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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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Ihnen gelingen, ihn wegen Mordes an Padre Carnazza festzunageln, wird man ihn, nach zahlreichen Appellen und Gegenappellen, Ihnen überlassen. Man wird Ihnen Fasùlo einfach überlassen. Er tritt von der Bühne ab unter dem Vorwurf des Mordes an dem Priester. Und Sie, der Sie dem Augenschein nach die Partie gewonnen haben, haben sie in Wirklichkeit verloren.«
     »Aber was sagen Sie denn da?«
     »Tja, so ist es. Denn die da müssen alles tun, um Ihre Ermittlungen streng von meinen getrennt zu halten. Derjenige, der hinter diesem ganzen Verwirrspiel steht, und ich nenne Ihnen seinen Namen nicht, denn Sie kennen ihn nur zu gut, wird seine rechte Hand ins Meer werfen. Und wenn Sie ihn anklagen, der Auftraggeber für den Mord an Padre Carnazza zu sein, wird er mit einer öffentlichen Erklärung aufwarten: Die trüben Machenschaften einer Person, der er blind vertraut hat, kannte er nicht. Er wurde getäuscht, verraten. Sich als Opfer eines Verrats darzustellen, ist immer ein geschickter Winkelzug, der zum Erfolg führt, wissen Sie das? So lange nur seine wirtschaftlichen Interessen unangetastet bleiben, ist er zu allem bereit. Wehe aber, er rutscht auf der Bananenschale eines Mordes aus und stürzt.«
     »Dann ist es Ihrer Meinung nach sinnlos, weiterzumachen?«
     »Das habe ich nicht gesagt. Ich sage einfach nur, daß Sie ebenso wie ich in der Gefahr stehen, bestenfalls zu einer Teilwahrheit zu gelangen. Na ja, das ist immer noch besser als gar keine Wahrheit.«
     »Das sehe ich auch so. Und ich kann mir nur wünschen, daß Ihr Nachfolger…«
     Der Staatsanwalt brach in schallendes Gelächter aus. »Wer?«
     »Wieso, wer? Antonio Lacalamita.« Der Staatsanwalt lachte noch immer. »Kennen Sie ihn denn?« fragte Ermittlungsrichter Pintacuda.
     »Diese Ehre hatte ich noch nicht. Aber haben Sie gelesen, was in einer Zeitung dieser Insel geschrieben wurde, deren Anteilseigner, soweit ich weiß, Afflitto ist?«
     »Nein, ist mir entgangen.«
     »Da hieß es, daß Dottore Lacalamita eine Person mit herausragenden Fähigkeiten für den besonnenen Ausgleich ist. Dieser Satz, der in der Gegend, aus der ich stamme, eine sehr genaue Bedeutung hat, hat in dieser Gegend eine völlig andere. Stimmt's nicht?«
     »Doch, so ist es«, räumte Ermittlungsrichter Pintacuda bitter ein.
     Stille trat zwischen sie. Nach einer kurzen Weile flüsterte Pintacuda etwas, was der Staatsanwalt nicht verstehen konnte.
     »Das habe ich nicht richtig verstehen können«, sagte er. »Nicht weiter von Bedeutung«, sagte der Richter. Aber er hatte gesagt: »Schön, daß Sie das Glück haben von hier wegzugehen.« Doch hatte er sich dieses Gedankens dann geschämt.
     »Also, welche Absichten haben Sie?« fuhr der Staatsanwalt erbarmungslos fort.
     »Ich werde so tun, als würde ich dem Geständnis glauben«, antwortete der Richter fast wie zu sich selbst. Er war einfach nicht in der Lage, lauter zu sprechen. »Wie lange?«
     »So lange, bis mir der richtige Schachzug einfällt. Bovara hat mir einiges beigebracht«, sagte Ermittlungsrichter Pintacuda abschließend.

    Vor dem Gefängnis wurde sich Giovanni darüber klar, daß er nicht gleich ins Haus in Vigàta zurückkehren konnte. Er bog in die Via Atenea ein, um wenigstens die erste Nacht im Hotel Gellia zu verbringen. Es wurde dunkel, die Laternen waren bereits angezündet, nur wenige Menschen waren auf der Straße. Doch die drei wie Herren gekleideten jungen Burschen waren da. Als sie ihn sahen, nahmen sie ihre Hüte ab und verbeugten sich. »Buonasera, Signor Bovara«, sagte einer von ihnen. »Buonasera«, erwiderte Giovanni völlig verdutzt. Dann aber fand er eine Erklärung für diesen Gruß. Die drei waren über die Angelegenheit ganz sicher im Bild und hatten dem Gewinner ihre Hochachtung aussprechen wollen. Auch der Portier des Hotels war überaus freundlich. Bevor Giovanni ins Zimmer hinaufging, das ihm zugewiesen worden war, fragte er, ob es wohl möglich sei, noch ein Bad zu dieser Stunde zu nehmen.
     »Das und noch mehr können Sie, Signor Bovara! Geben Sie mir nur eine halbe Stunde Zeit, ich lasse Sie dann rufen.«
     Giovanni legte sich, noch mit den Schuhen an den Füßen, aufs Bett, und kurz darauf hörte er ein heftiges Klopfen an der Türe.
     »Das Bad ist fertig.«
     Ihm wurde bewußt, daß er eingeschlafen war, plötzlich und unvermittelt war der Schlaf über ihn gekommen, wie ein Lufthauch über die Flamme einer Lampe. Er schloß die Badezimmertüre, stieg in die
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