illig
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Menschen, wie wir …«
    Hein bückte erstaunt und lange in Janas Augen. Sein Gesicht wurde weich, und wie er den Kopf gegen Ja nas Schulter neigte, begann er zu lächeln: So erkämpfte er sich den höchsten Sieg.

 
Nachwort
     
    In ihrer unter dem schmissigen Titel ›Roboter und Gartenlaube‹ jüngst publizierten wissenschaftlichen Untersuchung zur Science-Fiction-Literatur konstatieren Michael Pehlke und Norbert Lingfeld die zähe Verhaftung des literarischen Genres in reaktionärer Ideologie und leiten daraus – mehr mit einem Schlenker in den Praxisbezug als mit einer konkreteren Einlassung auf echte Möglichkeiten der Realisation – die Forderung nach einer neuen, die lesenden Massen nicht mehr indoktrinierenden, sondern emanzipierenden Science-Fiction-Literatur ab. Der vorliegende Roman von Werner Illing ist ein Versuch in diese Richtung, allerdings auf historischer Ebene, die vom Autorengespann Pehl ke und Lingfeld insofern vernachlässigt wurde, als sie hier – in Darstellung und Kritik – allzu ausschließlich auf berühmte und literarisch gehobene Beispiele wie George Orwells ›i984‹ und Aldous Huxleys ›Schöne neue Welt‹ (Fischer Taschenbuch Nr. 26) eingingen.
    Illings ›Utopolis‹ ist 1930 im Verlag ›Der Bücherkreis‹ erschienen. Der Anstoß ging, wie die entsprechende Nachforschung ergibt, vom Verlag aus, einer Buchgemeinschaft, die geschäftlich mit dem sozialdemokratischen ›Vorwärts‹- Verlag zusammenhing, der seinerseits schon vor dem Ersten Weltkrieg eine separate Romanreihe betrieben hatte, in der wichtige Werke der sozialistischen Literatur, zum Beispiel Romane und Erzählungen von Minna Kautsky und Wilhelm Bios gedruckt worden waren.
    Werner Illing ist 1895 in Chemnitz geboren. Als Luftwaffenfunker nahm er am Ersten Weltkrieg teil, brach nach dem Krieg sein Studium der Medizin und Germanistik ab, weil er – nach dessen Tod – die Fabrik des Vaters übernehmen mußte, löste sich aber bald wieder von den kaufmännischen Geschäften und wandte sich der Literatur zu. Als erste Buchveröffentlichung Illings erschien 1921 der Gedichtband ›Vor Tag‹. Zum Zeitpunkt, zu dem ihn der Auftrag des ›Bücherkreises‹ erreichte, war er ständiger Mitarbeiter am Feuilleton der Vossischen Zeitung und hatte bereits für Funk und Film gearbeitet: unter den zahlreichen Filmdrehbüchern, die er verfaßte, sind ›Das Lied der Wüste‹ (1939 verfilmt mit Zarah Leander) und ›Der Herr vom anderen Stern‹ (1948 verfilmt mit Heinz Rühmann) hervorzuheben; neben ›Utopolis‹ erschienen bis 1933 und nach 1945 vier weitere Romane. Werner Illing lebt heute als freier Mitarbeiter des Süddeutschen Rundfunks in Eßlingen a. N.; er ist Ehrenvorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.
    Zur inneren Motivation, der Aufforderung des ›Bü cherkreises‹ zu folgen und den Romanauftrag zu akzeptieren, merkt Illing – in einer brieflichen Auskunft – an: »Ich wußte schon, wen ich da anzusprechen hatte. Ich hatte in Chemnitz, wo ich geboren bin, in den frühen zwanziger Jahren Sprechchöre von Jungar beitern geleitet und dafür auch manche Texte geschrieben. Die also sah ich vor mir, ihre Begeisterung für den technischen Fortschritt, ihren Willen, eine neue Gesellschaft aufzubauen, in der nichts an die wilhelminischen Zeiten erinnern sollte. Ich wußte aber auch, daß die Entwicklung anders lief: auf Stinnes, Hugenberg und Hitler zu. Als ich nach zwei Studienjahren aus Frankreich zurückkehrte, wurde mir klar, wohin die Linien gezogen waren und wo sie sich schneiden würden … Die Handlung griff ich also aus der Zeitbedrohung.« Zusätzlich verweist Illing auf ein frühes Interesse an der Technik, das schon in die Schulzeit fällt und durch die zeitweilige Übernahme der väterlichen Fabrik wachgehalten wurde, und auf die Tatsache, daß in etwa gleichzeitig mit der Abfassung des Romans – »auf höherer Ebene« – Alfred Döblin mit ›Berge, Mee re und Giganten‹ in die Science-Fiction gegangen war und Fritz Lang seinen utopischen Film Metropolis‹ in die Kinos gebracht hatte: »Fiction war also in Mode«.
    Obwohl sie inzwischen bis in die trivialste Science-Fiction-Literatur hinein endlos variiert und so verbraucht oder längst übertrumpft worden sind, trifft eine Reihe technischer Perspektiven, die Illing in ›Utopolis‹ zieht, auch noch das Interesse des heutigen Lesers: die Magnetkissenbahn, deren Erfindung er vorwegnimmt, befindet sich eben erst im
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