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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen
Autoren: Groff Conklin
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ohne auf ein Herein zu warten und plazierte sich ohne vorherige Aufforderung auf einen Stuhl.
    Auf dem scharfen Gesicht des Individuums hinterm Schreibtisch malte sich leichte Entrüstung.
    »Eddi, ich habe einen ganz saftigen Brocken für dich.«
    »Wann war’ er nicht saftig gewesen!« Rider stemmte gewaltige Pranken auf ebenso gewaltige Knie. »Worum geht’s denn diesmal? Wieder jemand, der ein paar Blüten unter die Leute bringt?«
    »Nein, ein Bankraub.«
    Rider runzelte die Stirn. »Seit wann sind wir dafür zuständig? Falschgeld und illegaler Kapitalverkehr ist unsere Sache – alles andere ist Sache der Polizei!«
    »Die Polizei kommt nicht weiter damit.«
    »Wenn die Bank staatlich versichert ist, können sie ja die Feds holen!«
    »Sie sind nicht versichert. Wir haben uns bereit erklärt, ihnen eine ›hilfreiche Hand‹ zu leihen. Und wer die Hand leiht, bist du!«
    »Wieso?«
    Der andere holte tief Atem und erklärte: »Irgendein smarter Bursche hat der Bank in Northwood die Verantwortung für zwölftausend Dollar abgenommen – und kein Mensch weiß, wie! Captain Harrison von der Northwooder Polizei rauft sich die Haare. Wenn man ihm zuhört, sieht es so aus, als ob es endlich jemandem gelungen wäre, das perfekte Verbrechen zu begehen.«
    »Und warum zieht man uns hinzu?«
    »Mit Unterstützung der Bank hat Harrison festgestellt, daß die Beute einundvierzig Hundertdollarscheine enthält, die alle fortlaufend numeriert sind. Diese Nummern weiß man; die anderen nicht. Er hat uns telephonisch die Zahlen mitgeteilt, in der Hoffnung, daß die Scheine irgendwo auftauchen und wir der Spur nachgehen können. Embleton war am Apparat, unterhielt sich eine Weile und bekam Interesse an der These vom perfekten Verbrechen.«
    »So!«
    »Er beriet sich mit ihr. Wir fanden beide, daß jemand, der es so meisterhaft versteht, sich das Zeug zu beschaffen, eine genauso schwere Bedrohung für den Geldumlauf darstellt wie ein Fälscher, der im Großen arbeitet.«
    »Hm!«
    »Dann habe ich die Sache ganz oben zur Sprache gebracht. Ballantyne selbst hat entschieden, daß wir zum Eingreifen berechtigt sind. Ich habe dich bestimmt.« Er wandte sich den Papieren auf dem Schreibtisch zu und griff nach einem Bleistift. »Fahr nach Northwood und muntere Chief Harrison ein bißchen auf!«
    »Jetzt gleich?«
    »Irgendein zwingender Grund, warum es erst morgen oder nächste Woche sein soll?«
    »Muß heute abend babysitten.«
    »Sei nicht albern!«
    »Ist nicht albern. Nicht bei diesem Baby.«
    »Du solltest dich was schämen. Bist knapp zwei Jahre verheiratet und hast eine reizende Frau, die dir vertraut…«
    »Sie ist ja das Baby«, informierte ihn Rider. »Ich habe hoch und heilig versprochen, daß ich heute abend mit ihr …«
    »Und ich habe Harrison und Ballantyne versprochen, daß du die Sache mit deiner elefantenhaften, alles niedertrampelnden Energie und Tüchtigkeit in die Hand nimmst. Was ist dir wichtiger, dein Job oder …? Nimm den Telephonhörer und sag deiner Frau, daß die Pflicht vorgeht!«
    »Okay!« Er schlug die Tür zu, ging in die Telephonzelle auf dem Gang und brauchte zweiundzwanzig Minuten zu dieser Mitteilung.
     
    *
     
    Chief Harrison war groß, mager und sehr nervös.
    »Ich fange erst gar nicht mit dem Berichten an. Die direkte Zeugenaussage ist besser als Information aus zweiter Hand. Den Zeugen habe ich kommen lassen, als ich erfuhr, daß Sie sich auf dem Weg zu uns befanden.« Er schaltete die Sprechbox auf dem Schreibtisch ein. »Schicken Sie bitte Ashcroft herein.«
    »Wer ist das?«, fragte Rider.
    »Erster Kassierer der Bank und ein armer Mensch, der an seinem Verstand zweifelt.« Er wartete auf den Zeugen und machte die beiden Männer miteinander bekannt. »Mr. Rider, Sachbearbeiter. Er möchte Ihre Story hören.«
    Ashcroft nahm Platz und rieb sich müde die Augen. Er war ein weißhaariger Mann Anfang sechzig, ruhig und solide.
    »Ich erzähle es jetzt zum zwanzigsten Mal, und jedesmal klingt es verrückter,« beklagte er sich. »Ich kann einfach nicht fassen …«
    »Regen Sie sich nicht auf«, meinte Rider beruhigend. »Schildern Sie mir den Hergang; so ruhig, wie Sie können.«
    »Jede Woche richte ich die Lohngelder für die Dakin Glas Gesellschaft her. Sie liegen zwischen zehn- und fünfzehntausend Dollar. Am Tag zuvor teilt uns die Gesellschaft die exakte Summe mit und wie sie es abgezählt haben will, und bis zum nächsten Morgen haben wir es dann fertig.«
    »Und dann?«
    »Dann
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