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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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Nachttischchens, packte die Waffe am Lauf und reichte sie Sciaverio.
     »Ist er geladen?«
     »Natürlich«, antwortete Don Memè. Sciaverio hielt ihm die Mündung des Revolvers an die rechte Schläfe und drückte ab. Don Memès Körper fiel rücklings aufs Bett, mit überkreuzten Armen. Sciaverio steckte ihm die Waffe in die rechte Hand und trat zwei Schritt zurück, um sein Werk genauer zu betrachten. Es schien ihm vollkommen.
     Dann zog er das mit Druckbuchstaben beschriebene Stück Papier aus seiner Tasche, das ihm Advokat Fasùlo gegeben hatte, und legte es deutlich sichtbar auf den Nachttisch. Auf dem Papier stand:
     »Ich habe den Pfarrer umgebracht. Und ich war es auch, der den Toten ins Haus des Inspekteurs Bovara gebracht hat, damit die Schuld auf ihn fallen sollte. Ich habe alles alleine getan. Jetzt hat mich mein Gewissen geplagt.«

    Der Oberwachmann Caminiti öffnete die Zellentüre. »Kommen Sie mit. Der Direktor will Sie sprechen.« Giovanni stand von seinem Strohsack auf und stellte sich neben den Oberwachmann. Nachdem sie ein Stück gegangen waren, kamen sie auf den langen Korridor. »Wissen Sie, warum der Direktor Sie sehen möchte?«
     »Nein.«
     »Dann sag ich's Ihnen. Gerade eben kam die Anordnung für Ihre sofortige Enthaftung herein.« Giovanni zuckte mit keiner Wimper und ging im normalen Tempo weiter.
     »Haben Sie gehört?« fragte Caminiti und redete ein bißchen lauter als sonst. »Ja.«
     »Sind Sie denn nicht zufrieden?«
     »Ich hab's bereits gewußt«, sagte Giovanni. Er hatte die Partie gewonnen. Die anderen hatten den König zum Zeichen der Aufgabe niedergelegt. Was der Oberwachmann ihm sonst noch erzählte, den Selbstmord von Don Memè, das Stück Papier mit dem Geständnis, ließ ihn kalt.
     Als er am Büro des Staatsanwalts vorbeiging, sah der Ermittlungsrichter Pintacuda Licht unten durch den Türschlitz fallen. Er klopfte an.
     »Herein.«
     Er trat ein. Der Staatsanwalt war dabei, ein paar Papiere in einen kleinen Koffer zu legen.
     »Wie Sie sehen können, räume ich meinen Platz. Morgen früh werde ich die Übergabe an meinen Nachfolger vornehmen. Er ist bereits eingetroffen.«
     »Wissen Sie's schon? Ich habe die Entha…«
     »Ich hab's erfahren«, sagte Rebaudengo. »Die Nachricht hatte sich im Nu rumgesprochen. Das war richtig so.«
     »Ich konnte schließlich nicht anders handeln, nach dem Selbstmord, dem Geständnis…« Der Staatsanwalt sah ihm in die Augen. »Sie glauben, Signor Moro habe sich umgebracht?«
     »Ich? Nein.«
     »Ich auch nicht. Warum ist das Papier mit der Erklärung, soweit ich darüber unterrichtet bin, mit Druckbuchstaben geschrieben und nicht unterzeichnet worden? Sie haben ihren Schachzug machen wollen, dem Augenschein nach haben sie sich dem Gegner geschlagen geben müssen. Doch an diesem Punkt der Partie ist der Gegner nicht mehr Bovara.«
     »Wer dann an seiner Stelle?«
     »Wir, mein Freund, und Sie wissen das genau. Allerdings bin ich disqualifiziert worden, auf dem Feld bleiben nur noch Sie zurück. Jedenfalls denken Sie daran, es ist eine äußerst schwierige Partie. Gesetzt den Fall, Sie würden die Echtheit des Papiers anzweifeln und die Gutachten würden Ihnen recht geben. Was tun Sie dann?«
     »Ich gestehe Ihnen aufrichtig: Ich weiß es nicht.«
     »Sehen Sie? Nehmen wir einmal an, rein hypothetisch, daß Sie eine Spur entdecken, die zu den beiden anderen führt, denen, die, nach Bovaras Aussage, in den Mord verwickelt sind. Also gut, nur damit Sie davon abgehalten werden, weiter zu ermitteln, wird man Ihnen auf einem Silbertablett den Bruder des Polizeiamtsleiters servieren, Ignazio, glaube ich, heißt er.«
     »Aber der Polizeiamtsleiter wird es nicht zulassen, daß sein Bruder verurteilt oder zumindest in die Sache verwickelt wird. Er wird rebellieren!«
     »Dazu wird er keine Gelegenheit haben, mein Freund. Muß ausgerechnet ich, ein Mann aus dem Norden, Ihnen sagen, wie sich die Dinge entwickeln werden? Wenn diese Leute auch nur ganz versteckt mitbekommen, daß Sie sich für Ignazio Spampinato interessieren, dann ist das der Tod des Polizeiamtsleiters.«
     »Man wird ihn erschießen?«
     »Nein. Er wird in einem Feuergefecht mit Briganten den Heldentod sterben. Und wenn Sie dann hartnäckig weitermachen, und das Wunder geschehen sollte, daß Sie inzwischen nicht anderswohin versetzt worden sind, dann wird der nächste Name, auf den Sie stoßen, der von Advokat Fasùlo sein… Keine Sorge. Sollte es
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