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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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gedacht, wieder eine Hockeymannschaft zusammenzukriegen«, sagte er schließlich. »Hast du Lust mitzuspielen?«
    »Machst du Witze?«
    »Du warst gut im Tor«, sagte er. »Wir könnten dich brauchen.«
    »Du machst Witze«, sagte ich. »Bitte sag mir, daß das ein Scherz ist.«
    »Du solltest mitspielen«, sagte er. »Das ist nicht gut, daß du immer so allein rumhängst. Du denkst zu viel.«
    Als wir in Paradise waren, fragte er mich, ob er mir im Glasgow ein Bier spendieren dürfe.
    »Es ist schon spät«, sagte ich.
    »Jackie wird noch da sein«, sagte er. »Er läßt uns rein.«
    »Nein, vielen Dank. Heute nicht.«
    »Ganz wie du willst«, sagte er. An meiner Hütte ließ er mich raus.
    »Es hat gut getan, sie noch einmal zu sehen«, sagte ich.
    »Ich bin froh, daß das möglich war«, sagte er. Dann fuhr er fort.
    Ich stand eine Weile vor meiner Hütte, atmete die kalte Luft ein und sah zum Eismond hoch.
    Was jetzt? Bevor all das passiert war, hatte ich mir geschworen, was ich alles tun würde, wenn wieder Frühling wäre. Die Schulden, die ich begleichen würde.
    Ich schlug den Mantelkragen hoch.
    Wo ist mein ganzer Zorn? Wo ist die Glut? Ich fühlte mich nur müde und wund und kalt.
    Alles schmerzt. Das Atmen schmerzt. Bewegen schmerzt.
    Leben schmerzt.
    Zum Teufel damit. Vinnie hat recht. Ich denke zu viel.
    Was immer geschieht, geschieht. Eines Tages bringe ich alles in Ordnung, egal, was ich dafür anstellen muß, egal, wohin ich gehen muß. Und dieser Molinov – es scheint, er jagt dasselbe Wild. Ich habe so ein Gefühl, daß ich ihm wieder begegnen werde.
    Aber nicht heute nacht. Heute nacht will ich die Augen schließen und spüren, wie der Rauch wieder mein Gesicht berührt, der Rauch von brennendem Salbei mit seinem Versprechen eines neuen Tages.
    Ich bedarf der Ruhe. Ich bedarf der Heilung.
    Im Moment gibt es nur eins – schlafen unter dem Eismond.

Nachwort
    1999, im letzten Jahr des letzten Jahrhunderts, debütierte ein junger Angestellter mit einem Detektivroman in der spezifisch amerikanischen Tradition mit einem ›Private Investigator‹, kurz P.   I. – woraus dann wieder im Scherz ›Private Eye‹ wurde –, als Helden. Steve Hamilton, der in der Nähe von Detroit aufgewachsen ist und heute im Norden des Staates New York lebt, bekam gleich drei Preise für sein Debüt und erregte bei Kritik und Publikum ein Aufsehen, wie es seit den Erstauftritten von Sara Paretskys Detektivin V.   I.   Warschawski und Sue Graftons Kinsey Milhone im selben gesegneten Jahr 1982 nie mehr der Fall war. Und das auf einem mehr als gut bestellten Felde: Spätestens seit den siebziger Jahren boomt dieses Subgenre so, daß inzwischen alle größeren amerikanischen Städte ihren eigenen – oder auch ihre eigene – ›Private Eye‹ haben und deren Autoren einen eigenen Verband – von ihm kam einer der drei Preise Steve Hamiltons.
    Begründet wurde die Tradition vor ziemlich genau achtzig Jahren mit den zahlreichen Kurzgeschichten und zwei Romanen Dashiell Hammetts, die einen konsequent namenlos bleibenden Agenten – amerikanisch: ›operator‹ – der Continental Agency als Ich-Erzähler und Helden haben. Der Name der Gesellschaft ist Programm: Solche privaten Detektivagenturen entstanden im 19.   Jahrhundert, um eine empfindliche Lücke zu schließen. Die Polizeihoheit lag bei den Einzelstaaten, eine grenzüberschreitende, eben kontinentale oder nationale Strafverfolgung war nur auf privater Ebene möglich, die bekannteste Agentur war die Pinkertons. Als Hammetts erste Geschichten erschienen, gab es das FBI noch nicht.
    Der so gar nicht strahlende Held, seine emotionslose Sprache, seine Ich-Erzählung aus der kompromißlos durchgehaltenen Erlebnisperspektive und eine äußerst brutale Handlung im Amerika der Prohibition und der Depression – alle Merkmale einer neuen Gattung waren in Hammetts Werk versammelt. Zu seinem literarischen Rang und zu seiner Anerkennung durch führende Kritiker, vor allem in Europa, trug jedoch entscheidend ein polemischer Essay des Hammett-Schülers Raymond Chandler bei, »Die simple Kunst des Mordens« von 1945. Obwohl er später einmal geäußert hat, er hätte auch das Gegenteil schreiben können, gelang es ihm darin, den klassischen Detektivroman von Christie und Sayers bis zu seinen Landsleuten Van Dine, Carr und Queen als künstlich und gekünstelt, Hammett hingegen als realistisch hinzustellen, und dazu noch das Künstliche zum Schlechten und das Realistische zum
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