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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar
Autoren: Anja Berger
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Pickup wahr.
    Was war das? Träumte sie?
    Nein. Da war es schon wieder.
    Sie erkannte zwei Hände, die sich scheinbar blind an der Anhängerkupplung zu schaffen machten.
    Sie versuchten das Seil abzuziehen, aber sie schafften es nicht. Es sass zu fest und der Knoten liess sich auf die Schnelle und ohne Messer nicht lösen.
    Emma hörte ein Fluchen. Plötzlich bekamen die Hände auch ein Gesicht.
     
    Emma riss in einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung die Augen auf. Sie wollte aus Reflex etwas sagen, doch er legte mahnend den Finger auf seinen Mund.
    Gerade rechtzeitig verschluckte sie ihre Stimme.
    Nur ihre Lippen formten noch das Wort: Ben.
     
    Ihm entging nichts. Dafür war er zu sensibel. Konzentriert beobachtete er den Wandel, den Emmas Gesicht durchmachte im Rückspiegel.
    Dann sah er, wie sich ihre Lippen bewegten.
    Nein. Das konnte nicht sein.
    Rasende Wut kochte in ihm hoch.
    Wie war er so schnell hierher gekommen? Wie hatte er sich unbemerkt so nahe an ihn heranschleichen können?
    Das war unmöglich! Ein Trick. Bestimmt.
    Er legte den Gang ein. Setzte den Fuss aufs Gas. Den Blick fest auf den Rückspiegel gerichtet.
    Du wirst mir nicht entkommen.
     
    Ben hörte das Getriebe. Er liess vom Seil ab und holte die Kette hervor, die ihn vom Motorrad geholt hatte. Er legte die vorgefertigte Schlaufe über die Anhängerkupplung. In geduckter Haltung eilte er anschliessend zu einem der Stützbalken.
     
    Er sah eine Bewegung. Dann sah er den Mann, wie er zum Stützbalken rannte. Er war es tatsächlich.
    Dieser…
    Der Gedanke blieb in der Luft hängen. Blind vor Wut drückte er das Gaspedal durch.
    Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht beobachtete er ihm Rückspiegel, wie Emma abhob.
    Sie verlor den Boden unter den Füssen. Panik zeichnete sich in ihrem Gesicht ab.
    Gut so.
    Ben machte einen verzweifelten Hechtsprung.
    Was auch immer du vor hast, du kommst zu spät.
    Da fuhr ein Ruck durch den Pickup.
    Die Räder spulten durch. Das Auto kam nicht mehr von der Stelle.
    Was zum Teufel…?
     
    Ben hechtete zum Pfosten, warf die Kette um dessen Fuss.
    Als Antonius Gas gab, verlor Ben ein beträchtliches Stück der Kette aus den Händen und Emma ihren Halt.
    Hektisch versuchte er zu retten, was zu retten war. Solange sie ihr Genick nicht brach, gab es Hoffnung. Er bekam den Karabiner gerade noch in ein Kettenglied, als Emma die Erde nur noch mit der Spitze des grossen Zehs berührte.
    Keine Sekunde zu spät.
    Dennoch, sie würgte und hustete. Das Seil lag eng um ihren Hals.
    Sie versuchte mit ihren Händen ihren Hals zu schützen. Aber das ging nicht. Die Hände waren noch immer auf dem Rücken zusammengebunden.
    Ben schnappte sich einen breiten Stein. Er wollte ihn Emma unter die Füsse legen.
    Da hörte er den Motor erneut aufheulen. Ben sah über seine Schulter zurück.
    Am Pickup leuchteten die Rückfahrlichter.
    Der Motor des Wagens heulte auf. Das Fahrzeug raste mit Vollgas rückwärts. Direkt auf Ben zu.
    Emma stiess einen entsetzten Laut aus.
    Die Spannung auf dem Seil gab auf einmal nach. Emmas Füsse fanden wieder Boden, konnten aber nichts damit anfangen. Es ging alles zu schnell. Unsanft schlug sie mit dem ganze Körper auf der Erde auf.
    Das Auto überwand die letzten steinernen Überreste des Fundaments problemlos.
    Ben reagierte. Er sprang zur Seite. In letzter Sekunde. Der Wagen krachte gegen den Balken. Genau dort, wo Ben gerade eben noch gewesen war.
    Der Balken geriet ins Wanken.
     
    Er legte den Gang ein.
     
    Benommen richtete Ben sich auf. Er versuchte, die Situation zu erfassen. Das Auto, wie es wegfuhr. Emma, wie sie dem Seil ausgeliefert war. Wie es sie durch die Kraft des Wagens wieder auf die Füsse zwang.
    Sie musste vom Seil weg. Und dieser Wahnsinnige vom Steuer.
    Ben rannte los. Im Rennen hob er den flachen Stein wieder auf, den er bei seinem Ausweichmanöver fallen gelassen hatte. Schnell schob er ihn Emma unter die Füsse.
     
    Wie vom Teufel besessen gab er Gas. Das Seil über dem Balken strafte sich. Er beobachtete im Rückspiegel, wie Ben Emma einen Stein unter die Füsse legte.
    Oh, nein. So nicht.
    Da gab es einen erneuten Ruck.
    Nicht nur das Seil hatte sich wieder gestrafft, sondern auch die Kette.
    Wütend schlug er auf das Lenkrad.
    Er würde sie wohl anders töten müssen.
    Er griff an die Tür, um sie zu öffnen.
    Da war Ben aber schon bei ihm. Er riss mit einer Hand die Tür auf, mit der anderen schlug er Antonius ins Gesicht.
    Überrascht begriff Antonius
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