Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kalt rann es mir den Rücken hinab, und in meinem Magen lag ein Klumpen aus Blei.
    Dann ging alles sehr schnell. Zu schnell für meinen Geschmack, denn auch die letzten Reste lösten sich auf.
    Zurück blieb – Wasser!
    Eine Flüssigkeit, die für mich bisher normal gewesen war, ihre Normalität jetzt allerdings verloren hatte, denn ich dachte an die Freunde des Wassers, und es fiel mir dabei nicht schwer, es mit diesem Wasser in Verbindung zu bringen.
    Eine andere Szene schob sich vor mein geistiges Auge. Ich sah mich wieder im Flur und in den Raum hineinschauen, in dem sich die Männer am Tisch versammelt hatten.
    Sie hatten dort gesessen und ihr frugales Mahl zu sich genommen. Wasser und Salat.
    Der Salat war okay, nicht das Wasser.
    Nein, mir wurde nicht übel, aber ich war nicht mehr weit davon entfernt, als ich daran dachte, was die Männer gegessen hatten. Noch jetzt klang das Plätschern und Schlürfen in meinen Ohren nach. Sie hatten die Nixen verspeist. Sie hatten das Wasser geschluckt, um so die Kraft zu bekommen, die sie brauchten, um Grenzen zu überwinden. Welche Grenzen?
    Beinahe hätte ich über meine eigene Frage gelacht. Natürlich die nach Aibon, in die geheimnisvolle Welt der Druiden, in das Paradies der Eichenkundigen, wo zahlreiche Märchen und Legenden ihre Ursprünge hatten, auch die um Undine.
    Ich stöhnte auf, als ich daran dachte, und ein gewisser Schwindel hielt mich umklammert. Das Boot unter mir schien zu schwanken, um dann wegzufliegen, doch es war nur ein Gefühl. Ich blieb an der Stelle, und hinter meiner Stirn spürte ich das harte Tuckern. Ich war schweißgebadet, dieser Vorgang hatte mich tief getroffen, doch für die Freunde des Wassers war er das größte gewesen. Aus dem Hintergrund näherte sich Justus Fontain. Er hielt irgendetwas in den Händen, einen ziemlich hohen Gegenstand. Erst als er in den Lichtschein hineintrat, erkannte ich, daß es sich um Schalen handelte, die ineinander gestellt waren und deshalb diesen Turm gebildet hatten. Fontain ließ es sich nicht nehmen, die Schalen an seine Männer zu verteilen. Jeder erhielt eine, und die Männer nickten dankbar, als hätte man ihnen Goldbarren in die Hände gedrückt.
    Ich hatte schon viel erlebt, aber dies hier war auch mir neu. Ich hockte im Boot, wischte über mein Gesicht und verstand die Welt nicht mehr, mußte jedoch einsehen, daß es immer wieder Menschen gab, die auf eine bestimmte Art und Weise versuchten, Wege in andere Dimensionen zu finden, wo angeblich ihr Glück wartete.
    Das wollte ich nicht unterschreiben. Für mich stand längst nicht fest, daß Aibon sie auch annehmen würde, denn das Land stemmte sich gegen einen Besuch. Nicht grundlos lag es so versteckt. Ein klatschendes Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. Es war deshalb entstanden, weil einer der Männer eine Kelle in den Trog hineingedrückt hatte.
    Er hatte so etwas wie die Rolle des Kellners übernommen und war ausgesucht worden, seine Freunde zu bedienen. Sie hielten ihm ihre Schalen hin, und natürlich wurde Justus Fontain als erster bedient. Im Schein der starken Lampen war alles deutlich zu sehen. Als die Flüssigkeit in die Schale hineinklatschte, glitzerte sie auf wie ein aus der Höhe fallender Wasserstrom.
    Fontain bedankte sich mit einem Nicken.
    Der Mann sagte nichts. Er bediente weiter, und ein jeder seiner Freunde kriegte von dem Wasser.
    Sie würden es trinken, essen, genießen, was wußte ich, und sie würden die Kraft der Nixen in sich spüren, einen Teil des Landes Aibon, das hatte ich mittlerweile mitbekommen.
    Was sollte ich tun? Sollte ich mich ihnen zeigen? Sollte ich meine Deckung verlassen, über sie kommen und ihnen die verdammten Schalen aus den Händen schlagen?
    Nein, nur nichts überstürzen. Ich stand allein, sie waren elf Männer, und sie waren zu allem entschlossen, wie ich schließlich vor einigen Stunden selbst erlebt hatte.
    Ich würde nicht eingreifen, sondern zunächst abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.
    Im Restaurant hatten sie mit Löffeln gegessen. Darauf konnten sie jetzt verzichten. Es war wieder Fontain, der das Zeichen gab, und daraufhin hoben sie die Schalen an und führten sie an ihre Münder. Sie kippten die Gefäße an. Die Flüssigkeit lief über ihre Lippen in den Mund, und sie schluckten.
    Ich konzentrierte mich auf einige der Gesichter, und darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Schon nach den ersten Schlucken, die nicht mehr als ein Probieren waren, leuchteten ihre Augen auf, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher