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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Kilometer lang war. Aber wenn du sie lange genug hast brennen lassen, dann paß bloß auf. In den Kasinos kann man das alle paar Monate sehen. Ein betrunkener Weißer macht eine Szene, brüllt plötzlich den Aufseher an, wie der lausige Indianer, der die Bank hält, ihn nur bescheißt. Es fällt ihm nicht mal auf, daß der Aufseher selbst ein Mitglied des Stammes ist. Wenn er das intensiv genug betreibt, fliegt er glatt durch ein Fenster.
    Im zweiten Drittel wurde ich schon etwas lockerer, wenn ich sah, wie meine Red Sky Raiders es dem blauen Team besorgten. In einem Punkt hatte Vinnie sicherlich recht – es war wirklich ein gutes Gefühl, den eigenen Körper wieder mal richtig einzusetzen. Zumindest für was anderes als Holzhacken oder Schneeschaufeln. Wenn das hier ein Fehler war, dann mit Sicherheit kein großer. Es würde nicht zu den großen Fehlern in meinem Leben gehören. So wie heiraten, wenn man dreiundzwanzig Jahre alt ist, gerade mit dem Baseball aufgehört hat und nicht weiß, was man mit seinem Leben anfangen soll. Kein besonders guter Grund zum Heiraten.
    Oder sich überreden lassen, Privatdetektiv zu werden. Und all das, was danach passiert ist.
    Oder Sylvia. Sich Hals über Kopf in Sylvia verlieben. Ja, ich sage es. Der Puck ist gerade am anderen Ende. Ich fahre vor meinem Tor auf und ab und frage mich, wieso ich jetzt gerade an all das denke. Aber ja, ich sage es. Ich habe sie geliebt. »Ich habe mich hier verkrochen«, hatte sie zu mir gesagt. »Ich habe mich vor der Welt verkrochen. Und ich glaube, das machst du auch, ob du es zugibst oder nicht.« Und dann war sie gegangen. Einfach so. »Ich hoffe, daß ich in deinem Leben eine Spur hinterlassen werde.« Ihre letzten Worte mir gegenüber. Welch melodramatischer Jungmädchen-Quatsch. Ich hoffe, daß ich in deinem Leben eine Spur hinterlassen werde.
    Und ob, Sylvia. Du hast eine Spur hinterlassen. So wie ein Tornado auf einem Campingplatz eine Spur hinterläßt.
    Der Puck kommt wieder in meine Richtung. Hinter ihm der blaue Mittelstürmer. Das Geräusch seiner Schlittschuhe auf dem leeren Eis. Snick snick snick snick.
    Merkwürdig, was einem alles in solchen Momenten einfällt. Aber das war beim Baseball auch so. Ich stellte mich gerade auf einen Pop fly ein, und plötzlich denke ich an irgend etwas aus meinem Leben mit einer solchen plötzlichen Klarheit, als dächte ich das erste Mal daran.
    Wie an den größten Fehler meines Lebens. Das Apartment eines Irren in Detroit. Aluminiumfolie an den Wänden. Mein Partner und ich starren, gelähmt vor Angst, auf die Maschinenpistole in seiner Hand.
    Snick snick snick snick.
    Sylvia. Ich bin in ihrem Bett, und sie sieht auf mich herunter. Soeben noch haben wir uns geliebt, in dem Bett, das sie Nacht für Nacht mit ihrem Gatten teilt. Er ist mein Freund, aber das ist mir egal. Ich bin ihr hörig.
    Der Stürmer ist schnell. Er ist der beste Spieler auf dem Eis, vielleicht der beste Spieler, den diese kleine Donnerstagabend-Hockey-Liga jemals sehen wird. Er blickt zu mir hin. Ein rascher Blick über die Schulter. Die anderen Spieler sind weit hinter ihm. Die Zeit verlangsamt sich. Es ist etwas, was jeder Sportler kennt, ein wortloses Einverständnis zwischen uns. Es gibt nur ihn und mich.
    Ich habe meine Pistole nicht rechtzeitig gezogen. Ich habe zu lange gewartet. Ich werde getroffen, und mein Partner wird getroffen, beide liegen wir auf dem Boden. Alles ist voller Blut. Plötzlich ist alles wieder da. Nicht so quälend wie einst. Ich träume nicht mehr davon. Ich brauche keine Pillen mehr, um die Nächte zu überstehen. Aber es ist immer wieder da. Ich liege auf dem Boden und mein Partner neben mir.
    Ich laufe vors Tor, um ihm den Winkel zu verkürzen. Er schießt. Nein! Es ist eine Täuschung. Er zieht den Puck zurück. Ich spüre, wie ich zurückfalle. Er wird mich einfach umfahren und den Puck ins leere Tor gleiten lassen. Es sei denn, es gelingt mir, den Puck wegzuschlagen. Meine einzige Chance. Ich ziele im Fallen mit meinem Stock danach.
    Ich treffe den Puck, und mein Stock fährt ihm zwischen die Beine. Er stolpert und rutscht mit dem Gesicht vornweg gegen die Bande. Schon steht er wieder, seine Handschuhe fliegen aufs Eis. Ich lege Handschuhe und Maske ab. Er schlägt mit der Faust nach mir und verfehlt mich. Ich packe ihn am Trikot, und wir tanzen den Hockey-Prügeltanz. Auf Schlittschuhen findet man einfach keinen festen Punkt, um zu einem richtigen Schwinger auszuholen. Man kann nur klammern
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