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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Vettern, ich meine denen, die dir erzählt haben, daß man mir nicht trauen kann? Sind die auch da?«
    »Einige von ihnen.«
    »Großartig«, sagte ich. »Das wird ja spaßig.«
    »Ihnen tut leid, was passiert ist«, sagte er. »Aber dafür kannst du dir kaum was kaufen.«
    »Nichts«, sagte ich. »Exakt nichts.«
    »Apropos«, sagte er. »Ich glaube, letztlich hat dich die Geschichte einiges an Geld gekostet.«
    Ich sagte nichts.
    »Du bist allein zweimal im Krankenhaus gewesen«, sagte er. »Das war doch schweineteuer.«
    »Ich bin versichert.«
    »Nicht gegen alles«, sagte er. »Irgendwas hast du bestimmt selbst bezahlen müssen …«
    »Vinnie«, sagte ich. »Wenn du davon redest, daß mir irgendwer wegen dem, was passiert ist, irgendwelches Geld …«
    »Ich will doch nur sagen, Alex, daß du dir wegen …«
    »So wahr mir Gott helfe«, sagte ich, »wenn du nur noch ein einziges Wort über Geld …«
    »In Ordnung«, sagte er. »In Ordnung. Ich sage es nur.«
    »Vinnie …«
    »Kein Wort mehr. Ich bin fertig.«
    Als wir Soo Canada komplett durchquert hatten, fuhr er ostwärts durch einen Wald. Einige Kilometer hinter der Stadt erreichten wir die Garden River Reservation. Auch sie gehörte den Stämmen der Ojibwa, genau wie die der Bay-Mills- und der Soo-Stämme in Michigan und einigen anderen in Wisconsin und in Minnesota. Garden River hatte keine Kasinos und würde auch nie welche bekommen. Die Regierung in Ontario würde bald ihr eigenes Kasino in Soo Canada eröffnen, ohne die kanadischen Stämme in irgendeiner Form zu beteiligen.
    »Alle Gebäude hier sind aus weißer Kiefer«, sagte er, als wir in den Ort hineinfuhren. »Häuptling Shingwaukonce zu Ehren. Sein Name bedeutet ›Kiefer‹.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Das Healing Center, zu dem wir wollen, hat dreizehn Seiten, eine für jeden Monat im alten Kalender der Ojibwas. Der weiße Mann hat uns einen Monat gestohlen, hast du das gewußt?«
    »Ich entschuldige mich für ihn.«
    »Ich glaube, ich sage besser nichts mehr.«
    »Vielen Dank.«
    Wir parkten vor dem Healing Center. Es stand etwa ein Dutzend Autos auf dem Parkplatz. Ich sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht.
    Als wir aus dem Wagen stiegen, knirschte der Schnee unter unseren Schritten, als gingen wir über feinstes Kristall. Es war unsäglich, unmenschlich kalt, keine Wolke am Himmel. Wir konnten jeden Stern sehen, und im Osten flammte der Vollmond in vollem Glanz und tauchte alles in ein blaues Licht.
    »Sieh dir den Mond an«, sagte Vinnie.
    »Wie der Mond halt so ist.«
    Er schüttelte den Kopf und führte mich nach drinnen.
    Im Mittelpunkt des Healing Center lag ein runder Versammlungsraum mit einem langen Kaminrohr, das durch die Decke führte. Unter dem Rohr war ein großer Kreis, in dem sich der Fußboden bis zum Erdreich öffnete. Dort lag ein Haufen Sand, und als sich meine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, konnte ich erkennen, daß der Sand die Form einer Schildkröte hatte. Auf dem Rücken der Schildkröte befand sich eine Feuerstelle, auch aus Sand geformt. Süßer Rauch stieg auf und hing in der Luft, bevor er durch das Kaminrohr abzog. Ein Mann stand neben der Sandschildkröte, sein Hemd war mit Bändern verziert, rot, gelb, schwarz und weiß.
    Stühle waren im Kreis um die Schildkröte aufgestellt, wenigstens dreißig Mitglieder des Stammes hatten schon Platz genommen. Alle sahen auf, als wir eintraten. Ich erkannte Dorothys Eltern am anderen Ende des Raumes.
    »Ich geh mal davon aus, daß sie hier nicht oft einen Weißen sehen«, flüsterte ich.
    »Ich hoffe, dir ist klar, was das für eine Ehre ist.«
    »Hmm.«
    »Dies hier ist ein heiliger Ort«, sagte er, als er sich setzte. »Weißt du, so was wie eine Kirche. Könntest du dich vielleicht mal eine Zeitlang benehmen?«
    Ich hielt den Mund und setzte mich neben ihn.
    Als Dorothy den Raum betrat, erkannte ich sie kaum wieder. Ihr Gesicht war völlig ungeschminkt, ihr Haar straff zurückgekämmt, als sei es noch naß. Sie war nicht nur ohne jedes Make-up, sie trug auch keinen der Ohrringe, die sie bei unserm Treffen getragen hatte. Als sie den Kreis durchschritt und sich neben den Mann stellte, fing sie meinen Blick auf und lächelte mir flüchtig zu.
    Der Mann wickelte eine Tonschüssel aus einer Decke, die zu seinen Füßen lag. Vom Rand des Feuers nahm er ein Stück Glut und entzündete das, was sich in der Schüssel befand. Dorothy flüsterte ihm etwas ins Ohr, und er sah mich daraufhin an. Langsam kam
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