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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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ihre Schultern.
    Es war ein Genuß, über die Haut zu streichen, die sich nicht einmal fischig oder kalt anfühlte, sondern eine gewisse menschliche Wärme ausstrahlte. Ich wurde umschwommen von meinen kleinen Freundinnen, den Nixen, und konnte in ihre lächelnden Gesichter schauen. Auch Undine lächelte mich an. Sie umfaßte meine Handgelenke und zog mich so nahe an sich heran, daß sich unsere Körper berührten. Der Kontakt war etwas Wunderbares. Ich hatte den Eindruck, als würden zwischen uns Funken knistern. Ich spürte ihre Lippen auf meiner Haut, sogar meinen geschlossenen Mund berührte sie, und dieser ungewöhnliche Kuß unter Wasser vertrieb meine letzten Ängste. Ich wußte, daß mir die Freunde des Wassers nichts anhaben konnten. Sie hatten den falschen Weg beschritten, sie würden für ihre Überheblichkeit bestraft werden.
    Undine ließ mich los und stieß mich zurück. Ich paddelte mit Händen und Armen und hatte das Gefühl, nicht nur mein Kopf, sondern der gesamte Körper würde platzen.
    Alles in mir schrie nach Luft.
    Wieder waren es die Nixen, die mir halfen, denn sie drückten mit ihren kleinen Händen gegen meine Füße und stießen mich schwungvoll in die Höhe.
    Kurz bevor ich die Oberfläche durchstieß, klopfte mein Herz schon schneller. Ich dachte an das kleine Boot, hielt die Augen weit offen, aber die flirrende Helligkeit der Scheinwerfer ließ kein genaues Ziel erkennen. Dann war ich durch.
    Wie sagte man so schön? Man jappst nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    So erging es mir in diesem Augenblick. Ich hatte den Mund weit aufgerissen, ich atmete stockend und tief ein, ich wollte mich wieder füllen, fühlte mich auch kraftlos, denn die Kleidung wollte mich wieder in die Tiefe zerren.
    Die helfenden Hände waren noch immer da. Wie Fische wischten die Nixen dicht unter mir durch das Wasser und stützten mich auch ab, so daß meine Angst vor dem Versinken verging.
    Ich lag auf dem Rücken und konnte schräg in die Höhe schauen. Noch immer umgab mich der Schein, aber in ihn hinein drängte sich ein Schatten.
    Das Boot war da.
    Ich warf mich nach rechts, blieb auf der Seite liegen, die kleinen Hände trugen mich, und meine eigenen Schwimmbewegungen waren unbedeutend.
    Das Boot glitt heran.
    Noch immer hockte Justus Fontain im Bug. Er trieb seine Leute nicht mehr an, sie hatten die Ruder eingeholt. Der letzte Schwung trug sie auf das Ziel zu, das ich nur in sekundärer Hinsicht war, denn primär ging es ihnen um Undine.
    Das Gesicht des Justus Fontain war verzogen. Ein fast wahnsinniger Ausdruck stand in seinen Augen. Für mich hatte er keinen Blick mehr, er schaute in die Tiefe, denn in dieser gläsernen Welt zeichnete sich für ihn die Erfüllung aller Wünsche ab.
    Ich sah, daß er zitterte, er schwang auf uns nieder, als wollte er noch einmal Anlauf nehmen.
    Für einen winzigen Moment drehte er den Kopf. Ich sah in seine Augen, deren Blick schon meilenweit entrückt war. Er befand sich nicht mehr in dieser Welt, aber er hielt noch Kontakt zu ihr.
    Plötzlich schrie er: »Schieß ihn nieder, Jacob!«
    Mit Jacob war der Mann hinter ihm gemeint. Und der zog seine Waffe in dem Augenblick, als sich Justus Fontain abstieß und kopfüber in den See sprang.
    Schräg glitt er in die Tiefe, genau seinem Ziel entgegen, denn jetzt wollte er Undine.
    Ich aber schaute plötzlich in die Mündung eines Revolvers. Obwohl das Boot leicht schaukelte würde mich dieser Jacob, dessen verzerrt grinsendes Gesicht ich dicht oberhalb der Waffe sah, immer treffen. Ich kam nicht mehr weg.
    Alles war zu schnell gegangen, und die Nixen hatten nicht bemerkt, in welcher Gefahr ich schwebte. Da fiel der Schuß!
    ***
    Die Kraft der getöteten Nixen hatte Justus Fontain zu einem Wesen gemacht, das zwar lebte, sich aber fühlte, als würde es zwischen Himmel und Erde existieren oder eben zwischen zwei Welten, der realen und dem geheimnisvollen Paradies der Druiden, Aibon genannt. Er war in das Wasser gesprungen und glaubte fest daran, daß genau dieser See seine Welt war.
    Die neue Welt, die Erlösung, die ihm endgültig nur der Kontakt zu Undine bringen konnte.
    Er hielt die Augen weit offen, er schaute auf die jetzt wieder unbewegliche Gestalt, die auf der Felsenspitze ihren Platz gefunden hatte, als wäre sie dort für alle Ewigkeiten verankert worden. Sie hatte die Arme erhoben und die Hände hinter ihrem Kopf wieder zusammengeführt. Ihr Mund war nicht geschlossen. Er stand nach wie vor halb offen, und
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