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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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Unschuld. Allerdings glaube ich, es ist noch nicht der Augenblick gekommen, ihn freizulassen.«
     »Wieso nicht?«
     »Sehen Sie, als ich hörte, wie Bovara den Namen des Bruders des Polizeiamtsleiters Spampinato nannte, war ich gleich um seine Unversehrtheit besorgt. Daraufhin habe ich ihn ins Gefängnis von San Vito überstellen lassen. Ich möchte nicht, daß er, wenn er wieder in die Freiheit entlassen wird, das gleiche Ende nimmt wie seine Vorgänger Tuttobene und Bendicò. Diesmal hatte man beschlossen, ihn durch einen subtil durchdachten Plan aus dem Weg zu räumen. Möglich, daß diese Leute, wo sie ihren Plan jetzt zerstört sehen, sich entschließen, zu eindeutigeren Methoden zu greifen.« Der Staatsanwalt sah dem Ermittlungsrichter fest in die Augen.
     »Glauben Sie, was Bovara Ihnen erzählt hat?«
     »In welcher Hinsicht?«
     »In der Hinsicht, daß eine Triade, bestehend aus Moro, Spampinato und Fasùlo, beschlossen hat, den Priester zu beseitigen?«
     »Ich? Wenn ich ein Trottel wäre…«
     »Also?«
     »Signor Staatsanwalt, ich glaube, daß Bovara in einem ersten Augenblick die Wahrheit erzählt hat, das heißt, daß der Priester ihm zugeröchelt hat, er sei von seinem Cousin Moro erschossen worden, wie es ja auch geschehen war. Danach, als er selbst dieses Verbrechens bezichtigt wurde, hat er seine Darstellung äußerst geschickt modifiziert, indem er den Bruder des Polizeiamtsleiters und den unangreifbaren Advokat Fasùlo, die rechte Hand von Nicola Afflitto, ins Spiel gebracht hat, das eigentliche Hirn hinter dem ganzen Plan.«
     »Mit welcher Absicht?«
     »Ein verzweifelter Schachzug. Außergewöhnlich intelligent.«
     »Das heißt?«
     »Das heißt, daß wir in diesem Augenblick zu so etwas wie Zuschauern bei einem sportlichen Ereignis werden. Und es wäre nur klug, wenn wir in dieser Position verharren würden.«
     »Verstehe«, sagte Rebaudengo. »Leider kann ich nicht bis zum Ende dieser Begegnung dabei sein. Übermorgen muß ich abreisen. Schreiben Sie mir, wie das Endergebnis ausfällt?«
     »Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Pintacuda.

    Langsam ging die Sonne unter. Don Memè saß in einem Sessel in seinem Schlafzimmer, und dieser stand genau vor den halb geschlossenen Fensterläden, so daß Don Memè zwar hinaussehen, selber aber nicht gesehen werden konnte. Doch die Sache war, daß es einfach nichts zu sehen gab. Einmal hatte er ein herumhoppelndes Wildkaninchen beobachtet. Morgens war Aliquò vorbeigekommen und hatte ihn gegrüßt, er war auf dem Weg zu seinem Ziegenpferch, das gleiche tat er nach Sonnenuntergang, als er wieder auf dem Weg zurück in den Ort war. Die Tatsache, daß er, Don Memè, den Pfarrer umgebracht hatte, hatte ihm sowohl den Appetit als auch die Gesundheit zurückgegeben. Er mußte nur noch ein kleines bißchen Geduld aufbringen. Zwei Tage zuvor war Sciaverio mit einer Nachricht von Advokat Fasùlo zu ihm gekommen: es sei nur noch eine Frage von kurzer Zeit, dann könne er sich wieder im Ort blicken lassen. Bovara, der Inspekteur, hatte ihm der Advokat mitteilen lassen, sitze immer noch im Gefängnis und die Hoffnung sei berechtigt, daß er für den Rest seines Lebens auch da bleiben werde. Und gerade, als er an Sciaverio dachte, sah er ihn im Gegenlicht heranreiten. Sciaverio stieg ab und blickte nach oben, zur Fenstertüre des Schlafzimmers.
     »Bin hier, Sciave.«
     »Muß mit Ihnen reden, Don Memè.«
     »Komm rauf.«
     Sciaverio betrat das Zimmer, öffnete seine Arme weit und sagte feierlich:
     »Es ist vollbracht!«
     »Und was heißt das?« fragte Don Memè und erhob sich aus dem Sessel.
     »Das heißt, daß der Richter den Inspekteur heute morgen verhört hat und zu der Überzeugung gelangt ist, daß er es war, der Padre Carnazza umgebracht hat. Alles ganz genau so, wie Don Cocò es gesagt hatte.«
     »Oh, heiliger Herr, ich danke dir!« stieß Don Memè hervor, und sein Mund zitterte vor lauter Aufregung. Dann fragte er:
     »Also kann ich jetzt auch wieder in den Ort zurückkommen?«
     »Ja, gleich jetzt.«
     »Ach, heilige Maria, ist das herrlich! Hier, so eingeschlossen auf dem Land, das war ja, wie wenn ich im Gefängnis säße!«
     »Ach ja, da gibt es noch was«, sagte Sciaverio.
     »Den Revolver, hat mir der Signor Advokat gesagt, dürfen Sie nicht bei sich tragen. Wegen dem sowohl als auch. Geben Sie ihn mir, ich kümmere mich schon darum, ihn verschwinden zu lassen.«
     Don Memè öffnete die Schublade des
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