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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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Eric Frank Russell
KLEINARBEIT
     
    Daß ein Brite eine völlig phantastische und dabei sehr lebendige Story über die Arbeitsmethoden der amerikanischen Polizei schreibt, ist an sich schon bemerkenswert; daß 1956 (also vor dem Sputnik) eine Geschichte über einen fremden Raumsatelliten von ihm erschienen ist, die nur in zwei oder drei Punkten geändert werden müßte, um auch heute aktuell zu sein, ist noch bemerkenswerter. Und obendrein scheint Eric Russell sie aus dem Ärmel zu schütteln. (Im Grunde genommen sind – wie alles Gutgeschriebene – natürlich auch Eric Russell’s Stories das Ergebnis einer äußerst einfallsreichen Phantasie und harter Arbeit). Mr. R. ist auch der Verfasser einer heiteren Geschichte über die Abschaffung des Radios, die ins Jahr 1937 zurückverlegt ist. Allerdings haben die Zeit, der zweite Weltkrieg und das Fernsehen diese Erzählung inzwischen veralten lassen; obwohl ihr Autor sie wahrscheinlich ohne viel Mühe so »umfrisieren« könnte, daß sie auch heutzutage amüsant und »möglich« wäre.
     
    *
     
    Soweit sich eine andromedanische Gedankenform drucken läßt, war sein Name Harasha Vanash. Das Furchtbarste an ihm war seine Arroganz. Furchtbar, weil berechtigt. Er hatte seine Macht an fünfzig feindlichen Welten ausprobiert und unbesiegbar gefunden.
    Das wertvollste Gut, das jede lebendige Kreatur ihr eigen nennen kann, ist ein Gehirn von schöpferischer Phantasie. Das ist ihre stärkste Waffe, ihr Machtzentrum. Für Vanash allerdings war das Gehirn eines Widersachers nur eine weiche, funktionsunfähige Masse, seine verwundbarste Stelle, etwas, das man ausbeutete, dessen man sich beliebig bediente.
    Selbst er hatte seine Grenzen. Die Hirne seiner eigenen Spezies konnte er nicht beeinflussen. Auch mit Lebewesen von untergeordneter Intelligenzstufe konnte er nichts anfangen. Aber wenn ein Artfremder denken konnte und Vorstellungsgabe besaß, dann war er ein gefundenes Fressen für Vanash.
    Vanash war ein Hypnotiseur ersten Ranges. Jedes intelligenzbegabte Wesen im Umkreis einer Meile konnte er im Bruchteil von einer Sekunde davon überzeugen, daß schwarz weiß war, richtig falsch, die Sonne grün und der Polizist an der nächsten Ecke König Faruk. Selbst wenn es gesundem Menschenverstand völlig zuwiderlief, würde sein Opfer eidesstattliche Erklärungen unterzeichnen, auf die Bibel, den Koran oder was auch immer schwören, und dann abgeführt und auf seinen Geisteszustand hin untersucht werden.
    Nur eine Grenze, die die Natur eines für den ganzen Kosmos gültigen Gesetzes zu haben schien, war ihm gesetzt; er konnte kein Lebewesen zur Selbstzerstörung zwingen. An diesem Punkt brach sich seine Macht; der universelle Selbsterhaltungstrieb leistete ihm Widerstand.
    Allerdings erging es seinen Opfern wie dem Kaninchen mit der Schlange. Sie bildeten sich ein, gelähmt zu sein und dem sicheren Tod nicht mehr entrinnen zu können. Er konnte einen Bootes’schen Appolan nicht dazu überreden, sich die Gurgel durchzuschneiden; aber er vermochte, sein Opfer zur Regungslosigkeit erstarren zu lassen, während er ihm diesen Liebesdienst erwies.
    Ja, Harasha Vanashs Selbsteinschätzung war nicht aus der Luft gegriffen. Wenn man sich in fünfzig Welten umgesehen hatte, brauchte man sich auch von der einundfünfzigsten nicht in Aufregung versetzen lassen.
    Mit entsprechender Nonchalance landete er auf der Erde. Den vorhergehenden Tag hatte er dazu benutzt, den Planeten näher in Augenschein zu nehmen, und seine Schnüffelei hatte die üblichen Gerüchte über Fliegende Untertassen in Umlauf gesetzt, obwohl sein Schiff nicht die geringste Ähnlichkeit mit solch einem Objekt aufwies.
    Er erreichte ungesehen die Hügel; landete an einer vor Sicht geschützten Stelle, stieg aus, und stellte den Automechanismus des Schiffes ein, der es in eine Umlaufbahn einschwenken lassen würde. Zwischen den Felsen versteckte er den kleinen, kompakten Apparat, mit dem er – falls nötig – das Schiff zurückrufen konnte.
    So weit oben war es einigermaßen sicher. Die Chance, es mit einem Teleskop auszumachen, war gering. Selbst wenn die Erdbewohner sein Vorhandensein entdeckten, konnten sie nichts unternehmen. Sie verfügten noch nicht über Raumschiffe. Ihnen blieb nur übrig, zu schauen, sich zu wundern und besorgt die Köpfe zu schütteln.
     
    *
     
    Seine gestrige, vorläufige Untersuchung hatte ihm praktisch nichts über die einheimischen Lebensformen verraten. In erster Linie hatte er wissen
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