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Rolf Torring 027 - Tödliches Gold

Rolf Torring 027 - Tödliches Gold

Titel: Rolf Torring 027 - Tödliches Gold
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel.
    Jack Malonys Erzählung.

    „Seit dreißig Jahren lebe ich in diesem Land", sagte plötzlich unser junger, weißhaariger Gefährte am Lagerfeuer, „ich kam mit meinen Eltern als fünfjähriger Knabe herüber. Vielleicht begleite ich Sie nach Andreieffski, denn ich habe wirklich fast Sehnsucht, die Zivilisation wieder zu sehen."
    „Ich hatte Sie auf wenigstens sechzig Jahre geschätzt", meinte Rolf, „als wir Sie das erstemal von weitem ein Lagerfeuer erblickten. Sie müssen sehr Schweres im Leben durchgemacht haben, daß Ihr Haar und Bart so gebleicht sind."
    „Das habe ich wohl," sagte Malony sehr ernst, „Ich habe Leid und Schrecken erfahren wie wohl selten ein Mensch. Vielleicht hätte ich mich damals selbst getötet, wenn nicht immer noch eine Hoffnung und auch der Durst nach Rache gewesen wäre. Jetzt noch suche und suche ich, denn mein Unglück ist erst vor zwei Jahren über mich hereingebrochen. Erst seit dieser Zeit ist mein Haar weiß."
    „Wir wollen uns nicht aufdrängen", sagte jetzt Tim Gallagher, der dicht neben seiner jetzt endlich geretteten Tochter saß, „Sie wissen ja, daß ich ebenfalls viel Leid erlebt habe, daß ich sogar lange Jahre nicht Herr meiner Sinne war, bis Ugalas, des Tschugaschen, Heilkraut mir die Heilung brachte. Wollen Sie uns nicht Ihre Geschichte erzählen? Vielleicht können Herr Torring und seine Gefährten ihnen ebenfalls Heilung bringen?"
    „Ich habe auch bereits daran gedacht", meinte Malony, „aber ich sage mir jetzt doch, daß hier alles zu spät ist. Auch wollen die Herren sicher schnellstens aus Alaska fort, denn bald werden wir Schnee bekommen. Wozu da alte Geschichten erzählen?"
    „Sie irren vielleicht, Herr Malony", sagte Rolf warm, „auch nach Jahren noch können Spuren vorhanden sein, oder ein Zufall führt uns ans Ziel. Denn ich stelle mich Ihnen selbstverständlich völlig zur Verfügung. Wir suchen Abenteuer, und wo wir sie erleben, ist uns gleich. Waren wir bisher stets in heißen Sonnenländern, dann ist es eine ganz gute Abwechslung, in Eis und Kälte zu weilen."
    »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Herr Torring", sagte Malony erfreut, „wenn es Sie wirklich interessiert, dann werde ich Ihnen meine Geschichte erzählen."
    Er starrte einige Augenblicke in das lodernde Feuer, trank einige Schluck Tee und sagte dann:
    „Unsere Umgebung paßt eigentlich zu meiner Erzählung. Hätten wir heute noch das Goldgräberlager erreicht oder wären wir gar durchgefahren bis Andreieffski, dann hätte ich sicher nicht Lust zum Erzählen gehabt. Nun aber hören Sie:
    Damals, einen Abend vor dem Weihnachtsfest, wollte ich meine Braut, Ellen Wright, oben von der Station Lakte abholen. Sie war drüben in Kanada gewesen, im kleinen Städtchen Dawson, um Geschenke für die Angehörigen einzukaufen.
    Es war eine ganz tolle Kälte, und der Schnee war oft mächtig hoch zusammengeweht. lch hatte schon mit meinem Pung, dem Lastschlitten, Mühe gehabt, von dem Dorf Lakte, das ungefähr sechs Kilometer von der Station entfernt lag, durchzukommen, obgleich mein Brauner ein ganz schwerer, kräftiger Gaul war.
    Na, als endlich der wacklige Zug stöhnend und knirschend hielt, war Ellen auch mitgekommen, ich lud schnell ihre Koffer und Schachteln hinten in den Pung, und wir fuhren ab."
    Malony machte eine Pause und hob lauschend den Kopf.
    „Was gibt es?" fragte Rolf leise.
    „Ach, ich muß mich wohl getäuscht haben", meinte Malony, „ich glaubte in der Ferne einen Schrei vernommen zu haben."
    Jetzt standen wir auf und lauschten auch angestrengt ringsumher, denn In dieser Einöde war alles beachtenswert, wußten wir doch nicht, ob vielleicht noch mehr feindliche Indianerstamme in der Nähe waren. Die Kolluschen freilich, denen wir Maud Gallagher abgenommen hatten, würden uns kaum folgen, sie waren durch die drei Riesenbären unseres Begleiters zu eingeschüchtert.
    Aber nichts war zu hören, still und drückend hing die Nacht über der weiten Ebene. So setzten wir uns wieder, und Malony meinte entschuldigend:
    „Es ist mir eigentlich noch nie vorgekommen, daß ich mich geirrt habe, aber vielleicht war ich mit meinen Gedanken so bei den alten Geschichten, daß ich mich doch getäuscht habe. Wenn es Ihnen recht ist, erzähle ich weiter.
    Also wir fuhren zum Dorf. Nun muß ich einschalten, daß Ellen in Country-Line wohnte, einem anderen Dorf, das von Lakte ungefähr zehn Kilometer entfernt war. Es ging dorthin eine Postkutsche, natürlich aber nur
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