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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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das Wasser, und sie schien mir eine ähnliche Funktion zu haben wie der rote Ryan oder Mandragora. Doch so genau wußte ich das nicht.
    Ich zwinkerte mit den Augen, weil sich das Licht plötzlich bewegte und über mein Gesicht hinweggehuscht war. Ein Zeichen, daß jemand die Scheinwerfer bewegt hatte.
    Ich zog mich wieder tiefer in mein Versteck zurück, ließ den Spalt aber so groß, um das Geschehen an Deck beobachten zu können. Die Freunde des Wassers bewegten sich zielstrebig. Sie wußten genau, wie sie die Scheinwerfer auszurichten hatten, und diesmal leuchteten sie in eine andere Richtung.
    Auf dem Deck gab es nichts mehr, was für sie noch von Interesse gewesen wäre. Sie wollten jetzt alles, und sie waren auch gut informiert und vorbereitet, sonst hätten sie nicht so gehandelt. Sie kippten die Köpfe der Scheinwerfer so, daß die Strahlen über die Bordwand hinweg auf das Wasser fielen und die Oberfläche aussehen ließen wie dünnes Glas.
    Es gab keinen mehr, der zum Heck hinschaute. Auch das Ruderhaus war nicht besetzt, jeder schaute nach vorn. Entweder über den Bug hinweg oder an Back-oder Steuerbord auf das Wasser hinaus, über das jetzt die langen Bahnen der Scheinwerfer hinwegglitten, um ein Ziel zu erwischen, das sich bisher noch nicht gezeigt hatte. Durch die Situation angetrieben, war auch ich das volle Risiko eingegangen und hatte die Plane so weit über meinem Kopf angehoben, daß ich einen guten Blick außerhalb des Bootes bekam und ebenfalls einen Teil des Sees überblickte, auf dessen Oberfläche die drei Scheinwerferstrahlen wanderten und einen hellen Teppich hinterließen, in dem sich tanzende Wellen wie silberne Spitzen voranbewegten und irgendwo an den Uferstreifen ausliefen.
    Bisher sah alles normal aus. Das aber änderte sich, denn plötzlich erreichten die drei Lichtstrahlen ein Gebiet, das auf mich einen veränderten Eindruck machte. Dort war das Wasser seltsam klar. Der Anblick faszinierte mich so sehr, daß ich vorsichtig meine Deckung verließ und noch vorsichtiger vom Boot her auf das Deck kletterte. Ich berührte es zuerst mit dem rechten, danach mit dem linken Fuß, blieb für einen Moment stehen, atmete tief durch und versuchte, meine Nerven unter Kontrolle zu bringen, was mir auch gelang.
    Für mich hatte niemand einen Blick. Die elf Freunde des Wassers schauten nach vorn, ihre Augen waren einzig und allein auf die besondere Stelle inmitten dieses geheimnisvollen Gewässers gerichtet. Auch ich schaute hin und hatte mich dabei auf die Zehenspitzen gestellt. Noch bewegten sich die Strahlen. Von drei Seiten huschten sie lautlos auf einen bestimmten Punkt zu, sie folgten den Anweisungen des Anführers, und sie trafen genau an der Stelle des Sees zusammen, wo sich die Veränderung im Wasser zeigte.
    Klar, durchsichtig, freier Blick.
    Ich wolle es nicht glauben, als ich in die Tiefe schaute, denn dort malte sich eine Landschaft ab. Die dunkleren Schatten waren keine Schatten, sondern Felsen.
    Man hätte sie auch als kleine, dunkle Berge ansehen können mit ihren mal spitzen, mal weniger spitzen Graten, und aus ihrer schwarzen Farbe wurde ein schimmerndes Grün, als das Licht an ihnen entlangglitt. Es war wie im Märchen, und in fast jedem Märchen spielte eine Königin mit. So auch hier.
    Auf dem höchsten Felsen saß eine nackte Frau, deren langes Haar wie eine Flut um ihren Kopf schwang.
    Ich kannte sie, die anderen sahen sie zum erstenmal, und sie überließen es ihrem Anführer, den Namen auszusprechen.
    »Undine…«
    ***
    Gunda Gumm und Bill Conolly hatten sich sehr lange nicht gerührt. Sie hockten zusammen in ihrem Schlauchboot, als wären sie ein Teil desselben. Der Anblick hatte ihnen die Sprache verschlagen, aber nicht nur er, weiter entfernt, wo der dunkle Schatten des großen Boots lag, hatten sie auch das grelle Licht gesehen. Sie hatten sogar die drei Lichtquellen ausmachen können.
    »Da ist doch ihr Kollege, nicht?«
    Bill nickte.
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Nein, ich auch nicht.«
    »Ist das schlimm?«
    Der Reporter hob die Schultern. »Ich denke nicht. John ist schlau genug, um sich zu verstecken.«
    »Hoffentlich«, flüsterte Gunda.
    Beide beobachteten weiter. Sie hätten sich gern ein Nachtglas gewünscht, doch herbeizaubern konnten sie es nicht, und so mußten sie sich schon auf ihre Augen verlassen.
    Das große Boot lag zwar relativ weit entfernt, aber nicht zu weit. Gunda und Bill bekamen mit, wie sich die Personen an Deck bewegten. Da sie sich meistens im
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