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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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Methoden auch umsonst bekommen können, aber solche Taktiken waren verräterisch und konnten mit einem Funken Inspiration kombiniert werden. Einen Teil der vor ihm auf dem Teller liegenden Nahrungsmittel fand er abstoßend, aber den Rest brachte er hinunter. Es würde seine Zeit dauern, bis er herausfand, was ihm schmeckte.
    Dann war da noch das Problem zu lösen, wo er die Nacht verbringen sollte. Er brauchte seinen Schlaf so nötig wie jede untergeordnete Gattung. Eine Nacht auf freiem Feld oder in einer Scheune war nicht standesgemäß. Der Herr schläft nicht im Heu, während die Untergebenen sich in den weichsten Betten räkeln.
    Er brauchte eine kleine Weile, bis er durch Beobachtung, Fragen und kurze Gehirnanalysen bei den Vorübergehenden herausgefunden hatte, daß ein Hotel oder eine Pension in Frage kam. Das erstere paßte ihm nicht. Es war zu öffentlich und zu belebt und stellte zu große Anforderungen an seine Versteckspielkünste. Aber in einer ruhigen Pension ohne Zimmermädchen mit Nachschlüsseln usw. konnte er mit Muße seine Schlachtpläne ausarbeiten.
    Eine geeignete Pension hatte er bald auf getan. Eine rotbäckige Weibsperson, deren Gesicht vier Warzen zierten, zeigte ihm sein Zimmer und verlangte zwölf Dollar im voraus, da er kein Gepäck hatte. Während er zahlte, informierte er sie, daß er William Jones hieße, hier eine Woche auf Geschäftsreise sei und seine Ruhe haben wollte. Als Antwort vertraute sie ihm an, daß er sich an einem Hort des Friedens befinde, für Herren, wohlgemerkt, und daß ein dahergelaufener Nichtstuer, der auf die Idee käme, irgendeine Schlampe mit aufs Zimmer zu nehmen, sofort hinausgeworfen würde.
    Er versicherte ihr, daß er nicht im Traum an so etwas dächte, was wahr genug war, denn für ihn hätte ein solcher Traum alle Merkmale eines Alptraumes gehabt.
    Er setzte sich auf den Bettrand und überdachte seine bisherigen Erlebnisse. Es hätte ihn nicht viel Mühe gekostet, sie voll zu bezahlen, ohne ihr einen Cent auszuhändigen. Sie wäre überzeugt gewesen, das Geld erhalten zu haben. Trotzdem hätten die zwölf Dollar gefehlt, und sie hätte sich schwarz geärgert über den geheimnisvollen Verlust. Und wenn er länger bleiben wollte, mußte er den Trick wiederholen, bis, da der fehlende Betrag haargenau mit seiner Rechnung übereinstimmte, auch einem Idioten ein Licht aufgegangen wäre.
    Eine Möglichkeit wäre, jemanden um die Miete für eine Woche zu erleichtern, dann den nächsten und so fort. Diese Taktik hatte allerdings ihre Nachteile. Wenn es sich herumgesprochen hatte und die Jagd auf den Dieb begann, müßte er dauernd seine Identität verändern. Sich so zum Opfer der jeweiligen Umstände zu machen und sich quasi Bedingungen von diesen Erdlingen auferlegen zu lassen, widersprach seinem Selbstgefühl. Eines stand allerdings fest. Auf dieser Welt mußte man Geld haben, um sich ohne irritierende Komplikationen darin bewegen zu können. Entweder mußte man eine gehörige Menge davon besitzen oder ständig die Sinnestäuschung hervorrufen, daß man es besäße. Die Entscheidung, welche von den beiden Alternativen die bequemere war, setzte keine außergewöhnliche Intelligenz voraus.
    Auf andern Planeten hatten sich die Formen des dort existierenden Lebens als so träge, unentwickelt und dumm, ihre Zivilisation sich als so rudimentär erwiesen, daß er schnell die Verwendbarkeit – eine begrenzte, leider – der zukünftigen Verbündeten hatte einschätzen können. Hier war die Lage verwickelter und benötigte detaillierte Erkundungen.
    Die Hälfte des nächsten Tages verbrachte er damit, das Geld zu einer befriedigenden Quelle zurückzuverfolgen. Nachdem er die Quelle aufgespürt hatte, unterzog er sie einer genauen Untersuchung. Kurz, er plante einen Banküberfall.
     
    *
     
    Der Mann, der langsam den Korridor entlangtrottete, wog zweieinhalb Zentner, hatte ein gespaltenes Kinn und einen imposanten Bauch. Ein Fettwanst – auf den ersten Blick. Erste Eindrücke können sehr täuschen. Mindestens die Hälfte aller Weltschwergewichtsringer haben diese Figur. G. Rider fiel nicht ganz in diese Kategorie, obwohl er, wenn es sein mußte, Körper durch die Luft wirbeln konnte, daß jeder herumstehende Nassauer sich versucht fühlte, seine Dienste als Manager anzubieten.
    Er blieb vor einer Tür mit Milchglasscheibe stehen, die folgende Aufschrift trug: UNITED STATES TREASURY-INVESTIGATION. Er klopfte an, daß die Tür in ihrem Rahmen erzitterte, trat ein,
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