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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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belästigt! Wenn Sie nicht angefangen hätten, in der Quästur zu arbeiten, hätte ich Sie wahrscheinlich völlig vergessen.«
    »Das weiß ich inzwischen auch, aber damals wirkte es anders. Wo immer ich auftauchte, waren Sie ebenfalls. Ich wollte Ihnen einfach einen Schrecken einjagen.«
    »Sie hätten es beinahe geschafft. Aber ich brauchte das Geld.«
    »Heute verstehe ich es. Ich hätte wahrscheinlich früher mit Ihnen reden sollen, aber ich hatte wirklich nicht den Nerv dazu.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Die Sache bei der Othello-Aufführung tut mir ehrlich Leid. Honor hatte mir vorgeschlagen, dort hinzugehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich glaube, sie wusste nicht, welches Stück gegeben wurde. Jedenfalls hat mich jedes Wort tief getroffen und alles nur noch schlimmer gemacht. Als ich Sie dann dort sah, konnte ich es nicht ertragen. Ich dachte an Chris, der sich nur zwanzig Minuten vor seinem Tod mit Ihnen unterhalten hatte, und wollte Sie nur noch umbringen.«
    »Was Ihnen auch beinahe gelungen wäre. Glücklicherweise änderten Sie gerade noch rechtzeitig Ihre Meinung.«
    »O nein. Ich konnte es einfach nicht tun. Es war anders als bei Chris, dem ich Jahre der Enttäuschung und Erniedrigung zu verdanken hatte. Es tut mir wirklich Leid, und ich hoffe, ich habe Ihnen nicht allzu wehgetan.«
    »Es ging schnell vorbei.«
    »Gut. Ich bin froh, dass wir diese Gelegenheit hatten, miteinander zu reden. Ich wollte mit Ihnen ins Reine kommen.«
    »Aber was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Kate schließlich.
    »Unerwartete oder mutige Lösungen sind nicht mein Ding, also werde ich der Vernunft gehorchen«, sagte Briony. »Ich habe heute Nachmittag einen Termin bei meinem Anwalt und werde ihm erzählen, was geschehen ist und was ich getan habe. Und dann werde ich tun, was er mir rät.«
    »Sie haben Recht. Das klingt sehr vernünftig.«
    »Ich bin der Überzeugung, dass Honor zu mir hält.«
    »Davon können Sie wahrscheinlich ausgehen.« Kate vermutete, dass Honor nur allzu gut wusste, was es bedeutet, mit einem unzuverlässigen Mann verheiratet zu sein.
    Sie saßen noch immer auf der Bank und betrachteten das Bild, als Curtis und Martha eintraten.
    »Geht es Ihnen gut, Kate?«, rief Martha schon von der Tür aus.
    »Ja, natürlich.«
    »Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht«, sagte Curtis.
    »Wir haben Sie in diesem blauen Kleid durch Oxford laufen sehen. In dem Kleid erkennt Sie jeder«, fügte Martha hinzu.
    »Und dann haben wir bemerkt, dass Ihnen jemand folgte«, fuhr Curtis fort. »Wir konnten die Person nicht erkennen, aber Martha sagte …«
    »Ich sagte, dass sie der Person ähnelte, die Kate am Abend der Othello-Aufführung im Park des Leicester Colleges angegriffen hat.«
    »Warum haben Sie an dem Abend nichts getan? Warum haben Sie mir nicht geholfen?«
    »Der Täter rannte fort, als er uns sah. Aber wir haben ihn verfolgt.«
    »Einer von uns hätte bei ihr bleiben sollen«, murmelte Martha.
    »Auf keinen Fall hätte ich dich ganz allein hinter einem Räuber herrennen lassen«, wandte Curtis ein.
    »Jedenfalls haben wir ihn am Radcliffe Square aus den Augen verloren«, berichtete Martha.
    »Und als wir ins Leicester zurückkehrten, waren Sie nicht mehr da.«
    »Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht. Geht es Ihnen wirklich gut?«, erkundigte sich Martha.
    »Bestens«, sagte Kate.
    »Ist das eine Freundin von Ihnen?«, fragte Curtis mit einem argwöhnischen Blick auf Briony.
    »Ja«, antwortete Briony. »Aber ich habe gleich einen Termin mit meinem Anwalt und muss jetzt gehen.«
    »Gut. Auf Wiedersehen, Briony.« Briony verließ den Turm. Kate blickte ihr nach. Sollte sie sie begleiten und sicherstellen, dass sie tatsächlich zu ihrem Anwalt ging? Doch es war zu spät. Briony war verschwunden.
    »Hätten Sie Lust, mit mir Tee trinken zu gehen? Ich kenne da ein Café, wo es herrliche, selbstgemachte Kuchen gibt. Sehr englisch und sehr traditionell. Ich würde Sie gerne einladen.«
    Gemeinsam verließen sie den Turm. Es regnete in Strömen. Irgendwo über Headington grollte ein Donner.

    Als Kate an diesem Abend heimkam, fiel ihr mit einiger Verspätung ein, dass sie Andrew zum Essen eingeladen hatte. Sie sah im Kühlschrank nach und fand die Reste von zwei verschiedenen Nachtischen sowie die weniger interessanten Teile eines Hühnchens. Sie hatte Knoblauch und Öl und ein halbes Dutzend verschiedener Gemüsesorten im Haus. Damit konnte man etwas anfangen. Sie machte sich an die Arbeit.
    An der
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