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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Andrea Camilleri
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über Urquart, der ihm eine derart enttäuschende Mitteilung gemacht hatte.
    »Weil Sie Konrad Arflanes Freund sind«, sagte Urquart, ohne Arflane anzublicken, der ihn bisher im Leben immer nur von weitem gesehen hatte.
    Arflane war erstaunt. »Haben Sie wirklich mich damit gemeint? Sie kennen mich doch gar nicht und –«
    »Ich kenne Ihre verschiedenen Unternehmen«, murmelte Urquart und atmete tief ein, als sei ihm bei dieser Unterhaltung die Luft weggeblieben. Dann machte er langsam auf dem Absatz kehrt, ging mit langen Schritten zur Tür, zog den Kopf ein und war verschwunden.
    Brenn schnaufte kurz und verlagerte sein Körpergewicht auf das andere Bein. Dann schlug er einige Male mit der flachen Hand auf sein Knie und sah Arflane mit gerunzelter Stirn an. »Was sollte dieses Gerede eigentlich bedeuten?«
    Arflane lehnte sich an die Theke. »Ich weiß es nicht, Brenn. Aber wenn ein Mann wie Urquart behauptet, daß die Fanggründe im Südeis arm sind, sollten Sie das beherzigen.« Brenn lachte kurz und bitter auf. »Das kann ich mir nicht leisten, Arflane. Ich werde die ganze Nacht zur Mutter des Eises beten und hoffen, daß ich mehr Glück als bisher habe. Mehr kann ich nicht tun, Mann!« Die letzten Worte schrie er beinahe hinaus.
    Flatch hatte wieder in der Nische hinter der Theke Platz genommen, aber jetzt stand er auf und blickte mit seinem einen Auge Brenn an, der Walsteaks mit Sekakraut und Bier bestellte. »Lassen Sie alles an unseren Tisch bringen, Flatch.« Später trafen Brenns Leute ein. Ihre Laune besserte sich beträchtlich, als sie erfuhren, daß Flatch bereit war, sie mit allem zu versorgen, was sie nötig hatten. Arflane und Brenn saßen sich an einem Seitentisch gegenüber und tranken Bier. Das Faß stand an der Wand. Von Zeit zu Zeit drehte einer von ihnen den Hahn auf und füllte die Becher nach. Diese Becher waren unzerbrechlich und aus einer Plastiksubstanz der grauen Vorzeit hergestellt. Das Bier hob ihre Stimmung nicht, wie sie es sich erhofft hatten, obwohl Brenn stets ein optimistisches Gesicht machte, wenn einer seiner Männer zu ihm herüberblickte.
    Das Bier machte Brenn eher schweigsamer, in sich gekehrter. Er blickte ständig nach der jetzt geschlossenen Tür, doch Arflane wußte, daß er niemanden erwartete.
    Schließlich beugte Arflane sich über den Tisch und sprach: »Urquart hat seine persönliche Einstellung, Brenn. Vielleicht ist er sogar ein bißchen verrückt. Er sieht zu schwarz. Ich bin schon einige Tage hier und habe zugesehen, wie die Schiffe entladen wurden. Die Fänge sind kleiner als üblich, aber nicht zu klein. Wir beide haben schon öfter Pech gehabt und sind darüber hinweggekommen. Die Schiffsbesitzer machten sich zwar Sorgen, aber letzten Endes –«
    Brenn blickte von seinem Becher auf. »Da haben wir’s ja«, sagte er. »Ich bin nämlich mein eigener Herr. Die Tender Maiden gehört mir. Ich habe sie vor zwei Fangzeiten gekauft.« Wieder lachte er bitter. »Ich glaubte, richtig gehandelt zu haben, weil so viele von uns während der letzten Jahre ihre Schiffe über unsere Köpfe hinweg verkauft haben. Jetzt sieht es so aus, als würde ich mein eigenes Schiff über meinen eigenen Kopf verkaufen – oder es an irgendeinen friesgaltischen Händler vermieten. Ich habe keine Wahl. Und dann ist da meine Mannschaft, die bereit ist, mein Risiko zu teilen … Soll ich den Leuten erzählen, was Urquart mir eben erzählt hat? Sie haben Frauen und Kinder. Das gilt auch für mich. Soll ich es meiner
    Familie erzählen?« »Das hätte keinen Sinn«, sagte Arflane ruhig.
    »Und wohin verschwinden die Fische?« fragte Brenn und setzte mit Nachdruck seinen Becher auf. »Was geschieht mit den Herden?«
    »Urquart sagt, daß sie sich immer weiter nach Süden bewegen. Der klügere Mann wird sein, wer ihnen zu folgen lernt und von dem Proviant leben kann, den er auf dem Eis vorfindet. Im Süden gibt es mehr warme Teiche.«
    »Aber in dieser Fangzeit komme ich ohnehin nicht mehr zum Zuge!«
    »Das mag sein«, gab Arflane zu. Er dachte an seine Unterhaltung an Bord der Ice Spirit und sah noch pessimistischer in die Zukunft.
    Flatchs Animiermädchen tauchten auf. Ein Mädchen für jeden Mann, einschließlich Arflane und Brenn. Katarina, Flatchs jüngste Tochter, kam auf sie zu. Sie wurde von einem anderen Mädchen begleitet, das so hübsch und dunkelhaarig war wie Flatchs Tochter nichtssagend und blond. Katarina stellte das andere Mädchen mit dem Namen Maji vor.
    Arflane bemühte
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