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Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Titel: Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
Autoren: Thomas Höhl
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    S.C.S.C. STERNENFAUST III
    4. März 2274, 21:47 Uhr
     
    Lieutenant Commander Robert Mutawesi blickte durch das kleine, nur etwa vierzig Zentimeter breite Fenster hinaus in die Weiten des Weltalls.
    Fenster waren auf der STERNENFAUST III eine Seltenheit. Nicht, dass es für Robert ungewöhnlich gewesen wäre, auf Fenster zu verzichten, die STERNENFAUST II – von der ersten STERNENFAUST gar nicht zu reden – hatte noch weniger Fenster gehabt. Allerdings war der Vorgänger der STERNENFAUST III auch deutlich kleiner gewesen. Auf diesem Schiff konnte man zum Teil über hundert Meter Wegstrecke zurücklegen, ohne auf ein einziges Fenster zu stoßen.
    Der Star Cruiser, auf dem sich Robert befand, hatte den Trend, auf einem Schiff so viele Fenster wie möglich unterzubringen, radikal umgekehrt. Doch der Mangel an Fenstern hatte auf der STERNENFAUST III einen einfachen Grund. Man wollte die Crew nicht der Gefahr aussetzen, einen Blick in den HD-Raum zu werfen.
    Denn ein Blick in den HD-Raum konnte den Verstand derart überfordern, dass er bei den meisten Menschen einen unheilbaren Wahnsinn verursachte.
    Zwar bestanden die Fenster der STERNENFAUST aus sogenanntem elektrochromen, transparenten Titanstahl, dessen Polyanilin-Beschichtung erst durch eine bestimmte elektrische Ladung durchsichtig gemacht wurde. Unterbrach das Schiffssystem diese Stromzufuhr, wurde das Fenster undurchsichtig, ein Vorgang, der mit der Aktivierung des HD-Antriebs gekoppelt war.
    Dieses System war im Grunde vollkommen störunanfällig. Wurde bei einem Notfall die Stromzufuhr unterbrochen, verfärbte sich automatisch die elektrochrome Schicht und machte das Fenster schwarz und undurchsichtig. Damit war ausgeschlossen, dass durch ein Systemversagen ein ungewollter Blick in den HD-Raum gewährt wurde.
    Doch da Robert seine Jugend in einem Christophorer-Forschungscamp verbracht hatte, war ihm wissenschaftliches Denken vertraut. Er wusste, dass es so etwas wie absolute Sicherheit niemals gab. Jedes System konnte versagen, und das war wohl der Grund, weshalb es so wenige Fenster auf der STERNENFAUST gab. Die Designer des Raumschiffs wollten die Zahl der potenziellen Risiken klein halten.
    Dennoch war Robert im Moment froh, über ein solches Fenster zu verfügen.
    Zurzeit befand sich die STERNENFAUST in einem weit entfernten Orbit eines Planeten, der in großem Abstand einen Zwergstern umkreiste.
    Erneut hatte der unzuverlässige Akoluthoren-Scanner angeschlagen, und erneut war es möglich, dass sie auf dem leblosen Planeten das letzte noch fehlende Akoluthorum wieder nicht vorfanden.
    Viel konnte Robert jedoch von seinem jetzigen Aussichtspunkt nicht erkennen, so sehr er sich auch bemühte.
    Schließlich nahm er einen Schluck aus der Tasse, die er in seiner Hand hielt, und verzog das Gesicht. Der Tee schmeckte furchtbar.
    Es war seltsam. Früher hatte Robert nur selten afrikanischen Schwarztee getrunken. Die Synthodrinks hatten ihm vollkommen ausgereicht.
    Doch seit sie hier in der Andromedagalaxie unterwegs waren und seitdem er sich mehr und mehr mit der Vorstellung anfreunden musste, dass es die Milchstraße nicht mehr gab, sehnte er sich vor allem nach den kleinen Dingen zurück, die er mit der Erde in Verbindung brachte. Und dazu gehörte ausgerechnet afrikanischer Schwarztee, der zur Hälfte aus Milch bestand und der mit viel Kardamom und Zucker angereichert wurde.
    Der Zucker war noch am leichtesten zu beschaffen gewesen. Inzwischen hatten einige Techniker der STERNENFAUST einen Weg gefunden, mithilfe der Wandlertechnologie C12H22O11-Moleküle zu erzeugen. Dieses Verfahren war ziemlich aufwendig, allerdings war es einfacher, als die Saccharose mittels technischer Verfahren aus den Pflanzen zu gewinnen, die Missie von allerlei Planeten sammelte.
    Problematischer war es, an echte Syntho-Milch heranzukommen. Auch hier war es natürlich möglich, die einzelnen Bestandteile auf der STERNENFAUST zu generieren. Aber letztlich fehlten die komplexen Aromastoffe, die den typischen Geschmack von Milch erzeugten.
    Von echtem Kardamon gar nicht zu reden, das konnte mit der verfügbaren Schiffstechnik nicht synthetisiert werden. Und auch wenn Missie ihm voller Stolz den Tee übergeben hatte – mit dem Hinweis, der schmecke genauso gut, »wenn nicht besser« – mit dem Tee, den Robert von der Erde gewohnt war, hatte dieses Getränk allenfalls die Farbe gemeinsam.
    Robert spürte erneut den leicht bitteren Geschmack auf der Zunge, schloss für einen kurzen
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