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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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Zinkbadewanne und schlief sofort wieder ein.
     Er wachte erst wieder auf, als das Wasser kalt geworden war. Was ihn aus dem Schlaf erweckt hatte, war eine Art leichten Kratzens an der Türe.
     »Wer ist da?«
     »Caminiti hier, Signore.«
     Das war nicht die Stimme des Oberwachmanns, sondern die seines Vaters, des Amtsdieners.
     »Ich mache sofort auf.«
     Er wollte die Unterhose anziehen, doch allein der Anblick all des Drecks wie auch der auf den Boden geworfenen Kleidung ließ Ekel in ihm aufkommen. Er wickelte sich eine Badetuch um den Körper und machte auf. Vor ihm stand Caminiti, stocksteif, starr, wie gepfählt.
     »Caminiti, was für eine schöne Überraschung!«
     Der Amtsdiener zog die Nase hoch, mit der linken Hand strich er sich über den Oberlippenbart. Er mußte tief gerührt sein. In der rechten Hand hielt er ein Paket.
     »Mein Sohn hat mir gesagt, daß man Sie wieder freigelassen hat… Ich dachte mir, daß Sie heute abend sicher im Hotel schlafen würden… und da hab' ich Unterhosen, Unterhemd, Hemd, Strümpfe und einen Anzug von meinem Sohn vorbeigebracht, der fast so eine Figur hat wie Euer Ehren. Sie können das anziehen, Sie brauchen sich nicht zu schämen, alles sauberes Zeug.«
    Giovanni streckte die Arme aus und umarmte den Alten.
    »Danke«, flüsterte er.
     »Ziehen Sie sich in Ruhe an«, sagte Caminiti. »Ich geh' jetzt und wünsch Ihnen eine gute Nacht. Ah, ich wollte noch sagen, daß unten Dottor Borzacchini wartet, der Sekretär des Signor Finanzpräsidenten.«
     »Und was will er?«
     »Weiß ich nicht. Sie müssen mit ihm reden.«
     Beim Anziehen ließ sich Giovanni viel Zeit. Als er auf dem Weg ins Restaurant hinunterging, saß im Atrium, in einem Sessel, Augusto Borzacchini. Dieser sprang beim Anblick Giovannis auf, brachte seine Krawatte in Ordnung, zupfte an seinem Jackett und reichte ihm die Hand.
     Giovanni sah geflissentlich darüber hinweg.
     »Sie können sich ja gar nicht unsere Freude im Präsidium vorstellen, gerade haben wir erfahren…«
     »Lassen wir das. Sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.« Einen Augenblick lang, aber wirklich nur einen Augenblick lang, war Borzacchini irgendwie verdutzt, gewann aber gleich wieder seine Haltung zurück.
     »Der Signor Finanzpräsident, wissen Sie's schon? ist, gottlob, wieder völlig hergestellt und seit zwei Tagen schon an seiner Arbeit.«
     »Ach ja?«
     »Und er hat mir einen Brief für Sie mitgegeben.« Er zog ihn aus der Tasche und reichte ihn Giovanni. »Sagen Sie dem Signor Finanzpräsidenten, daß ich morgen früh im Büro sein werde.«
     Borzacchini zupfte wieder an seinem Jackett, richtete seine Krawatte und hüstelte, eine Hand vor seinen Mund haltend.
     »Was gibt's denn noch?«
     »Wenn Sie mir die Freundlichkeit erweisen und den Brief le…«
    »Sie wissen, was drin steht?«
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie's mir.«
     »Also… auch in Anbetracht der Mißgeschicke, denen Sie ungerechterweise ausgesetzt waren… Der Signor Finanzpräsident gewährt Ihnen einen Monat Urlaub, gleich von morgen an… Unterdessen wird er dafür Sorge tragen, dem Ministerium ein Gesuch vorzulegen… Sie verstehen, die Hypothese einer Unvereinbarkeit ist nicht von der Hand zu weisen… Ich wiederhole, es handelt sich lediglich um eine Hypothese…«
     »Ich komme trotzdem vorbei, um noch ein paar persönliche Dinge zu holen, die ich im Büro gelassen habe.«
     »Im Büro ist nichts mehr von Ihnen. Der Signor Finanzpräsident hat sich davon persönlich überzeugen wollen. Ich wiederhole noch einmal: Sie würden alle in Verlegenheit bringen, wenn Sie morgen früh ins Finanzpräsidium kamen.«
     Wortlos zerriß Giovanni den Brief und steckte die Schnipsel in Borzacchinis Jackentasche. Im Restaurant tröstete er sich bei vier gesottenen Meerfelsbarben.

    :

    Katalog der Träume

    Danach kam für jeden, für den einen früher, für den anderen später, die Stunde, in der das Licht gelöscht wurde und man sich zu Bett legte, die Augen schloß, in Schlaf versank und anfing zu träumen.

    So träumte auch Don Cocò, und er träumte, daß er schlief und sich im Schlaf selbst sah, so, als wäre er eine andere Person. Er sah sich, wie er auf einem von Gold und Edelsteinen funkelnden Thron eingenickt war, in einem Saale, der noch größer war als ein Truppenübungsplatz. Er war in eine rote Tunika mit goldenen Bordüren gewandet, darüber trug er einen ganz mit Sternen, Sonnen und Planeten bestickten Mantel. Auf seinem Kopf trug
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