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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache
Autoren: Jason Dark
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nur um so perfekter.
    »Na, was sagst du?«
    Ich schaute zur Seite. Bill hatte es sich bequem gemacht. Noch brauchte er den Außenborder nicht anzustellen, die Strömung reichte aus, um uns auf den See zu schieben.
    »Toll, wie im Paradies.«
    »Das ist es auch.«
    »Ja.« Ich lachte, und das klang nicht gut. »Nur kann ich mir nicht vorstellen, daß du ausgerechnet mich in ein Paradies geführt hast, nicht du, mein Freund.«
    »Stimmt auffallend. Du hast ja die Fotos gesehen.«
    »Sie können auch lügen.«
    »Glaube ich nicht.«
    Ich holte ein Tuch aus meiner Jeanstasche und wischte die Nässe aus dem Gesicht. Anschließend konnte ich das Tuch auswringen, so naß war es geworden.
    Wir glitten noch immer über das Wasser hinweg, das sich in eine ruhige Fläche verwandelt hatte. Dicht unter der Oberfläche schwammen Algen, vermischt mit Wassermoos und Laub.
    Aus südlicher Richtung blitzten einige Sonnenstrahlen auf und verfingen sich auf der Oberfläche. Wo sie das Wasser trafen, sah es aus wie mit Gold gepudert.
    »Wo liegt das Hotel?« fragte ich.
    »Du kannst es nicht sehen. Ziemlich tief im Wald. Aber wir werden noch unseren Spaß bekommen«, erklärte Bill. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Augen zeigten eine für ihn ungewöhnliche Härte, die Bilder hatten ihn geschockt.
    Wir wußten nicht viel. In dieser einsamen Gegend war etwas passiert, das es eigentlich nicht geben durfte, das einer Weltsensation gleichkam, vorausgesetzt, man wußte nichts von der Existenz des Landes Aibon. Aber wer war darüber schon informiert?
    Bill und ich gehörten dazu. Wenn alles stimmte, was wir uns ausmalten, dann konnten wir den Beweis dafür finden, daß Legenden und Märchen oftmals der Wahrheit entsprachen.
    Unser Boot glitt noch immer dahin. Nur wesentlich langsamer, höchstens im Schrittempo. Ich nickte Bill zu. »Wenn dieses Hotel im Wald und in der Nähe des Sees liegt, dann hätten wir auch mit dem Wagen hinfahren können.«
    »Hätten wir.«
    »Und warum haben wir es dann nicht getan?«
    »Sagte ich es dir nicht bereits?«
    »Kann sein.«
    »Noch mal, John. Es ist ausgebucht.«
    »Wie schön für den Besitzer. Ausgerechnet um diese nicht gerade warme Jahreszeit.«
    »Man will eben unter sich sein.«
    »Wer denn?«
    »Die Freunde des Wassers. So nennen sie sich schließlich. Die Vollkommenen möchten sie gerne werden. Eins sein mit der Natur, und dann nehmen sie gewisse Dinge in Kauf.«
    Genau das war der Punkt oder das Problem. Über die gewissen Dinge wollten wir mehr erfahren. Bisher hatten sich nur Gerüchte ausgebreitet, was die Ernährung dieser Naturfreunde anging, und diese Gerüchte hatten mich nicht eben froh werden lassen. Bill Conolly erging es nicht anders. Auf die erste Begegnung mit den Freunden des Wassers war ich wirklich gespannt.
    Noch war alles so, wie man es sich vorstellt. Postkarten-Idylle, die wundersame Einsamkeit, wo die Seele des Menschen einfach durchhängen konnte und sich niemand daran störte. Auch ich hatte die hastige Fahrt des Stroms und den Wasserfall hinunter schon beinahe vergessen und gönnte meinen Augen den Genuß der wunderschönen Landschaft, die einfach unberührt aussah, so daß der Vergleich mit dem Paradies wirklich nicht abwegig war. Wenn Bill jetzt den Außenborder anwarf, würde das sehr stören, dachte ich.
    Bill tat es nicht. Statt dessen löste er zwei Paddel aus der Vertäuung, ein Piff durch die Zähne erregte meine Aufmerksamkeit, und als ich mich drehte, drückte er mir ein Paddel in die Hand. »Recht so, John?«
    »Sehr sogar.«
    »Dann leg mal den Riemen auf die Orgel. Wenn du ins Schwitzen gerätst, trocknest du schneller.«
    »Danke für den Rat. Ich fragte mich nur, wohin wir paddeln sollen.« Ich bewegte meinen Arm im Halbkreis. »Der See ist ziemlich groß. Wir können es uns aussuchen.«
    Bill Conolly deutete mit dem Daumen nach steuerbord. »Wir paddeln nach rechts, falls dir dieser Begriff geläufiger ist.«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Der entgegengesetzte gefällt mir ehrlich gesagt besser.«
    »Das kannst du halten, wie du willst. Wir müssen jedenfalls in diese Richtung.«
    »Okay, du bist der Chef.«
    Bill seufzte. »Wenn das meine Frau doch auch mal sagen würde, wäre ich richtig happy.«
    »Ich kann es ihr mal vorschlagen.«
    »Leider wird sie auf dich nicht hören.«
    Unsere lockere Unterhaltung schlief ein, denn wir konzentrierten uns auf das Paddeln, und wir bewegten uns dabei wirklich nicht langsam, sondern zogen die
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