Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
teilten wir uns die neuesten Nachrichten mit und bekakelten sie ein bißchen, aber leger.
    Als erstes erfuhren wir, daß die Greifer ihr tägliches Erscheinen ei n gestellt hatten und auf die Beseitigung der Abfallgebirge umprogra m miert worden waren. Eine Meldung hieß: Großartiger Erfolg, Lume n stadt steht nun schon ein Jahr mit ein und derselben Einrichtung.
    Die Meldungen waren in unterschiedlichem Stil gefaßt. Valentin Fuks, der sich mit kleinen Nachrichten ein Zubrot verdiente, meldete immer blumig. Die Mitteilungen der Prudenten hörten sich trockner an, die atmosphärischen Störungen, volkstümlich als Modderwind bezeichnet, sind seit dem Soundsovielten um 72 Prozent zurückgegangen.
    Valentin Fuks meldete, die verdienstvollen Wissenschaftler Hiron i mus und Petronius haben sich unter den herrlichen Bäumen des ersten wiederbelebten Waldes eine Freizeithütte gebaut. Oder: Ein grandioses Sportstadion für die fleißigen Arbeiter von Omega elf wurde auf dem einstmals als Höllenzentrum bekannten Gelände in einer würdigen und erhebenden Feierstunde eingeweiht.
    Ein bißchen mehr als sonst sagten wir zu der Meldung, daß den L u men, nachdem ihnen bescheinigt werden konnte, daß ihr Fleisch zwar willig, ihr Geist aber zu schwach gewesen sei, produktive Arbeit zu le i sten, von den Prudenten und Roburen eine Rente gezahlt werde, ein Aufwand, der dazu diene, die Gesellschaft auf Omega elf vor destrukt i ven Eingriffen zu schützen.
    Sonnenblume bejubelte diese Maßnahme als wahrhaft großzügig im Sinne einer neuen Menschlichkeit.
    Elektra und ich waren froh, daß die Prudenten und Roburen unsern Vorschlag wahrmachten, an den Lumen keine Rache zu üben, nachdem sie ihre Waffen vernichtet hatten.
    Für die Lumenkinder sehe ich noch nicht mal schwarz, sagte Elektra, die können bei wissenschaftlich ausgearbeiteter Ernährung noch zu ganz passablen Gliedern der Gesellschaft werden.
    Als die Nachricht kam, daß das von den Lumen aufgestellte Kontak t verbot zwischen Prudenten, Roburen und Lumen aufgehoben sei, w a ren wir noch mehr beruhigt.
    Zunächst einmal werden sie sich vermischen, prophezeite ich, und allmählich werden sich ihre angeborenen und manipulierten Eige n schaften ausgleichen. Ich bin sicher, daß den Prudenten noch mehr einfällt. Aber wir haben wenigstens keine Verhältnisse mit Mord und Totschlag zurückgelassen.
    Das haben wir schon jetzt nicht, sagte Elektra, und es hätte ja auch im Widerspruch zu unserer Mission gestanden.
    Du bist historisch so gebildet, sagte ich, irre ich mich, oder ist es schon vorgekommen, daß moralische Missionen Mord und Totschlag zurückgelassen haben?
    Wir stritten nicht, merkwürdig, wir ließen manche Frage, über die wir sonst tagelang geredet hätten, offen hängen, wir waren als Friedense n gel zu diesen unheimlichen Erscheinungen des Lebens hingeflogen, nun waren wir anscheinend selber friedlich. Der Beruf färbt manchmal auf den Charakter ab.
    Aber waren wir wirklich friedlich? Waren wir nicht eher abgeklärt, konnte uns nichts mehr aufregen, waren wir vielleicht alt geworden? Wenn ich Elektra betrachtete, konnte ich von Alter nichts feststellen, ich fand sogar, sie sah noch jünger aus als auf dem Hinflug, wo sie da u ernd Meteoritenkörnchen pickte. Auch ich war gut in Form.
    Einmal erregten wir uns noch ein bißchen. Das war, als Fuks von der Enthüllung eines Merkur-und-Elektra-Erdenson-Denkmals auf dem bunten Platz in der Lumenstadt berichtete, das hehre Retterpaar, u m strahlt von einer Aureole geistiger Leuchtkraft, die uns durch die Jah r tausende begleiten wird, Hand in Hand, in Erz gegossen, gestiftet von den dankerfüllten Lumen.
    Elektra wollte gegen die Aufstellung des Denkmals protestieren. Man braucht sich das doch nicht gefallen zu lassen. Das ist doch Vergewalt i gung der Persönlichkeit.
    Dagegen gibt es, wie jeder weiß, auf unserer Erde einschlägige Gese t ze. Auf Omega elf war man noch nicht soweit.
    Am meisten beleidigt mich die Heuchelei, sagte Elektra.
    Heuchelei würde ich das nicht nennen, sagte ich, ich glaube, sie sind wirklich dankerfüllt, sie haben jetzt ihre Rente. Das war es doch, was sie auf der Erde auch wollten.
    Je mehr wir uns von Omega elf entfernten, desto spärlicher wurden die Nachrichten. Manchmal empfingen wir monatelang keine einzige, und dann hatten wir auch nichts zu bereden.
    Jeder zog sich in seine Koje zurück. Ein paarmal widmeten wir uns der Liebe, aber sie gelang nicht so, wie wir es vom Hinflug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher