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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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und Schüsse, sein Herz gegen die Erde pochen, die mit Piniennadeln bedeckt war.

    Der Finanzpräsident, Commendatore Felice La Pergola, träumte, er würde morgens aufwachen und feststellen, daß er sich in seinem Bett in ein ungeheueres, häßliches Ungeziefer verwandelt hatte. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch. Seine Beine dagegen waren zahlreich geworden und kläglich dünn und flimmerten ihm unentwegt und wirr vor den Augen. »Was ist mit mir geschehen?« fragte er sich. Aber er wußte, daß dieser Traum kein richtiger Traum war.

    Hinter einer Mauer trat einer mit verbundenem Kopf hervor, auch der linke Arm war verbunden und mit einem weißen Stoffetzen um den Hals befestigt. In der rechten Hand hielt er einen Revolver. Advokat Fasùlo erkannte ihn.
     »Küßdiehand, Don Cocò.«
     »Wir grüßen Euch, Fasù«, sagte Don Cocò.
     Und hinter der Mauer trat diesmal Sciaverio hervor.
     Auch er hielt einen Revolver in der Hand.
     »Kann ich Ihnen meine Hilfe anbieten?« fragte Advokat Fasùlo.
     »Die brauch' ich nicht mehr«, antwortete Don Cocò.
     Sciaverio hob den bewaffneten Arm und erschoß ihn. Fasùlo spürte einen ungeheueren Knall mitten in der Brust und sank langsam zu Boden, und er sank und sank, ohne Ende. Schweißgebadet wachte er auf. Das war wie eine Erkältung, dieser immer wiederkehrende Traum.

    Cavaliere Brucculeri, der Posthalter, schwimmt völlig verzweifelt in einem Meer von schwarzen Frauenstrümpfen, von Strumpfbändern, von bestickten Schlüpfern, die nach Orangenblüten duften, von seidenen Nachthemden, von Unterröcken, die Jasminduft verströmen, von Sicherheitsnadeln und vergoldeten Hutspangen, von Perlenketten, Ohrringen und Edelsteinen. Nun türmt sich ein Meer von Büstenhaltern vor ihm auf, das er durchschwimmen muß, und ihm ist klar, daß er das nicht schafft, er geht darin unter, er ertrinkt. Doch jetzt rudert er mit den Armen kräftig in etwas Flüssigem, das kein Wasser ist, weder aus einem See noch aus dem Meer, sondern eine milchige, klebrige Masse. In diesem Augenblick merkt er, daß seine Frau Toter Mann spielt, mit dem Bauch nach oben.
     »Was ist das nur für ein Zeug?« fragt er und deutet auf die Flüssigkeit.
     »Alles Samenerguß von Padre Carnazza«, antwortet sie ihm und treibt beglückt weiter.
     Ihre Schwester hatte eine große Tasse Mohnsud getrunken, weil sie tief und fest schlafen wollte. Und Pinuzzo hat das ausgenutzt und sich ins Bett zur Schwägerin geschlichen. Sie haben sich beglückt ineinander verbohrt. Nun schläft Donna Trisìna Cìcero allein und atmet ganz leicht, und der Atem zwischen ihren Lippen wird zu einer süßen Musik, zu einer sanften Melodie, zu Gesang von Engeln. Im Schlaf gewinnt Trisìna ihre ganze Unschuld zurück. Der Schlaf beginnt sie zu streicheln wie die Hand eines Mannes, zuerst zwischen den Brüsten, dann über den Bauch, über den Po und zwischen den Schenkeln. Bevor er sie ganz umfängt, hält ihr der Schlaf mit großer Zärtlichkeit ein rosafarbenes Band vor die Augen. Und während der ganzen Nacht sieht Trisìna nur dieses.

    Anmerkung

    »In Barrafranca wurden vor zwei Tagen auf dem freien Lande zwei Gewehrsalven auf einen reichen, korrupten, unverschämten, im Orte vielverhaßten Priester abgefeuert. Ungefähr 60 Meter von der Stelle entfernt, an welcher der Priester fiel, befand sich ein Mann, welcher wenige Tage zuvor aus Turin als Mühleninspekteur nach Sizilien gekommen war. Dieser stand mit dem Rücken zu dem Priester. Beim Lärm der Gewehrsalven drehte er sich um, lief zu dem Priester, welcher ihm, bevor er starb, sagte: ›Mich hat der so und so erschossen, mein Cousin‹. Der Mann aus Turin bestieg sein Pferd und galoppierte in den Ort, um in der Kaserne der Carabinieri den Vorfall anzuzeigen… und auf seinem Wege dorthin erzählte er allen von dem Mord und wer der Mörder war. Der Priester lag seit 12 Jahren im Streit mit seinem Cousin, welcher ihn ermordet hatte, zwischen ihnen herrschte große Feindschaft; 24 Stunden später wurde als vermutlicher Urheber des Verbrechens der Mann aus Turin festgenommen, und unter den ihn belastenden Zeugen befand sich auch der Mörder-Cousin des Priesters, und der ganze Prozeß wurde in diese Richtung gelenkt, während der gesamte Ort und die umliegenden Gemeinden hinter vorgehaltener Hand sagten, wer der Mörder war.«
     Soweit die
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