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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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waren jedenfalls Leute in der Hütte«, sagte ich. »Und was meine Möbel angeht, haben sie ganze Arbeit geleistet.«
    »Nein«, sagte er. »Sie helfen ihr. Sie bringen Ordnung in ihr Leben …«
    »Hat sie dir das erzählt?«
    »Ja«, sagte er. »Und sie hat mich auch gebeten, dir etwas auszurichten. Sie sagt, daß es ihr leid tut, daß sie dich da reingezogen hat, und noch was mit deinen Leitungen.«
    »Meinen Leitungen?«
    »Irgendwas mit Leitungen, die einfrieren.«
    »Ja klar. Das hat mich einige schlaflose Nächte gekostet. Das war in dieser Woche mein größtes Problem.«
    »Ich sag dir nur, was sie mir gesagt hat.«
    »Okay«, sagte ich. »Was du hiermit getan hast.«
    »Alex, ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll. Ich schwöre dir, ich habe wirklich nichts gewußt, bis …«
    »Spar dir das«, sagte ich. »Ich will wirklich nichts mehr davon hören. Du hast nichts davon gewußt, weil du es nicht wissen wolltest . Hättest du es gewußt, hättest du es mir auch sagen müssen. Und das hast du nicht gewollt. Wir wissen beide, warum.«
    Ich sah ihm in die Augen. Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, spürte ich deutlich den Abstand zwischen uns, als er mich ansah. Ich wußte, auch wenn wir einen Weg fänden, über all das wegzukommen, der Abstand würde für immer bleiben.
    »Sag mir noch eins«, sagte ich. »Was ist aus dem Beutel geworden? Ich habe gehört, daß das eine ziemliche Ladung von, wie heißt es noch mal, ›Wild Cat‹ ist.«
    »Ich weiß davon nichts«, sagte er. »Soweit ich weiß, hatte sie ihn nicht dabei, als sie sie geholt haben.«
    »Und ob sie das hatte!« sagte ich. »Deine Vettern hocken auf soviel Drogen, daß sie den Rest ihres Lebens high sind. Oder wer auch immer diese Leute in Kanada sind. Und die geben dir nicht mal was ab?«
    Er sah mich nur an, mit zurückgezogenen Schultern, als wolle er sich auf mich stürzen. »Ich hatte ein verdammt schlechtes Gewissen wegen all dem, was dir passiert ist. Jetzt machst du mir die Sache erheblich einfacher.«
    »Warum fragst du sie nicht?« sagte ich. »Frag sie, wo der Beutel ist. Wenn sie dir dann sagen, sie wüßten nicht mal, wovon du sprichst, dann sollte dir klar sein, daß du ein Problem hast. Das Zeug ist Gift, Vinnie. Für jeden. Indianer, Weiße, Schwarze, alle. Wenn man das Zeug nicht selbst nimmt, kann man es für, mein Gott, ich weiß nicht, mindestens zweihunderttausend Dollar verkaufen. Glaubst du, daß jeder einzelne von deinen Vettern dieser Versuchung widerstehen kann? Tön ruhig rum, wie die Weißen euch kaputtmachen. Im Moment sieht es so aus, als ob ihr Jungs das auch ohne fremde Hilfe hinkriegt.«
    »Es ist Zeit, daß du gehst«, sagt er. »Geh weg, bevor ich etwas tue, was ich hinterher bereue.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Du hast weiß Gott schon genug angerichtet.«
    Als ich wegfuhr, stand er immer noch auf dem Parkplatz und starrte in die Ferne.
    Den Großteil des Tages verbrachte ich in meiner Hütte und hockte am Ofen. Ich hatte nicht das Verlangen, ins Glasgow zu gehen, nicht einmal, als die Sonne sich anschickte unterzugehen, wenn mir normalerweise nach ein wenig Gesellschaft ist. Ich saß am Ofen, legte Scheit um Scheit nach und versuchte, eine gleichmäßige Wärme zu erzielen, die die Kälte aus meinem Körper vertriebe. Ich fühlte mich kalt bis ins Mark.
    Ich versuchte, nicht an Molinov zu denken oder an das, was er mir zum Abschied gesagt hatte. Die Kälte kann Ihnen einen Teil Ihrer selbst nehmen. Damals hatte das keinerlei Sinn für mich ergeben. Allmählich spürte ich die Wahrheit seiner Worte.
    Ich war müde, aber ich fürchtete den Gedanken ans Einschlafen. Ich wußte, daß ich wieder in der Eishütte wäre, sobald ich die Augen schloß. Vierzehn Jahre hatte es gedauert, um über den Tag in Detroit wegzukommen, dachte ich. Vierzehn Jahre, bis ich nicht mehr jede Nacht das Apartment sah und meinen Partner auf dem Boden neben mir. Jetzt habe ich ein paar neue Leichen, von denen ich träumen kann. Vielleicht dauert es diesmal nur dreizehn Jahre.
    Ich stand auf, ging im Zimmer auf und ab und sah aus dem Fenster auf den im Dunkel verschwindenden Tag. Im Glas sah ich mein Spiegelbild.
    »Tu was«, sagte ich. »Irgendwas. Sitz hier nicht einfach rum!«
    Ich zog den Mantel an und ging zum Wagen. Ich startete ihn und fuhr die vierhundert Meter bis zur nächsten Hütte. Es war ein seltsames Gefühl, die Tür zu öffnen und hineinzugehen, jetzt wo ich wußte, was wirklich geschehen war. Ich
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