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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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drückte mir selbst die Daumen, daß sie noch lange anhielt. Die Freunde des Wassers waren von dem Anblick der Undine fasziniert. Sie hatten ihre Umgebung vergessen und einzig und allein nur Augen für dieses Phänomen.
    »Das ist der Sieg!« keuchte einer von ihnen.
    Es gefiel Justus Fontain nicht. Er hob den Arm. »Nicht so schnell, Garry. Noch haben wir das Ziel nicht erreicht, denn noch gilt es, einige Schwierigkeiten zu überwinden.«
    »Welche?«
    Justus ließ sich Zeit mit der Antwort. Ich stand hinter ihnen, außerhalb des Lichtscheins und hatte nichts zu befürchten. Verdammt, warum kriegte ich trotzdem eine Gänsehaut und schielte bereits hinüber zur Reling.
    Justus Fontain stand günstig. Er senkte den Kopf. Noch immer war er eine Antwort schuldig, allerdings nicht mehr lange. Er sprach und handelte zugleich.
    »Diesen Mann hier!« rief er und fuhr blitzschnell herum. Es blieb mir wirklich kaum Zeit. In der Sekundenspanne, in der sich Fontain bewegte, zuckten mir zahlreiche Gedanken durch den Kopf, und ich dachte daran, daß er die ganze Zeit über etwas gewußt haben mußte. Er hatte mich gesehen und trotzdem seine Schau durchgezogen. Damit hatte er Nervenstärke bewiesen.
    Seine Finger zeigten auf mich, und einen Moment später drehten sich auch die anderen.
    Meine Hand zuckte zur Beretta. Allerdings berührte sie die Waffe nur kurz, denn es hatte keinen Sinn, wenn ich sie zog und schoß. Ein Blutbad wollte ich nicht auf meine Kappe nehmen, zudem waren die Freunde des Wassers auch bewaffnet.
    Zum Glück hatte sie mein Erscheinen derart überrascht, daß sie zu spät handelten. Sie zogen ihre Waffen nicht und gaben mir die Gelegenheit, etwas zu tun.
    »Faßt ihn! Schießt ihn nieder!«
    Der Befehl erreichte mich, als ich bereits unterwegs war. Ich hatte zuvor die Distanz zur Reling genau abgecheckt. Ich brauchte drei Schritte, um den Punkt zu erreichen, wo ich mich abstoßen konnte. In diesem Moment erinnerte ich an einen Hochseilartisten, der sich von seinem sicheren Standplatz löste, um kopfüber dem Netz entgegenzuspringen.
    Nur war hier kein Netz gespannt, sondern kaltes Wasser, in das ich dann mit den Armen nach vorn gestreckt eintauchte und das Gefühl bekam, als wären all meine Körperteile, besonders die Lunge, blitzschnell eingeschlossen worden.
    Ich war weg und ebenfalls zu einem Wasserwesen geworden, das der Tiefe entgegenstieß. Dabei bewegte ich meine Beine, um mir noch mehr Schwung zu geben, denn ich mußte runter, wenn mich die Kugeln nicht erreichen sollten.
    Vor dem Eintauchen hatte ich tief durchgeatmet, so würde ich mich länger unter Wasser aufhalten können und die dunklen Stellen erreichen, zu denen das Licht der grellen Scheinwerfer nicht hinreichte. Ich tauchte ab.
    Weit hielt ich die Augen offen, doch es ist etwas anderes, ob man nur mit einer Badehose bekleidet schwimmt oder in voller Montur, so wie ich. Die Kleider hatten sich vollgesaugt, und sie hingen schwer wie Blei an meinem Körper. Sie behinderten mich bei meinen Bewegungen. Ich kam nur im Schneckentempo voran, rollte mich dann auf den Rücken und schaute in die Höhe.
    Über mir waberte der Schein, aber er veränderte sich nicht. Ein Zeichen, daß sie mich damit nicht verfolgen wollten.
    Ich schwamm, doch es fiel mir von Sekunde zu Sekunde schwerer. Allmählich wurde mir nicht nur die Luft knapp, auch die Kleidung verwandelte sich in Eisen, sie zerrte an mir, so daß ich mich fragte, ob ich es noch schaffte, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Schon einmal hatten mir die geheimnisvollen Nixen geholfen, und auch diesmal waren sie da. Sie konnten mir zwar keinen dringend benötigten Sauerstoff zuführen, dafür unterstützten sie mich auf eine andere Art und Weise, denn sie drängten ihre kleinen, aber durchaus kräftigen Arme unter meinen Rücken und halfen mir dabei, in Richtung Oberfläche zu gelangen. Sie trugen mich praktisch hoch. Ich geriet wieder in den helleren Schein und hoffte, daß ich nicht genau dort auftauchte. Die Hoffnung erwies sich als trügerisch. Ich kam genau dort hoch. Mein Kopf tanzte plötzlich auf der Wasserfläche. Durch meinen weit geöffneten Mund konnte ich die frische Luft einatmen. Sie schien mich vom Kopf bis zu den Füßen auszufüllen, es war einfach ein herrliches Gefühl, aber ich war mir auch der Gefahr bewußt.
    Die Nixen blieben bei mir. Ich spürte ihre unterstützenden Hände auch, als ich mich drehte und, geblendet durch das Licht, die Augen schließen mußte.
    Verdammt,
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