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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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den Schnee anzustarren und langsam, aber sicher verrückt zu werden.«
    »Ich habe immer geglaubt, ihr Indianer lebt im Einklang mit den Jahreszeiten.«
    Er sah mich an. »Ich habe acht Jungs in meinem Team. Sie werden sehr enttäuscht sein. Wir müssen das Spiel absagen. Und das nur, weil ein ehemaliger Berufssportler Angst davor hat, sich ein paar Knieschützer anzuziehen und sich in ein Tor zu stellen. Willst du denn den ganzen Winter auf deinem Hintern sitzen? Verspürst du nie den Drang, etwas zu tun, Alex? Mal wieder so richtig den Körper einzusetzen?«
    »Du brichst mir das Herz, Vinnie. Echt.«
    »Du kriegst Bradleys Sachen. Das Zeug ist brandneu. Maske, Körperschutz, Handschuhe, Schlittschuhe. Welche Größe hast du?«
    »Elf.«
    »Perfekt.«
    Danach hatte ich im Grunde keine Chance mehr. Vinnie hatte mir ganz selbstverständlich geholfen, als ich ihn brauchte, und sich um meine Hütten gekümmert, während ich in der Weltgeschichte herumgelaufen war und mich als Möchtegern-Privatdetektiv lächerlich gemacht hatte. Ich schuldete ihm daher eine Gefälligkeit. Und er hatte recht, ich war es leid, den ganzen Winter einfach nur rumzusitzen. Wie schlimm konnte es denn schon sein? Beinschützer und Maske anziehen und ein bißchen im Tor spielen? Vielleicht machte es ja sogar Spaß.
    Und ob es Spaß machte. Ich schob den Puck aus dem Tor zum Schiedsrichter, der damit zum nächsten Anstoß in die Mitte lief. Ich hatte kaum einen hastigen Schluck aus meiner Wasserflasche genommen, als sie schon wieder vor meinem Tor waren, sich wechselseitig den Puck zuschoben und auf den nächsten Torschuß lauerten. Der blaue Mittelstürmer lief vor meinem Tor auf und ab, als ob ihm das Eis da gehöre. Ich mußte um ihn herum schielen, um dem Weg des Pucks zu folgen.
    »Schafft mir den Kerl hier weg«, sagte ich zu jedem, der mich hören konnte. »Laßt ihn hier nicht so einfach rumstehen.«
    Von der blauen Linie kam ein Weitschuß. Ich wehrte den Puck mit dem Schläger ab, aber bevor ich noch nach ihm hechten konnte, hatte ihn der blaue Mittelstürmer schon ins Netz geschlagen. Das Spiel dauerte gerade drei Minuten, und ich hatte schon zwei Tore kassiert. Der Mittelstürmer begann herumzutanzen, schwenkte seinen Stock durch die Luft, und seine Mannschaftskameraden stürzten sich auf ihn, als hätten sie soeben den Stanley Cup gewonnen.
    Vinnie fuhr vorm Tor vorbei. »Halt durch, Alex«, tröstete er mich. »Wir versuchen dich stärker zu entlasten.«
    Ich packte ihn an seinem roten Trikot. »Vinnie, um Himmels willen, kannst du dem Kerl nicht eine verpassen? Der hat sich hier ja richtig wohnlich eingerichtet.«
    »Keine Körperattacken, hab ich dir doch gesagt. Das ist doch nur Spaß, was wir hier machen.«
    »Mir macht das aber überhaupt keinen Spaß«, erklärte ich. »Du brauchst ihm ja nicht den Kopf abzureißen. Gib ihm nur … ’nen kleinen Schubser.«
    Der blaue Mittelstürmer beschrieb jetzt weite Kreise und wiegte den Kopf. Er sang wohl leise vor sich hin, so etwas wie »Oh yeah, baby, oh yeah, oh yeah, oh baby, oh yeah.«
    Ich kannte Typen wie ihn. Völlig egal, welchen Sport du betreibst, immer triffst du auf Kerle wie den hier. Beim Baseball war das meistens der First baseman oder ein Outfielder. Sie hatten schon so eine Art, zum Plate zu stolzieren. Ich hatte sie bisweilen gefragt, ob es ihnen gut gehe, wenn sie so ihre Stellung einnahmen, denn genau das tut man beim Baseball, aber sie zogen es immer vor, mich zu ignorieren. Der erste Wurf ist ein Strike, und sie sehen dann mit vorwurfsvollem Blick den Schiedsrichter an. Wie kannst du es wagen, bei mir Strike zu geben? Ich pflegte dann den Ball zum Pitcher zurückzuwerfen und ihm dabei zu bedeuten, den nächsten Ball hart und hoch zu werfen. Solchen Typen muß man ab und zu ein wenig Gottesfurcht einflößen, sie daran erinnern, daß sie auch nur Menschen sind wie wir alle. Und wenn es schon kein Blitzschlag sein kann, dann doch immerhin ein Fastball mit hundertfünfzig Stundenkilometern direkt unters Kinn.
    Es war beruhigend, daß auch Hockeyspieler es mit solchen Typen zu tun hatten. Vinnie lächelte mich an, zog einen Handschuh aus und schob seinen Helmriemen zurecht. »Na gut, vielleicht einen kleinen Schubser.«
    Ich wußte, daß sie in dieser Liga dreimal zehn Minuten spielten, eine Konzession an das Alter der Spieler und an die Tatsache, daß die meisten Mannschaften nur über neun oder zehn Spieler verfügten. Also lagen nur noch siebenundzwanzig Minuten
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