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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
Autoren: Johanna und Günter Braun
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ganzen Reise ohne Spiele sein.
    Da sah ich die Zeit in der Kapsel erschreckend vor mir. Die Kapsel war in meinen Augen ein Schneckenhaus, die Schnecke zog eine lange klebrige Spur durchs All. Ich dachte, ohne Ludana könnte ich die Zeit nicht überstehen.
    Aber wie wird das zwischen Elektra und dir?
    Wie soll es werden, sagte Ludana, Elektra ist mir sympathisch. Ich finde sie sehr nett.
    Aber ich sah schon Büschel ausgerissener Haare im Raumschiff li e gen, silberne und goldne, und ich sagte: Elektra ist meine Frau. Das ist doch schön, sagte Ludana. Wir werden uns alle drei sehr gut vertragen. Du bist doch von der Erde, Merkur. Da ist doch Liebe freiwillig.
    Freiwillig schon, sagte ich, aber immer nur mit einer.
    Du bist kein Lume, sagte sie, wenn du Lume wärst, dürftest du nicht mit zwei Frauen fliegen. Die sind ja pinselig, aber du, der es ablehnt, Gefühlsäußerungen zu unterdrücken, der weint, wenn es ihm weh tut, du bist ein Erdenmensch der allerneuesten Zeit.
    Wie sollte ich ihr nun erklären, daß meine Vorfahren in den Utopics, die sie verfertigten, von einer in Zukunft nicht mehr vorhandenen E i fersucht geschrieben hatten. Sie meinten, wenn sich die gesellschaftl i chen Verhältnisse änderten, würde Eifersucht nicht mehr sinnvoll sein und folglich absterben. Vielleicht hatte ein alter Lume so einen Utopie auf Omega elf verschleppt und damit die Legende verbreitet, auf der Erde gäbe es keine Eifersucht mehr.
    Ihr lebt, mit wem ihr wollt, sagte Ludana. Ihr seid doch vollkommen frei.
    Ich sagte, aber wenn wir denjenigen, den wir lieben, mit einem and e ren teilen sollen, werden wir traurig oder bösartig, und manchmal ste r ben wir sogar daran. Sogar heute noch.
    Das verstand Ludana überhaupt nicht. Man liebt doch nicht nur einen einzigen Menschen, es gibt ja nicht nur einen, und wenn zwei zufällig denselben lieben, ist es um so besser.
    Für mich vielleicht, sagte ich, aber denke an Elektra.
    Elektra ist so klug, sagte Ludana, ich kann mir nicht vorstellen, daß sie pinselig ist. Wenn wir den gleichen Mann lieben, haben wir doch eine große Gemeinsamkeit.
    Ludanas Logik erschien mir einleuchtend.
    Ich spreche selbst mit Elektra, sagte sie.
    Aber das widerstrebte mir, ich hatte mächtige Angst, jetzt schon ins Hotel zurückzurollen.
    In dem Haus waren die Kühlschränke und alle Schubladen und Schrankfächer voller Essen und auch Trinken.
    Wir können es gemütlich machen, sagte ich, was willst du essen?
    Ludana hatte keinen Hunger und auch keinen Appetit. Trotzdem blieben wir im Haus, bis wir mit einemmal feststellten, daß es draußen dunkel wurde.
    Im Hotel begrüßten uns Hironimus und Elektra erregt. Wir haben euch überall gesucht.
    Elektra wirkte ziemlich auf Null geschaltet.
    Ich sagte rasch: Ludana, die will mitfliegen, ich denke, das müßte möglich sein.
    So, sagte Elektra. Einfach nur: So. Dann sagte sie, wir müßten das Raumschiff klarmachen, Ludana würde noch Bescheid erhalten. Im Schiffe sagte sie, ich möchte dich nicht daran hindern, Ludana mitz u nehmen, das mußt du entscheiden, ob du es für zweckmäßig hältst und ob es für Ludana und auch für dich und mich das richtige wäre. Vergiß nicht, wir würden sie in eine fremde Umwelt verpflanzen.
    Sie ist jung, sagte ich, da spielt das keine Rolle.
    Elektra sagte, wenn du möchtest, daß sie mitkommt, dann nehmen wir sie eben mit, und wenn du es nicht möchtest, dann nicht.
    Da dachte ich an Alberna, der ich die Entscheidung überlassen hatte, ob ich nun fliegen sollte oder nicht. Ich dachte, ich wollte unbedingt zu den unheimlichen Erscheinungsformen hin, und Elektra will unbedingt Ludana nicht mitnehmen, mich packte für ein paar Minuten eine große Wut. Elektra dachte wohl, ich würde genauso wie Alberna handeln, aber dann sah Elektra zu mir herüber, während ich die Elektronik überprüfte, und sie sah nicht böse und auch nicht eifersüchtig, sondern wie ein angel aus. Merkur, du hast das mit Alberna richtig gemacht, sie hat jetzt das Gefühl, daß sie dich selbst geschickt hat, und sie denkt sicher heiter an dich zurück.
    Genauso hatte Alberna damals ausgesehen. Ich wurde unsicher. Plötzlich fand ich es edel, wenn ich darauf verzichtete, Ludana mitz u nehmen. Ich dachte, du kannst das Elektra nicht antun, nachdem wir so viel miteinander hinter uns gebracht haben. Ich wäre mir schäbig vo r gekommen.
    Ich sagte, dann starten wir am besten.
    Willst du dich von Ludana nicht verabschieden?
    Nein, sagte ich, das möchte
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