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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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gerieten sie in ein wahnsinniges Entzücken. Es war alles wunderbar, sie fühlten sich so wohl und gekräftigt, sie genossen dieses Wasser, und sie setzten ihre Tassen nur ab, um Luft zu holen. Danach tranken sie wieder und leerten die Gefäße mit dem zweiten Schluck.
    Justus Fontain hatte gewartet, bis alle ihre Tassen geleert hatten. Er setzte seine noch einmal an. Ich konzentrierte mich einzig und allein auf ihn. Im grellen Licht der Scheinwerfer hatten seine Augen eine grüne Farbe angenommen, wie mir schien. Ich konnte mich aber auch täuschen. Jedenfalls trank er in kleinen Schlucken. Er genoß das ›Wasser‹, und sein Adamsapfel zuckte unter der dünnen Haut. Endlich hatte er seine Tasse leer. Er setzte sie ab, und aus seinem Mund löste sich ein breites Stöhnen. Fontain schaute sich um, er forschte in den Gesichtern seiner Freunde, nickte und sagte mit heiserer Flüsterstimme: »Das war gut. Es war ein Labsal, und es ist unser Start in ein neues Leben.«
    Sie setzten die Tassen ab, schauten in den Trog, der leer war. Ich hätte mir am liebsten mehrmals gegen den Kopf geschlagen, denn was ich da gesehen hatte, war unglaublich. Nie wäre ich zuvor auf die Idee gekommen, daß es so ablaufen würde. Es kostete mich Überwindung, ruhig zu bleiben und einfach nur abzuwarten. Die Freunde des Wassers waren fertig und hatten endlich ihre ›Kraft‹ getankt. Sie machten einen satten und zufriedenen Eindruck, der bei mir ein widerliches Bild hinterließ. Ich mochte diese glatten Gesichter nicht, in denen sich der Triumph abmalte, und hätte am liebsten in sie hineingeschlagen.
    Die Freunde des Wassers waren zufrieden. Die Spitze bildete dabei ihr Anführer, der beide Arme hob, als wollte er dafür sorgen, daß auch letzte Gespräche verstummten.
    Seine zehn Freunde wagten kaum, Luft zu holen. Sie warteten auf die Worte ihres Anführers, der sie auch nicht enttäuschte. »Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir es geschafft und die Kraft des alten Reiches Aibon getankt. Wir sind zwar noch Menschen, aber wir spüren bereits das Blut dieser Welt in unseren Körpern. Es macht uns frei, es läßt uns abheben und Grenzen einreißen. Wir alle wissen, daß der vorletzte Schritt getan ist, den letzten, den allerwichtigsten werden wir jetzt leichter gehen können. Wir haben sie genossen, wir haben ihr gezeigt, daß wir stärker sind als ihre Dienerinnen, aber noch fehlt sie uns. Undine ist es, an die wir heranwollen. Wir werden sie uns holen. Mit der Kraft des Druidenreiches werden wir an sie herankommen, und nichts kann uns mehr stoppen, das schwöre ich euch.«
    Die Blicke der Männer hingen an den Lippen ihres Anführers, der sich zu einem erlösenden Lächeln herabließ. »Wer von uns fühlt sich nicht leicht, nicht befreit? Unser Suchen ist vorbei, wir haben den Weg gefunden, was uns niemand zugetraut hätte. Die meisten Menschen wissen glücklicherweise nichts von ihr, aber wir haben den Weg gefunden. Das Tor zu Aibon ist spaltbreit geöffnet worden. Es liegt an uns, es weiter aufzustoßen, einzutreten, um dort die wahre Bestimmung zu finden. Wir, die Freunde des Wassers, wollen eins werden mit diesem wundervollen Land, das als Paradies bezeichnet wird. Eine wunderbare Märchenwelt, nicht für Kinder, sondern für uns, die Auserwählten. Wir werden über diesen Teil Aibon herrschen und Undine von ihrem Thron stürzen.«
    Die Worte hatten den Männern einen zusätzlichen Push gegeben, denn sie waren dafür. Sie ballten ihre Hände und stießen die Arme schräg in die Luft, um ihrem Anführer kundzutun, wie sehr sie mit seinen Worten einverstanden waren.
    Ich tat noch immer nichts, denn ich war in diesen Augenblicken mehr als froh, mich zurückgehalten zu haben, weil das Wichtigste noch vor mir lag. Es ging um Undine.
    Ich hatte sie gesehen, ich wußte auch, über welche Kräfte sie verfügte, und ich fragte mich, ob sie es tatsächlich zulassen würde, daß die Freunde des Wassers in ihr Reich hineindrangen, um es zu übernehmen. Auf der anderen Seite hätte ich nie gedacht, daß es noch einen anderen Weg gab, um nach Aibon zu gelangen. Es lag allein an diesem geheimnisvollen See, der als Aibon-Rest in dieser Welt zurückgeblieben war. Irgendwann in grauer Vorzeit mußte es einmal eine Verbindung vom Druiden-Paradies zur normalen Welt gegeben haben, und ich konnte mir auch vorstellen, daß dieser See damals ein Platz gewesen war, wo sich die mächtigen Eichenkundigen versammelten, um zu sterben.
    Undine herrschte über
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