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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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Ersatz zum Beispiel nennen.
    Nun, in Vanashs Vorstellungswelt existierte so ein Begriff nicht. So wartete er hinter seinen Büschen, bis schließlich ein nichtssagendes Individuum aus seinem Wagen kroch, höflich herumschlenderte, so daß Vanash es geistig von Kopf bis Fuß abphotographieren konnte und in sich aufnehmen. Vanash war mit sich zufrieden.
    Acht Kilometer weiter nördlich lag eine kleine Stadt und sechzig Kilometer weiter eine große. Der kleinere Ort war für den Anfang besser; später würde dann die City drankommen. Eigentlich hätte er jetzt kühn sein Versteck verlassen und sein Modell zwingen können, ihn an den gewünschten Ort zu fahren.
    Die Idee war verlockend, aber unvernünftig. Bald genug würde man sich hier mit unerklärlichen Geschehnissen auseinanderzusetzen haben, und es war ratsam, das erste dieser Ereignisse nicht in unmittelbarer Nähe des Landeplatzes geschehen zu lassen. Der mit dem Käppi könnte sich zu lange und zu laut über den erstaunlichen Zufall verbreiten, daß ein Kunde seinen exakten Zwilling im Auto mitgenommen hätte. Und das Opfer selbst mochte tiefsinnige Überlegungen anstellen, wie es jemanden aufgegabelt hätte, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    Er ließ das Auto davonfahren und wartete, bis Joe im Gebäude der Tankstelle verschwunden war.
    Der erste Wagen, der daherkam, gehörte einem Vertreter, der nie jemanden mitnahm. Seinetwegen konnten die Anhalter warten, bis sie Grünspan ansetzten.
    Er hielt an, ohne zu wissen, warum. Alles, was er wußte, war, daß er in einem Augenblick geistigen Weggetretenseins mit einer langjährigen Gewohnheit gebrochen und einen dünnlippigen, schweigsamen Menschen aufgelesen hatte, der an einen Beerdigungsunternehmer mittleren Alters erinnerte.
    »Wie weit?« fragte der Vertreter.
    »Die nächste Stadt, Northwood«, antwortete Vanash. Der andere hätte schwören können, diese Worte laut und deutlich vernommen zu haben. In Wirklichkeit hatte er diesen Namen nur aus dem Bewußtsein des Fahrers herausgepickt und dann zurück-projiziert.
    »Wo soll ich Sie absetzen?«
    »Ist mir gleich. Northwood ist nicht groß. Wo es Ihnen paßt!«
    Der Fahrer gab einen Laut der Zustimmung von sich und darin erschöpfte sich ihre Unterhaltung. Bis Northwood war er damit beschäftigt, sich über sein Samaritertum zu wundern.
     
    *
     
    Vanash stellte fest, daß der Platz, den er sich ausgesucht hatte, ziemlich bescheiden war. Die Geschäfte lagen an der langen Hauptstraße und zwei kürzeren Seitenstraßen. Außerdem befanden sich vier mittlere Industriebetriebe in Northwood; drei Banken, ein Postamt, ein Feuerwehrhaus und noch ein paar andere öffentliche Gebäude. Seiner Schätzung nach hatte der Ort zwischen vier- und fünftausend Einwohner, von denen mindestens ein Drittel auf den umliegenden Farmen arbeitete.
    Er schlenderte die Hauptstraße entlang, ohne jemandem aufzufallen. Lediglich ein Hund stieß ein lautes Gejaule aus, als er ihn sah, und raste davon, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Niemand kümmerte sich um den Vorfall. Auch er nicht.
    Die erste der Übungsstunden, die ihn mit irdischen Verhältnissen vertraut machen sollten, absolvierte er in einem Laden. Neugierig, wie die Käufer zu dem Gewünschten kamen, betrat er mit einer ganzen Reihe den Laden. Sie benutzten eine Art bedruckten Papiers und kleine Metallscheiben als Zahlungsmittel. Das bedeutete, daß er sich eine Menge Schwierigkeiten ersparte, wenn er sich mit einem gewissen Vorrat davon ausstattete.
    Er ließ sich von der Menge in einen überfüllten Supermarkt schleusen und hatte bald eine ungefähre Vorstellung von seinem Relativwert und seiner Kaufkraft. Als nächstes verhalf er sich zu einem kleinen Betrag und war klug genug, es sich mittels eines der Erdlinge zu beschaffen. Das Verfahren war kinderleicht.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf eine plumpe, ältere Frau, deren ganze Erscheinung Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit ausstrahlte. Ihre Antwort auf diese Konzentrationsübung war, daß sie unbemerkt den Geldbeutel der vor ihr stehenden Frau von deren Tasche in die ihre gleiten ließ. Vanash folgte ihr ein paar Schritte auf der Straße. Sie legte den Geldbeutel auf eine Einfassungsmauer, ging nach Hause und fragte sich bestürzt, ob sie noch richtig im Kopfe sei.
    Die Ausbeute belief sich auf zweiundvierzig Dollar. Vanash verstaute sie sorgfältig, suchte eine Cafeteria auf und stärkte sich mit einem guten Mittagessen. Er hätte es mit anderen
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