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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
Autoren: Lisa Capelli
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Im Land der Beduinen
    Ganz langsam verblassten die Sterne, beinahe unmerklich verlor der Himmel seine tief dunkle Schwärze und wurde mit jedem Augenblick ein klein wenig heller. Dann ging die Sonne auf - in einem so intensiven Blutrot, das mit Worten nicht zu beschreiben war.
    Annit Georgi war extra früh aufgestanden. Nun saß sie mit angezogenen Beinen vor dem Beduinenzelt und betrachtete andächtig das faszinierende Schauspiel. Sie war jetzt schon eine ganze Weile bei dem Beduinenstamm der Beni Sharqi in der Wüste mitten in Syrien - doch sie konnte sich an den herrlichen Farben des Himmels einfach nicht sattsehen.
    Es ist schön, hier zu sein. Doch noch schöner wäre es, wenn endlich wieder alles in Ordnung kommt, dachte sie und legte den Kopf zufrieden seufzend auf ihre Knie.
    „Annit!“
    Annit spürte eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr herum.
    Hinter ihr stand der Stammesfürst der Beni Sharqi, ein hochgewachsener, alter Beduine in einem langen, weiten weißen Gewand. Das ebenfalls weiße Tuch auf seinem Kopf wurde von einem schwarzen, doppelt geflochtenen Band gehalten. Der Beduine besaß ein ebenmäßiges Gesicht, das nun, da er in die Jahre gekommen war, von tiefen Falten durchzogen war. Obwohl er sicherlich schon das Alter eines Großvaters hatte, wirkte er stolz und kräftig und hielt sich aufrecht wie ein Speer.
    „Guten Morgen“, sagte er mit tiefer, fester Stimme und blickte Annit mit seinen tief dunklen Augen prüfend an.
    „Guten Morgen“, gab Annit lächelnd zurück. Sie freute sich, den Stammesfürsten zu sehen, und merkte, wie wohl sie sich inzwischen bei den Beni Sharqi fühlte.
    Der Beduine setzte sich neben sie in den Sand, und gemeinsam beobachteten sie schweigend, wie der Tag die Nacht vollends vertrieb.
    Anfangs war ihr der alte Beduine höchst unheimlich gewesen. Sie erinnerte sich noch genau an eine ihrer ersten Begegnungen mit ihm. Es war bei ihrem Pferd Silberstern gewesen. Wie paralysiert hatte der alte Mann damals den Rappen fixiert, während es in seinen Augen geheimnisvoll blitzte und funkelte. Dann hatte er sich wie in Trance mit langsamen Schritten dem prächtigen schwarzen Araberhengst genähert und minutenlang wie gebannt auf den kleinen hellen Stern auf Silbersterns edlem schwarzem Kopf gestarrt. Auf einmal hatte er sich wie unter einem stechenden Schmerz verkrampft, sich umgedreht und war wortlos verschwunden.
    Wie Annit inzwischen erfahren hatte, gab es einen triftigen Grund für sein Verhalten. Der Stammesfürst kannte Silbersterns Großmutter Falak. Eine wunderschöne mondhelle Stute und mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn. An diesem Abzeichen hatte er Silberstern erkannt. Scheint Lichtjahre her zu sein, dachte Annit mit einem Lächeln auf den Lippen.
    „Kwayyes?“, unterbrach seine tiefe, kräftige Stimme ihre Gedanken.
    Annit zuckte mit den Schultern. „Wie bitte?“
    Der Beduine schmunzelte. „Du hast dich hier so gut eingelebt. Daher vergesse ich manchmal, dass du unsere Sprache nicht sprichst. Entschuldige.“
    Noch nicht, dachte Annit. Aber wenn ich noch länger bleibe, bestimmt irgendwann.
    „Wie lange wirst du uns noch mit deiner Anwesenheit beehren?“, fragte der Stammesfürst, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    Annit schnaufte tief. „Also auf jeden Fall werde ich bleiben, bis das Pferderennen vorbei ist. Das ist ja schließlich auch der Grund, warum ich hier bin.“
    Der alte Beduine ließ seinen Blick zum Horizont wandern. „Es ist nur der zweite Grund.“
    „Stimmt“, nickte Annit seufzend. Der eigentliche Grund, warum sie hier in Syrien weilte, war ein Anruf ihrer besten Freundin Carolin Baumgarten aus Lilienthal gewesen. Carolin hatte die Sommerferien auf Mallorca verbracht und dort auf einem völlig verfallenen Gehöft die Mutter von ihrem magischen Pferd Sternentänzer entdeckt. Falak hieß die mondhelle Stute. Sie war so wild und aggressiv, dass ihr Besitzer Carlos Garcia sie im Stall eingesperrt hatte. Als Carolin ihn zur Rede gestellt hatte, hatte dieser Garcia ihr schließlich Falaks Geschichte erzählt. Er hatte behauptet, die Stute sei erst so wild und unbezähmbar geworden, nachdem sie ein Fohlen - Sternentänzer - zur Welt gebracht hatte. Zudem hatte er vermutet, dass es auch in Sternentänzer eine böse Seite gab - da die Stute seit seiner Geburt böse sei.
    Annit legte den Kopf in den Nacken und genoss die angenehm frische Luft, die noch nichts von der zu
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