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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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ästhetisch Wertvollen zu erklären.
    Seitdem gelten vor allem bei deutschen Kritikern orthodoxe Detektivromane der britischen Schule als eo ipso schlecht, weil kunstvoll, alle Geschichten hingegen, in denen ein Jugendlicher mit einer abgesägten Schrotflinte ziemlich motivlos jeden, der ihm lästig wird, in unappetitliche Stücke pustet, als realistisch, ja ›schonungslos realistisch‹ und damit als literarisch wertvoll – obwohl sie ihre Leser nach den Worten Richard Alewyns »in ein Milieu versetzen, dessen Sitten und Gebräuche ihm kaum weniger fremd sind als die von Tausendundeiner Nacht.« Und das wiederum werde »für ›Realismus‹ ausgegeben, wo es doch schiere Romantik ist«.
    Die berühmteste Passage aus Chandlers Essay gilt Hammetts – und seinen – Helden: »Und durch diese schmutzigen und gemeinen Straßen muß ein Mann gehen, der selbst weder schmutzig noch gemein ist, der von der allgemeinen Fäulnis nicht angesteckt ist noch Angst vor ihr hat … Er ist der Held, er ist alles … Er ist der beste Mann in seiner Welt und gut genug für jede Welt.«
    Bei der Gestaltung seines eigenen Helden – im Doppelsinn – soll Chandler deshalb Cary Grant vorgeschwebt haben. So erklärt es sich, daß Lauren Bacall in der Eingangsszene des Films »The Big Sleep« (1946) zum zwei Köpfe kleineren Humphrey Bogart sagen muß, sie möge große Männer. In der entsprechenden Szene des Buches versinnbildlicht Chandler seinen Anspruch an seinen Helden: »Ein großes Fenster aus farbigem Glas zeigte einen Ritter in dunkler Rüstung, der dabei war, eine Dame zu retten, die an einen Baum gebunden war und die überhaupt nichts anhatte, aber praktischerweise über sehr lange Haare verfügte. Der Ritter hatte das Visier hochgeschoben, um nicht abweisend zu wirken, und fummelte an den Knoten herum, ohne so recht weiterzukommen. Ich stand da und dachte, daß ich, wenn ich in diesem Hause lebte, über kurz oder lang hochklettern würde, um ihm zu helfen.« Später heißt es dann in deutlichem Rückbezug auf diese Stelle: »Ritter hatten keine Bedeutung in diesem Spiel. Es war kein Spiel für Ritter.«
    Aber gerade deshalb wurde Bogart, der sich soeben vom kleinen Gangster in Nebenrollen zum großen Gangster emporgespielt hatte, für die Welt zu der Verkörperung des typischen Hammett-Chandler-Helden, nahm er doch das Chandlersche Edelmenschen-Pathos in seinem Spiel zurück, ja, er konterkarierte es in seinem Äußeren geradezu. So war er der unansehnliche Held für eine Welt ohne Helden, der glanzlose Ritter in einem Spiel, das für Ritter keine Verwendung mehr zu haben schien.
    Damit sind wir bei Hamiltons 1999 debütierendem Helden Alexander McKnight angelangt. Als »Alexander, Sohn des Ritters«, wie sein Name übersetzt lauten würde, bekennt er sich zu seinen Ahnen und ihrer Entwicklung, die sie unter den Federn von Hammett und Chandler und dem dritten Großen des Subgenres, Ross Macdonald, genommen haben. Er ist ein gebrochener Ritter, ein Ritter mit Furcht und Tadel: Vor vierzehn Jahren wurde er niedergeschossen und sein Partner getötet, und er hatte nicht einmal als Versuch einer Gegenwehr seine Pistole gezogen. Ein Steckschuß am Herzen, nagende Selbstzweifel und eine bisweilen kaum bezwingbare Panik bei der Konfrontation mit Schußwaffen oder mit Blut sind ihm davon geblieben, eine emotionale Verletzlichkeit und Zurückhaltung hatten ihn von jeher ausgezeichnet, wohl ein Erbteil von Macdonalds Helden Lew Archer.
    Seine Dienstunfähigkeitsrente und eine von seinem Vater angelegte Reihe von Ferienhäusern im nördlichsten Michigan, an der kanadischen Grenze, ermöglichen ihm ein sorgenfreies Leben in bescheidenem Rahmen. Privatdetektiv – seine Polizeivergangenheit bietet die besten Voraussetzungen – wird er, wie im ersten Buch geschildert, nur, weil ihn das Reinigen der Hütten und das Holzhacken für die Gäste nicht ausfüllen und der lokale Anwalt Uttley ihn förmlich dazu drängt (»Ein kalter Tag im Paradies«, DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek).
    Das Labyrinth, in das ihn seine Detektion dann hineinführt, verleidet ihm die Tätigkeit schon bald, so daß er sich wenige Monate nach dem ersten Fall gar nicht mehr als Privatdetektiv sieht, obwohl er noch die Lizenz besitzt.
    Der erste Fall begann an Halloween, in der Nacht zum ersten November. Mittlerweile ist Januar, und die Gegend um das 15   000 Einwohner zählende Städtchen Sault Ste. Marie zwischen Oberem und Huronsee ist wortwörtlich im täglich
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